Bunte Hunde in Neukölln

Vom 23.- 25.06.2017 war das Kunstfestival ,,48 Stunden Neukölln“. Als jup!- Reporterin habe ich mich an einem Tag für euch umgeschaut.

VON KATHARINA

Klanggarten

Verschiedene Klänge empfangen mich beim Betreten eines kleinen Gartens in der Nähe von der Kirchgasse in Neukölln. Überall blühen Blumen in den verschiedensten Farben. Eine richtige Farbenpracht! Ringsherum hängen an Holzbrettern verschiedene Fotos, die kreativ und eindrucksvoll aussehen. Kirsten Roya Azal, die Künstlerin, hat sich vom Islam und Sufismus inspirieren lassen.

Exkurs: Der Sufismus ist eine mystische Bewegung und hat das Ziel, die Vorschriften des Islams durch tiefere Erkenntnisse des Glaubens zu erweitern. Anhänger des Sufismus werden ,,Sufi“ genannt und verkörpern mit ihrer Musik und dem Tanz eine friedliche Auslegung des Islams. Sie sind aus diesem Grund immer wieder Angriffen radikaler Islamisten und autoritärer Obrigkeiten ausgesetzt, auch unter anderem, weil Frauen bei den Tänzen ebenso wie Männer mitmachen dürfen. Auf die Gläubigen wird kein Druck ausgeübt, und es spielt vorrangig die persönliche Beziehung zu Gott eine Rolle. Eine Mitgliedschaft darin ähnelt einer Vereinsmitgliedschaft, wo man jederzeit wieder austreten kann. Vor allem ist ihnen die politische Instrumentalisierung fremd.

Dargestellt werden soll in der Ausstellung der ewige Kampf des Lichtes mit der Dunkelheit. Durch diese Darstellung entsteht eine gewisse Dynamik in den Fotos, wie tanzende Atome. Deswegen trägt die Ausstellung auch den Namen: ,,Die Atome tanzen - Wir sind alle aus der Dunkelheit geboren“.

Es wird oft behauptet, dass die Darstellung von Menschen und Tieren in der islamischen Kunst nicht erlaubt ist. Jedoch gibt der Koran nur wenig Aufschluss darüber und so gibt es viel Interpretationsspielraum. Eines ist in dieser Ausstellung deutlich erkennbar: keine einzige reale Abbildung von Menschen oder Tieren, sondern kreative, experimentierfreudige Fotografien mit Abbildungen, die sehr stark an Pflanzen erinnern.

Vermutlich wurde der Garten als Ausstellungsort gewählt, weil der Garten im Islam eine wichtige religiöse Rolle spielt. Denn es wird so eine harmonische Konstellation zu Gott-Allah geschaffen.

Aus Lautsprechern ertönen merkwürdige, aber irgendwie auch beruhigende Geräusche. Zwischen zwei Bäumen ist eine bunte Hängematte aufgehängt. Wie gemütlich!

Nach einem kleinen Rundgang verabschiede ich mich schweren Herzens von diesem entspannten Ort mitten in der Großstadt und führe meine Tour fort.

Wünsche auf Holz

Auf dem Richardplatz sind die meisten Stände leider noch geschlossen, aber es soll hier bald eine Art ,,Wooden Cloud“ entstehen. Ganz viele Holzlatten mit den unterschiedlichsten Wünschen und Hoffnungen der Besucher*innen sollen ein schattenspendendes Dach bilden. Viele dieser Holzlatten lehnen noch am Baum. Darauf stehen Wünsche wie: ,,Ich wünsche mir, dass mehr miteinander geredet wird“ oder auch ,,Ich wünsche mir Glück und Frieden für meine Frau, meine Kinder und meine Familie“. Es sind berührende Wünsche, und manchmal auch Wünsche, die einen lächeln lassen. Denn manche wünschen sich, dass eine bestimmte Fußballmannschaft gewinnt oder dass sie das nächste Level in einem Spiel erreichen.

Martin Steinert, ein Bildhauer, erweckte dieses Projekt 2015 zum Leben. In Saarbrücken hatte es seinen Anfang und wurde 2016 in St. Petersburg weitergeführt. Dort in St. Petersburg kamen rund 3.500 Besucher*innen um ihre Wünsche auf die Holzlatten zu schreiben. Eine beeindruckende Zahl! Die nächste Station dieses Projektes wird Paris sein. Was die Menschen sich da wohl wünschen werden?

Wie wäre es, wenn...?

Wie wäre es, wenn es ein Erdbeben gäbe oder wir alle fliehen müssten? Wie viel Eigenverantwortung haben wir für unseren eigenen Lebensraum?

Besonders auf diese Fragen gehen die Künstlerinnen: Folke Köbberling, Sharon Paz und Chryssa Tsampazi in ihrer Ausstellung ,,Constructing the Earthquake“ in der Galerie am Körnerpark ein.

So gibt es eine Videoinstallation, die verdeutlicht, wie bestimmte Krisengebiete vor dem Ausbruch des Krieges waren. Mithilfe von Google Maps werden Bilder von Aleppo gezeigt, aber ein heiles Aleppo. Es wird einem das Gefühl vermittelt als würde man jemanden dabei beobachten, wie derjenige mit der Maus auf die jeweiligen Orte bei Google Maps klickt. Dabei wandert eine Figur über die Leinwand, kickt einen Papierball oder klettert eine Leiter hoch.

Mitten im Raum steht eine große Holzvertiefung mit großen Steinbrocken, wo man nach Lust und Laune drauf hämmern kann, wenn man es möchte.

Im Großen und Ganzen eine interessante Tour und ich kann euch nur empfehlen, euch ,,48 Stunden Neukölln“ nächstes Jahr vom 22.- 24. Juni 2018 anzuschauen! Mehr Infos findet ihr auf der Webseite.

Weitere Infos zum Sufismus:

https://www.blogrebellen.de/2016/02/15/wirbel-um-derwische-kurzdoku-ueber-den-sufismus/