FILM FEEDBACK FOLGE 5

am 26.07.2017

Nachdem wir uns im Juli Filmen mit attraktiven Hauptdarstellern gewidmet haben, kommen jetzt vier Filme für euch, in denen hübsche Frauen eine Haupt- oder Nebenrolle übernehmen.

Aktueller Film

Jugend ohne Gott (D 2017, Regie: Alain Gsponer, FSK 12)

Von der Pflichtlektüre zum spannenden Fantasy Film. Während Berliner Schüler der Sekundarstufe I bei „Jugend ohne Gott“ Hausaufgaben und schriftliche Charakterisierungen im Sinn haben, hat die aktuelle Verfilmung der Romanvorlage alles andere als einen faden Beigeschmack. Für alle, die den Roman von Öden von Horváth gelesen haben, dürften spätestens beim Trailer-Schauen aufmerksam geworden sein. Den Figuren, welche im Buch nur mit einzelnen Buchstaben betitelt waren, wurden (echt hübsche) Gesichter gegeben und die Geschichte in einen anderen Kontext gesetzt. In der nahen Zukunft spielt das Ganze. Eine Gruppe von auserwählten Schülern der Abschlussklasse kämpft in einem Zeltlager um einen Platz an der nur weltweit fünf Mal existierenden Rowald-Elitehochschule. Ein Wettkampf, der in der dargestellten Leistungsgesellschaft nichts für den introvertierten und desinteressierten Zach, gespielt von Jannis Niewöhner, ist. Denn anders als seine Mitschüler Nadesh (Alicia von Rittberg) und Titus (Jannik Schümann) ist Zach komplett gegen das Hierarchisieren von Menschen und deren Können. Das fällt seinem Lehrer (verkörpert von Fahre Yardim) auf, welcher versucht, ihn von der bevorstehenden Möglichkeit zu überzeugen. Spätestens als Zach Ewa (Emilia Schule), ein Mädchen, das unerlaubt im Wald lebt und aufgrund von Diebstählen gesucht wird, kennenlernt, gerät er endgültig aus den Fängen der Betreuer und wird, anders als gewünscht, in seinen Taten nicht mehr kontrollierbar. Die Handlung setzt sich insgesamt aus drei verschiedenen Perspektiven zusammen. Dabei wird besonders die unscheinbare Verknüpfung aller Charaktere deutlich. Die Unterschiedlichkeit der Charakterzüge aber auch die verschiedenen Werte, die jeder vertritt. 114 Minuten Filmlänge sind daher sehr gut bemessen. Für eine deutsche Produktion ist auch die Kameraführung und vor allem das feine Schnittbild unglaublich gut und passend. Der Film zeigt, wie Leistungsdruck in Extremfall auf einen wirken kann. Wie unsere Zukunft tatsächlich in ein paar Jahren aussehen könnte, wenn wir unsere eigene Individualität und Identität aufgeben, um anderen zu gefallen. Die Figuren sind dabei durchaus realistisch aufgebaut – man kann sich teilweise gut mit ihnen identifizieren. Zu den Schauspielern: Leider sind die drei wohl größten deutschen Schauspielhoffnungen, Emilia Schule, Jannis Niewöhner und Jannik Schümann, momentan in vielen deutschen Filmen gleichzeitig vertreten. „Jugend Ohne Gott“ ist dabei auch nicht der erste Film, in dem alle zusammen zu sehen sind. Für einen so außergewöhnlichen Film mit nicht oft behandelter Thematik eigentlich schade, nicht genauso außergewöhnliche Darsteller engagiert zu haben. Allerdings muss man sagen, dass Jannik Schümann als Titus mehr als nur unglaublich war. Der eher geheimnisvollen Figur wurde so viel Ausdruck und Lebendigkeit verschafft, dass allein diese Leistung hollywood-reif war. Auch Niewöhner, Schüle und Nebendarsteller, wie Anna Maria Mühe, sind aus dem Film einfach nicht wegzudenken und demnach einfach unersetzbar. Es lässt sich nur noch sagen: wenn ihr Action, tolle Kulissen und einfach nur Abenteuer mit tollen Schauspielern haben wollt geht ab dem 31.08. ins Kino und schaut euch „Jugend Ohne Gott“ an!

