Grüne Haare, große Stimme – Interview mit der Sängerin Au/Ra

Gerade mal 15 Jahre alt und jetzt schon ein Shooting Star: Die Alternative-Sängerin Au/Ra beeindruckt mit ihrer coolen Personality und ihrer einzigartigen Stimme. Ich durfte sie treffen und habe für euch ein paar spannende Facts über die Newcomerin herausfinden können. Welchen deutschen Song sie extrem cool findet und wie man es schafft, mit 15 Jahren durchzustarten, das erfahrt ihr hier!

VON HANNAH

Unsere erste Begegnung war sehr witzig, angenehm und unkompliziert. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und viel gelacht. Erst unterhielten wir uns automatisch auf Englisch, dann plötzlich auf Deutsch. Natürlich wollte ich sofort wissen:

Hannah: Wie kommt es, dass du Deutsch sprechen kannst?

Au/Ra:Meine Eltern sind deutsch. Mein Vater ist in Hessen aufgewachsen, irgendwo in einem ganz kleinen Dorf bei Frankfurt. Meine Mutter ist in München geboren, aber ganz jung nach Ibiza gezogen. Deswegen sagt sie, sie ist mehr spanisch als deutsch. Deutsch spricht sie trotzdem. Der Rest meiner Familie lebt immer noch in Hessen. Das heißt, ich bin in einer deutschen Familie aufgewachsen, in der immer Deutsch gesprochen wurde und auch noch wird.

Und wo bist du geboren?

Auf Ibiza.

Cool! Leben tust du momentan aber woanders?

Richtig, wir sind von Ibiza weggezogen als ich fünf war. Seitdem lebe ich auf einer Insel in der Karibik, sie heißt Antigua. Sie ist total klein und süß. Ich liebe es, hier aufgewachsen zu sein. Aber hier gibt es keine anderen deutschen Kinder.

Sprichst du demnach nur Englisch oder Spanisch mit deinen Freunden?

Ja, nur Englisch. Wenn ich nicht manchmal durch meine Familie gezwungen wäre, Deutsch zu sprechen, hätte ich es längst verlernt.

Was machst du so auf Antigua in deiner Freizeit?

Ich gehe zum Strand, so richtig viel, vor allem schwimmen! Außerdem schreibe ich auch gern kleine Geschichten, so „creative writing“. Ich lese ganz viel und spiele Gitarre.

Du nennst dich Au/Ra: Was bedeutet dein Künstler-Name?

Ach ja, das ist eine ziemlich komische und witzige Geschichte, ziemlich unusual… Als ich zwölf war, habe ich eine Herr der Ringe-Fanfiction geschrieben, denn ich bin ein riesiger Herr der Ringe-Fan. Meinen Charakter habe ich einfach Auriel genannt, Aura ist die weibliche Form davon. Ich habe den Namen immer so sehr gemocht. Dann haben wir einfach nur den Slash dazwischen getan, damit es etwas Besonderes ist. Später haben wir auch noch gemerkt: Au steht für Gold und Ra für Radium!

Was ist dein richtiger Name?

Jamie.

Dein wievieltes Mal bist du in Berlin?

Das ist mein erstes Mal hier! Normalerweise bin ich, wenn ich Deutschland besuche, nur in Hessen. Aber ja, ich bin jetzt schon ein paar Tage in Berlin und habe schon einiges gesehen.

Wie findest du es hier?

Es ist voll cool. Ich liebe es, in "Cities" zu sein. Da ich auf einer kleinen, ländlichen Insel lebe, brauche ich zur Abwechslung immer genau das Gegenteil: Eine laute, große Stadt. Und wow, es sprechen so viele Englisch hier!

Nun kommen wir aber mal zu deiner Musik. Ich habe mir dein Album "Outsiders" angehört und war beeindruckt, was für eine ausdrucksstarke Stimme du hast – du bist ja erst 15! Wie lange machst du schon Musik?

Meine eigene Musik mache ich seit vier Jahren. Aber angefangen zu singen, habe ich schon, als ich fünf war. Meine Eltern sind beide Musiker, ich bin also im Studio großgeworden. Meine Mutter sagt, ich habe schon gesungen, bevor ich überhaupt ein Wort sagen konnte. Angefangen habe ich dann mit Cover-Songs auf YouTube, nach einer Weile wollte ich aber meine eigene Musik machen.

Klicke hier, um das Video zu starten! Bitte beachte, dass dann ggf. Nutzungsdaten an den Video-Provider (youtube, vimeo) übertragen werden.

Viele Jugendliche wollen wissen, ob du ihnen einen Rat geben kannst, wie man es schafft, als so junge/r Musiker*in durchzustarten und sich unter so viel Konkurrenz durchzusetzen. Gibt es da irgendein Geheimrezept?

