Buch "Morgenland"

Eine Liebe, die Stacheldrahtzäune überwindet. Die Autorin Luise Rist beginnt das neue Jahr mit der Wahrheit. In dem Buch „Morgenland“ räumt sie mit Flüchtlingsklischees auf und zeigt uns die erschreckende Realität, die sie selbst schon hautnah erlebt hat.

VON ALINA

Die deutsche Frida ist ein normales Mädchen mit Liebeskummer. Durch Zufall stößt sie im Internet auf einen Freiwilligendienst, der Flüchtlinge in Serbien unterstützen möchte. Kaum kommt sie an, stellt sie fest, wie schlimm die Situation wirklich ist. Dort trifft sie auch Ali. Dieser möchte kein Mitleid und öffnet Frida die Augen. Sie sieht seine Welt und entschließt sich kurzerhand ihm bei der Flucht über die Grenze zu helfen. Sie lässt alles zurück für diesen Jungen, den sie kaum kennt, der ihr aber schon nach kurzer Zeit das Herz gestohlen hat. Zusammen reisen die per Anhalter oder zu Fuß und Frida hört die Geschichten des Krieges, die Geschichten des Leides. Auf ihrem Weg treffen sie noch andere Flüchtlinge und die Realität ist für Frida noch nie grausamer gewesen. Bei einer nächtlichen Fluchtaktion wird das junge Paar erwischt und gelangt in ein Auffanglager. Von dort aus gelingt es ihnen: Sie schaffen die Flucht nach Deutschland. Nur ist das nicht die Lösung aller Probleme. Denn jetzt muss sich das junge Mädchen um ihre beste Freundin kümmern, die abgeschoben werden soll und um Ali, der sich immer weiter von ihr distanziert. Wird ihre Liebe überleben? Findet es heraus.

Luise Rist hat einen einzigartigen Schreibstil. Durch die Verwendung von einzelnen Schnappschüssen wird man ins Geschehen katapultiert. Dieses Buch ist kaum aus der Hand zu legen.

Man spürt die Realität, was in vielen ähnlichen Büchern nicht der Fall ist. Entweder wird die Situation überdramatisiert oder verharmlost. Doch in „Morgenland“ sieht man nur die Wahrheit. Menschen in Not, Menschen die Leiden.

Die Romanze ist auch sehr realistisch. Es ist wie Liebe auf den ersten Blick, aber auf realistische Weise. Denn Liebe entwickelt sich langsam und wächst mit der Zeit. Man hat das Gefühl bekommen, als wären diese beiden Menschen aus dem echten Leben, denen man irgendwann mal auf der Straße begegnen könnte.

Außerdem ist Frida keine typische Heldin. Aus Liebeskummer entschließt sie sich zu dieser Reise. Sie opfert sich nicht, sie ist keine Märtyrerin. Sie ist ein Mensch. Ein verliebtes Mädchen, die zum ersten Mal wahres Leid erfährt. Leider gibt es einen Aspekt, den ich nicht ganz so realistisch fand. Frida hat ihren Pass, ihren Koffer und ihr Handy einfach zurückgelassen und das, ohne zu zögern. Das ist nicht gerade realistisch, vor allem wenn man in einem fremden Land ist. Eine weitere Sache, die seltsam wirkte, war, dass ihre Mutter sich nicht gewundert hat, dass ihre Tochter sich nicht gemeldet hat.

Fazit: „Morgenland“ ist ein wunderschönes Buch, das die wahren Seiten der Flüchtlingskrise aufzeigt. Ein Meisterwerk, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet.

In unserer Rubrik LESESTOFF findet ihr weitere Büchertipps!