FILM FEEDBACK: Folge 2

von
am 17.05.2017

In dieser Folge Film Feedback habe ich einen sehr alten Film, der Filmgeschichte geschrieben hat, sowie einen Film über das Leben und den Tod für euch. Zudem rede ich über den perfekten Film für alle Penélope-Cruz-Liebhaber und ebenso über einen Film, der sich mit dem Thema „Body Shaming“ beschäftigt.

Aktueller Film

Embrace – Du bist schön (USA 2016, R: Taryn Brumfitt, FSK 12)

„Body Shaming“ ist in unserer heutigen Gesellschaft leider sehr weit verbreitet, sodass es umso wichtiger ist, dass Taryn Brumfitt in ihrer Doku über dieses Thema spricht und zudem die Botschaft vermittelt, dass man seinen Körper so lieben sollte, wie er ist, denn wir haben nur diesen einen.

Die Geschichte von Taryn Brumfitt beginnt damit, dass sie sich, nachdem sie drei Kinder zur Welt gebracht hat, nicht mehr wohlfühlt in ihrem Körper. Also fängt sie an, wieder vermehrt Sport zu machen, auf ihre Ernährung zu achten und sich auf einen Body-Builder-Wettbewerb vorzubereiten. Als sie dann in bester Form auf der Bühne steht, fällt ihr auf, dass ihre Konkurrentinnen, sowie sie selbst, immer noch nicht zufrieden mit ihren Körpern sind. In der folgenden Zeit isst sie wieder normal und nimmt zu, bis sie sich in ihrem Körper (mit ihren Rundungen) wohlfühlt. Zudem postet sie ein Vorher – Nachher-Bild auf Facebook, auf dem sie erst schlank und dann rundlich zu sehen ist. Damit trifft sie einen Nerv und bekommt in Folge dessen unendlich viele E-Mails wie: „Wow, wie hast du es geschafft deinen Körper lieben zu lernen?“. Natürlich bekommt sie auch negative Kommentare, aber von dieses lässt sich Taryn Brumfitt nicht beeinflussen, sondern sie entscheidet, eine Reise um die Welt zu machen, auf der Suche danach, warum so viele Frauen ihren Körper nicht lieben, sondern teilweise sogar gegen ihn ankämpfen. Auch eine deutsche Schauspielerin, nämlich Nora Tschirner, ist von Taryn Brumfitts Bild begeistert und da diese finanzielle Unterstützung braucht, um den Film zu realisieren, greift Tschirner in die eigene Tasche und produziert den Film kurzer Hand mit.

Der Film, der eigentlich nur am 11.05.2017 in den Kinos laufen sollte, hat mir sehr gut gefallen und mich selbst zum Nachdenken angeregt. Das Thema und somit auch dieser Film, sind sehr wichtig für unsere heutige Gesellschaft, weil er deutlich zeigt, was eigentlich das Wichtige im Leben ist. Es geht nicht darum, sein ganzes Leben lang den eigenen Körper zu einem Schmuckstück zu machen, das besonders schön aussieht. Der Film ist meiner Meinung nach echt gut gelungen und jeder, der die Möglichkeit hat, sich den Film anzuschauen, dem kann ich das nur mit bestem Gewissen dazu raten, denn der Film ist viel zu gut, um nicht gesehen zu werden. Das haben sich wahrscheinlich auch die Kinos gedacht, nachdem es am 11. Mai so einen Ansturm auf den Film gab. Viele Kinos haben sich - ohne Absprache mit der Regisseurin oder den Produzentinnen - dazu entschieden, EMBRACE – DU BIST SCHÖN noch einige Male mehr zu zeigen!

Wer dieses Thema also genauso wichtig findet wie ich oder sich einfach einen schönen Film mit wichtiger Botschaft ansehen will, der sollte sich mal auf der Facebook-Seite des Films umschauen und vielleicht habt ihr Glück und der Film wird noch einmal bei euch in der Nähe gespielt (dann aber Karten reservieren nicht vergessen). Für alle anderen gibt es EMBRACE – DU BIST SCHÖN ab 18.05. auf DVD zu kaufen.