Leider nein. Man muss ein wenig Glück haben, aber vor allem hart dafür arbeiten. Man muss die "Baby-Steps" gehen, zuallererst Ambitionen haben. Von Anfang an das durchziehen, was man will. Das allerwichtigste ist, dass man weiß, was man will und das ist manchmal gar nicht so leicht. Außerdem sollte man wissen, was man ausdrücken möchte und wen man mit seiner Musik erreichen will.

Wen möchtest du mit deiner Musik erreichen?

Ich hoffe, dass alle, die nicht so perfekt reinpassen in das "social life", in die Gesellschaft, dass sie meine Musik hören und sich mit dem Text identifizieren können! Sie sollen wissen, dass es nicht schlimm ist, anders zu sein.

Dein Album ist ziemlich erfolgreich: Für „Concrete Jungle“ hast du jetzt knapp 17 Mio. Streams auf Spotify. Wie fühlt sich das an?

Krass. Ich kann einfach nicht glauben, dass sich so viele Leute meine Songs angehört haben.

Wann war dein erster Bühnen-Auftritt?

Mein erster Auftritt als Au/Ra war im März 2017 in Texas. Davor habe ich nur mal in Bars oder Restaurants gespielt. Es ist jedes Mal ein super cooles Gefühl.

Bist du immer noch nervös vor einem Auftritt?

Es kommt immer drauf an, welche Art von Auftritt es ist. Auf einem Festival ist die Stimmung ganz anders als bei einer großen Show oder einem Opening Act. Lockerer würde ich mal sagen. Aber nein, sehr aufgeregt bin ich nicht. Ich habe mich schon langsam daran gewöhnt. Mit jeder Show wird es einfacher.

Das Genre deiner Musik wird beschrieben als Alternative/Indie. Würdest du es genauso definieren?

Definitiv Alternative, ja. Vielleicht auch ein bisschen Indie. Aber die meisten Songs, die noch nicht released sind, sind mehr Pop-Alternative. Elektronische Beats sind auch immer dabei.

Hörst du das auch sonst in deiner Freizeit am liebsten oder warum hast du dich für diesen Musikstil entschieden?

Auf jeden Fall, ich bin ein riesiger Alternative-Fan! Von Pop-Alternative bis Alternative Rock, ich liebe es.

Hast du musikalische Vorbilder?

Oh ja, ich liebe Lana Del Rey. Ich kenne wohl jeden ihrer Songs auswendig. Sie ist so cool.

Beeinflusst sie deine Musik?

Ich weiß nicht. Ich habe kein richtiges Vorbild, das genau meinen Stil hat oder dem ich etwas nachahmen möchte. Auch Lana Del Rey nicht. Ich liebe halt nur, wie sie ihr Thema in all ihren Liedern erklärt, wie sie die Wörter benutzt. Und einfach wie sie ist als Celebrity. Auch wenn mir vieles von anderen Künstlern gefällt: Ich versuche, mein eigenes Ding zu machen.

Im Song „Outsiders“ sprichst du Jugendliche an, die eher introvertiert sind und sich anders fühlen. Singst du da auch von dir selbst?

Ja. Ich habe das Lied geschrieben, weil ich mich genauso gefühlt habe. Es ist das Gefühl, nicht Teil der Gruppe zu sein. Immer ein Stück entfernt von den anderen zu sein. Und ich denke, es gibt noch viel mehr Menschen, die genauso fühlen, es aber nicht sagen.

Wie lange hast du schon die grünen Haare?

Seit zwei Jahren.

Wolltest du das bewusst als Markenzeichen haben oder ist es einfach nur dein Style?

Ich habe mir schon immer die Haare gefärbt. Ich hatte schon pinke Haare, rote und blaue! Dann habe ich sie vor zwei Jahren grün gefärbt und es so sehr gemocht. Da dachte ich, das bleibt jetzt so. Also ja, es ist nur mein Style. Zu meinem Markenzeichen ist es ja trotzdem nebenbei geworden.

Hörst du auch deutsche Musik?

Eigentlich nicht. Aber im Moment mag ich den Song „Bist du down“ von Ace Tee, der ist voll cool.

Könntest du dir vorstellen, auf Deutsch zu singen?

In meinem Album eher nicht, aber wenn ich mal in Deutschland auf Tour bin, würde ich auf jeden Fall mal einen Verse auf Deutsch singen wollen. Das muss dann einfach sein, wenn ich mal vor einem deutschen Publikum stehe!

Was würdest du den Jugendlichen heutzutage raten? Hast du eine persönliche Lebenseinstellung, die dich weiterbringt?

Ich kann nur sagen: Mach alles dafür, dass du erreichst, was du möchtest. Der Spruch, den ich mir am liebsten sage, ist wohl „you can be your biggsest enemy“. Das heißt, glaub immer an dich, sonst stehst du dir selbst im Weg.

Vielen Dank für das Interview!