Die Ehrlich Brothers: „Magie-Träume erleben“

am 24.02.2016

Es gleicht einem Traum, sein liebstes Kindheitsspiel zum Beruf zu machen. Es gleicht einer Illusion, zu beobachten, wie harmonische Familienkooperation funktioniert. Und es gleicht einem Verbrechen, Geldscheine vor über 10.000 Zuschaueraugen zu verdoppeln und dann nicht zu verraten, WIE MAN DAS BLOß ANGESTELLT HAT.

Und somit kommen wir auch zu meinen Valentinstags-Erlebnissen: Nein, ich bin nicht aufgewacht, weil mir ein riesiger Rosenstrauß die Nasenflügel kitzelte. Ebenso wenig öffnete ich ein Päckchen von einem Versandhaus für Erwachsene. Dafür beobachtete ich ganz entspannt und vor allem aus Bühnennähe, wie die „Ehrlich Brothers“, Andreas und Christian Reinelt, Bahngleise zu einem überdimensionalen Herz formten. Ganz davon abgesehen, dass sie das natürlich durch ihre bloße „Manneskraft“ taten und anschließend das Objekt der Begierde den Selfi-Jägern überließen, durfte ihre anzügliche Kamel-Handpuppe, als Gast in der Show nicht fehlen. Schließlich besaß sie, noch vor Mario Barth, die unglaubliche Kraft, weibliche Gedanken lesen zu können. Standing Ovations inbegriffen.

„Berlin ist anders.“

Was meinten die „Ehrlich Brothers“ mit ihrer Jahrhunderterkenntnis? Vielleicht haben wir Berliner einen anderen Humor, als er üblicherweise in der Bundesrepublik Deutschland kursiert? Die AFD, der Narr am Hofe, ausgeschlossen. Vielleicht sind wir zu misstrauisch, um an „echte“ Magie zu glauben. Vielleicht reicht auch schon ein einsamer blinder Bahnkontrolleur, um einen „magischen“ Montag zu erleben. Die zweite Weisheit der Veranstaltung stützte sich auf die Biografie der beiden Brüder. Schon von Kindesbeinen an experimentierten Andreas und Christian mit ihren Zauberkoffern. In ihrer Show ermunterten sie das Publikum, es ihnen gleich zu tun:

„Lebe deinen Traum!“

Schnippisch könnte man beide Zitate kombinieren, etwa in dem man das Gefühl der Dankbarkeit verspürt. Man könnte allerdings diese Worte auch gern in den nächsten Kiosk tragen, dort gegen ein „Sterni“ eintauschen, sich vielleicht auch noch an sie erinnern, während man quasi einen „Zauberkoffer“ mit ganz vielen bunten „Elixieren“ am Görlitzer Bahnhof „findet“ und anschließend versuchen, dem Vorbild zufolge, den Inhalt in Geld umzuzaubern.

Aber Spaß bei Seite, wenn du - so wie ich natürlich - nicht ohne Lungenschmerzen vom passiven Haarspraykonsum leben kannst, wenn du Strasssteine nicht nur gern am ganzen Körper trägst, sondern sie auch Hauptbestandteil deiner Nahrung sind und wenn du Goa-Moves für normale, alltägliche Kommunikation ansiehst, dann sind die „Ehrlich Brothers“ das beste Entertainment, das ich dir raten kann. Keine Sorge, du wirst nicht allein sein. Die Show war beinahe ausverkauft.

ein Text von Amanda