Ihr wollt mehr über den Film wissen? Wir haben Jannik Schümann, Jannis Niewöhner und Fahri Yardim zum Interview getroffen. Alles hier!

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Ein Klassiker

Der blaue Engel (D 1930, Regie: Josef von Sternberg, FSK 12)

Professor Immanuel Rath (Emil Jannings) hat einen geordneten Tagesablauf und lebt in seiner bis ins kleinste Detail geordneten Welt. Als Gymnasialprofessor führt er ein strenges Regiment. Das bringt ihm in seiner Klasse männlicher Schüler den Spitznamen Unrat ein. Als er vom Klassenprimus erfährt, dass sich einige seiner Schüler abends im Hafen-Viertel in einer Spelunke Namens „Der blaue Engel” herumtreiben, zögert Rath keine Sekunde, diesem Treiben schnellstmöglich ein Ende zu setzen. In der Kneipe trifft er auf eine Welt, in der leicht bekleidete Damen frivole Lieder zum Besten geben und mehr zeigen, als die öffentliche Moral erlaubt.

Rath hingegen schliddert in eine Gesellschaft, die alle seine Werte auf den Kopf stellt. Im “Blauen Engel” lernt er die Tänzerin und Sängerin Lola-Lola (Marlene Dietrich), den Direktor und Zauberer Kiepert (Kurt Gerron), dessen Frau Guste (Rosa Valetti) und den stummen Clown (Reinhold Bernt) kennen.

Dieser Film zählt zu einen der erfolgreichsten Filme des deutschen UFA Kinos und ist mit Marlene Dietrich und Emil Jannings mit hervorragenden Schauspielern besetzt. Marlene Dietrich, die mit DER BLAUE ENGEL ihren internationalen Durchbruch feierte, gilt noch heute als Hollywood- und Stilikone und ist eine der wenigen deutschsprachigen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, die auch international Ruhm erlangten. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass sie den Hosenanzug in den 1930er Jahren auch für Frauen ansehnlich und schicklich machte. In DER BLAUE ENGEL trägt Dietrich zwar keinen solchen, sondern eher Kostüme, die für ihre Rolle als Prostituierte angemessen sind, aber nichtsdestotrotz war sie ihr Leben lang eine sehr stilorientierte und stilsetzende Frau.

Emil Jannings seinerseits gewann 1929 als erster Schauspieler einen Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Performanz in gleich zwei Filmen, nämlich DER WEG ALLEN FLEISCHES (1927) und SEIN LETZTER BEFEHL (1928).

Der Film basiert auf der Romanvorlage „Professor Unrat“ von Heinrich Mann von 1905. Was diesen Film so besonders macht, ist, dass er sowohl in Englisch als auch in Deutsch gedreht wurde. Nun fragt ihr euch vielleicht, wieso man einen Film gleich zweimal dreht und dann auch noch in zwei verschiedenen Sprachen. Wäre es da nicht viel einfacher den Film einfach zu synchronisieren oder ähnliches. Natürlich wäre es das, aber ihr dürft nicht vergessen, dass wir hier über einen Film sprechen, der nur etwa drei Jahre nach Beginn der Tonfilm-Ära in die Kinos kam. Das bedeutet, dass man damals noch nicht die technischen Möglichkeiten hatte, einen Film einfach zu synchronisieren, da man ja auch noch an der Verbesserung und Optimierung des Tonfilms im Allgemeinen arbeitete. Bei den Stummfilmen war es zudem viel einfacher, Filme international zugänglich zu machen, da man ganz einfach die Schrifttafeln zwischen den verschiedenen Einstellungen auszutauschen brauchte. Als der Tonfilm allerdings populär wurde, sah man sich gezwungen Filme in mehrfacher Ausführung in verschiedenen Sprachen zu drehen. So spielt Emil Jannings beispielsweise sowohl in der deutschen, als auch in der englischen Fassung den Professor Rath (und dass, obwohl sein Englisch teilweise zu wünschen übrig lässt.) und auch die restliche Besetzung ist fast identisch. Es lohnt sich also nicht nur den Film überhaupt zu schauen, sondern wenn jemand von euch Langeweile während der Sommerferien hat, sich diesen Film sowohl in der englischen als auch in der deutschen Version anzuschauen, um mögliche Unterschiede zu finden.