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Ein Klassiker

Die Reise zum Mond (F 1902, R: Georges Méliès, FSK 0)

Heute habe ich mal einen richtigen Klassiker aus den Anfängen des Films für euch. Der Kurzfilm, der im Original den Titel LE VOYAGE DANS LA LUNE trägt und nur eine Länge von 16 Minuten besitzt, zählt heutzutage zu den ersten narrativen Filmen. Als narrative Filme bezeichnet man Filme, die eine Geschichte erzählen wollen und nicht nur Geschehnisse abbilden, das sogenannte Attraktionskino.

In DIE REISE ZUM MOND geht es um eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Barbenfouillis (Georges Méliès), die mittels einer riesigen Kapsel zum Mond geschossen werden. Beim feierlichen Start wird die französische Flagge geschwenkt, der Docht angezündet und die Kugel gen Mond geschossen. Die Reise verläuft ebenfalls reibungslos und als sie ankommen, treffen sie nicht nur auf eine bizarre Mondoberfläche, sondern auch auf unliebsame Mondbewohner.

Ich finde es sehr interessant sich mal einen Film, der 115 Jahre alt ist, anzusehen, um sich auch den Wandel, den das Kino durchgemacht hat, vor Augen zu führen und um einen Eindruck der ersten richtigen erzählenden Filme zu bekommen. Zudem ist es meiner Meinung nach lustig anzusehen, wie sich damals noch am Theater orientiert wurde, wodurch die Kulissen und Requisiten stark ans Theater erinnern - in ihrer Zweidimensionalität. Natürlich merkt man, dass z.B. die Schnitttechnik damals noch nicht so ausgereift war, wie sie heutzutage ist, weswegen es gelegentlich zu sogenannten „jump cuts“ (zu Deutsch: Sprung-Schnitt, später in der Filmgeschichte auch mit Absicht eingesetzt) kommt. Zudem wurden damals viel mit dem Kino experimentiert und man setzte bewusst Schnitte ein, um eine Illusion von Zauberei hervor zurufen. Ein weiterer Vorteil an solch alten Filmen ist, dass sie meistens komplett auf YouTube findet.

Also alle Filmbegeisterten sollten sich diesen Meilenstein der Filmgeschichte anschauen.

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Der Abgedrehte

Synecdoche New York (USA 2008, R: Charlie Kaufmann, FSK 12)

Ein Film über einen größenwahnsinnigen Regisseur hört sich für euch noch nicht abgedreht genug an? Vertraut mir, wenn ich euch sage, dass SYNECDOCHE NEW YORK wirklich nicht normal ist und es ihm nicht an Verrücktheit fehlt. Der Film erzählt die Geschichte des Theaterregisseurs Caden Cotard gespielt von Philip Seymour Hoffman. Alles geht einem relativ normalen Ablauf nach, doch alles gerät heftig durcheinander, als sein Körper plötzlich zu verfallen beginnt. Auf seiner Haut bilden sich hässliche Ekzeme, darüber hinaus wird der depressive Hypochonder von Krampfanfällen und Psychosen geplagt. Dann brennt seine Frau auch noch mit der gemeinsamen Tochter nach Berlin durch und Cadens Existenz droht sich in die Belanglosigkeit zu verabschieden. Doch es kommt anders: Der Theaterregisseur erhält ein begehrtes Stipendium, das es ihm erlaubt, ein einzigartiges Kunstwerk zu schaffen. In einem gigantischen Lagerhaus will Caden sein Leben auf die Bühne bringen und was klein anfängt, gerät schnell außer Kontrolle. Er erschafft sich eine fiktive Realität und flieht aus der echten...

