U18 Minipraktikum mit Stefan Ziller

VON SARAH

Es ist 9:05 Uhr. Um 9:00 Uhr hat die Fraktionssitzung im Abgeordnetenhaus angefangen. Stefan Ziller, sein Mitarbeiter Hans Jagnow und ich machen uns mit einer riesigen Tasse Kaffee im Schlepptau auf den Weg nach unten. Einige Meter vom Besprechungsraum entfernt befinden sich die prunkvollen, mit rotem Teppich ausgelegten Treppen und der Eingang des Abgeordnetenhauses, das ich an diesem Donnerstagmorgen beim U18 Minipraktikum zum ersten Mal in meinem Leben betreten habe.

Nach kurzer Besprechung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen geht es los zu einem Photoshoot. Statt mit der neuesten Mode sind die Abgeordneten aber mit wiederverwendbaren grünen Teebechern ausgestattet: eine Kampagne gegen Verschwendung und Umweltverschmutzung.

Danach fängt die eigentliche Arbeit an. Abgeordnete aller Parteien und Zuschauer aller Altersklassen begeben sich nun in einen großen Saal, um an der zweimal im Monat stattfindenden Plenarsitzung teilzunehmen. Hier werden unglaublich viele aktuelle Themen besprochen: von der Fertigstellung des BER bis hin zur Flüchtlingsdebatte. Laute Zurufe und kontroverse Zwischenfragen sorgen für eine durchgängig lebendige Debatte. Besonders eindrücklich ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Ein Tag vor dem bundesweiten Holocaust-Gedenktag haben Repräsentanten aller vertretenen Parteien die Möglichkeit, ihre Gedanken über diesen Aspekt der Deutschen Geschichte mitzuteilen und ihr Bedauern sowie ihre Zukunftsvisionen zu äußern. Aufgrund der aktuellen Äußerungen Björn Höckes bricht eine hitzige Diskussion zwischen der Rot-Rot-Grün-Regierungskoalition und der AfD zum Thema Gedenken aus.

Auch wenn die Plenarsitzung den ganzen Tag andauert, habe ich die Möglichkeit, im Büro an einer eigenen Aufgabe zu arbeiten: Ich soll Fragen über Obdachlosigkeit in Berlin entwickeln, die dann in Form einer “Anfrage” zum verantwortlichen Senat geschickt wird. Mit der Antwort auf diese Anfrage wird Stefan Ziller dann versuchen, einer Lösung zu dem immer größer werdenden Problem der steigenden Zahl an Obdach- und Wohnungslosen in Berlin näher zu kommen.

Am Ende des Tages werde ich noch durch das Haus geführt, wobei ich über die historische und moderne Nutzung und Architektur des Hauses informiert werde. Dabei wird mir die große Bedeutung des Gebäudes und der Landespolitik, die hier gemacht wird, klar.

Jetzt ist es 16:05 Uhr. Nach sieben Stunden unterwegs sein im Abgeordnetenhaus kann ich mich getrost auf den Nachhauseweg machen, mit dem Wissen, dass ich viel dazugelernt habe und sogar einen „echten“ Politiker effektiv in seiner Arbeit unterstützen konnte.