Ich musste diesen Film für die Uni schauen und vielleicht lag es auch daran, dass ich von diesem Film nicht ganz so begeistert war, allerdings muss man diesem Film zu Gute halten, dass er wirklich gut gemacht ist und einen herausragend guten Philip Seymour Hoffman zeigt. Was diesen Film dominiert ist wohl, dass allerhand in Carters Leben passiert und nicht alles so normal ist. Nachdem er dann auch noch mit der Inszenierung des Stückes beginnt, werden Fiktion und Realität immer mehr verworfen und vermischen sich miteinander. So spielt er sich zunächst selbst, engagiert später allerdings einen Schauspieler, der ihn verkörpert. Ich kann nicht genau beschreiben wann es genau absurd wird und ich will ja auch nicht zu viel verraten, aber absurd, und teilweise verwirrend, ist dieser Film auf jeden Fall.

Für alle, die jetzt neugierig geworden sind, lasse ich hier noch den Link zum Trailer da.

Eine allgemeine Empfehlung:

Volver (ES 2006, R: Pedro Almodóvar, FSK 12)

Das Leben der jungen Spanierin Raimunda (Penélope Cruz) ist nicht leicht, doch sie erträgt ihr schweres Schicksal, ohne zu murren. Sie versucht alles, um genügend Geld für die Familie zu verdienen, während ihr Mann Paco (Antonio de la Torre) lieber den ganzen Tag vor dem Fernseher sitz, Alkohol trinkt und Raimundas 14-jährige Tochter Paula (Yohana Cobo) begafft. Eines Abends kann er seine Triebe nicht mehr zügeln und begrapscht Paula, die Paco daraufhin ausversehen, um sich vor seinen Zudringlichkeiten zu schützen, ersticht. Nun muss Raimunda auch noch überlegen, wie sie die Leiche wegschafft und ihre Tochter aus der ganzen Sache raushalten kann. Und als wäre das noch nicht genug, wird sie in seltsame Erlebnisse ihrer Schwester (Lola Duenas) verwickelt, die behauptet ihre tote Mutter Irene (Carmen Maura) sei wieder aufgetaucht.

Meiner Meinung nach ist dieser Film eine fette Empfehlung wert, da er eine fantastische Geschichte enthält, die gar nicht so skurril ist, wie man es bei der Inhaltsangabe vielleicht vermuten würde. Die Charaktere sind zudem vielseitig angelegt, sodass man sie schnell ins Herz schließt und teilweise mit ihnen mitfühlt, was auch dem grandiosen Schauspiel der Beteiligten zu verdanken ist. In VOLVER sieht man Penélope Cruz in ihrer vielleicht besten Rolle! Zudem erhält man Einblicke in das einfache Leben in Spanien, dass sich gar nicht so sehr von unserem deutschen unterscheidet (vernachlässigt man das Problem der Beseitigung einer Leiche). Des Weiteren enthält dieser Film viel Liebe und ist in gewisser Weise ein Loblied an alle Mütter. Ihr müsst diesen Film also nicht mal alleine schauen, sondern es lohnt sich, diesen Film mit euren Eltern oder eurer Mama anzuschauen. Die FSK von 12 Jahren sollte man allerdings nicht unterschätzen, da der Film besonders zu Beginn ziemlich hart ist. Die FSK von 16 verdient er zwar auch nicht, aber überlegt euch gut, ob ihr mit Blut und Gewalt umgehen könnt bzw. ob ihr euren jüngeren Geschwistern, die 12 Jahre alt sind, das zutraut.

Für alle Penélope-Cruz-Liebhaber, Menschen, die Spanien oder Spanisch mögen, lohnt sich dieser Film auf jeden Fall und wer der spanischen Sprache mächtig ist, dem empfehle ich VOLVER sogar in Spanisch zu schauen, da er meiner Meinung nach sein Potential dadurch noch ein wenig besser entfalten kann. Wer diesen Film lieber in Deutsch schauen möchte, kann das gerne tun, sollte sich allerdings auf lautstarke Begrüßungen einstellen.

Hier geht es zum Trailer von VOLVER:

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