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Ein Film für Verrückte

Das Phantom im Paradies (USA 1974, Regie: Brian de Palma, FSK 16)

Dieser frühe Film von Brian de Palma ist eine skurrile Mischung aus Faust und dem Phantom der Oper mit weiteren Film- oder Literaturzitaten.

Der 91-minütige Streifen handelt von dem Event-Club „Paradise“, der zum Vorspielen einlädt. Wie viele vor ihm und noch mehr nach ihm hofft der junge Winslow (William Finley) auf den Durchbruch. Er hofft, die Gunst von Swan (Paul Williams), Produzent von Death Records, zu erlangen, denn Winslow hält sein Werk, die Vertonung der Tragödie des Faust, für das Größte, was Swan je vor die Ohren gekommen ist. Für den Ruhm würde Winslow alles tun. Doch Swan negiert jegliche Kenntnis des jungen Künstlers bei einem späteren Vorsprech-Versuch. Stattdessen muss Winslow erkennen, dass Swan sein Opus magnum ohne sein Wissen für die große Show im Paradise nutzen will. Nach diversen Erniedrigungen holt Winslow zum Gegenschlag aus. Doch die Genugtuung endet in einem entsetzlichen Unfall, der Winslow im Gesicht entstellt. Als Phantom taucht er später aus der Versenkung auf, um Rache an allen zu nehmen, die sein Werk veröffentlichen wollen.

Doch Swan weiß das Phantom nicht nur zu besänftigen, sondern gar mit einem Pakt in Blut ewig an sich zu binden. In einem letzten verzweifelten Versuch bäumt sich das Phantom auf, um nicht nur seine Seele zu retten, sondern auch die von Phoenix (Jessica Harper), einem aufstrebenden Star, die ebenfalls einen Pakt mit dem diabolischen Swan geschlossen hatte…

Dieser Film ist laut, bunt und zum Ende hin zunehmend brutal, doch er macht auch Spaß. Viel Spaß sogar und das nicht nur durch die vielen Referenzen aus bekannten Horror-Filmen oder Horror-Literatur, deren sich der Film bedient. Am offensichtlichsten ist wohl der Bezug zu DAS PHANTOM DER OPER, das auch Namensgeber war und an das sich die Geschichte anlehnt: das maskierte Phantom, ein besessener Komponist, der eine schöne junge Sopranistin zum Star der Oper machen will, um Rache an denjenigen zu üben, die sich seiner Musik bemächtigten. DAS PHANTOM IM PARADIES bezieht sich allerdings auf den Film von 1943 und nicht auf den Roman, da im Roman das Phantom von Geburt an mit seiner deformierten Gesichtshälfte lebt. Im Film von 1943 verätzt sich das Phantom sein Gesicht mit Säure. Zudem bedient sich der Film Goethes Faust, da Winslow Faust als Thema seiner Lieder/Oper wählt und Faust selbst schließt einen Pakt mit dem Teufel, hat sexuelle Ambitionen (ähnlich zu Swan) und ein ausgeprägtes Erkenntnis- oder Machtstreben. Die letzte Referenz, die ich hier erwähnen möchte, ist die berühmte Dusch-Szene aus Alfred Hitchcocks PSYCHO von 1960. Jedoch wandelt der Film die Szene ein wenig um und parodiert sie, da das Messer durch eine Gummisaugglocke ersetzt wird. Weitere Anspielungen, die der Film macht, werde ich hier nicht nennen, da man den Film auch ohne alle Referenzen zu kennen versteht und ihr euch so selbst noch auf die Suche nach Anspielungen machen könnt, wenn ihr euch diesen Film anschauen solltet. Einige sind offensichtlich und für andere braucht man etwas mehr Wissen über Filme.

Wie bereits erwähnt macht der Film trotz seiner Absurdität sehr viel Spaß und ist ein Horrorfilm der etwas anderen Art. Die FSK von 16 Jahren finde ich ein wenig hochgegriffen, wobei man diesen Film auch nicht unterschätzen sollte. Ich persönlich würde diesen Film für Menschen empfehlen, die nicht unter 14 Jahre sind und mit Blut kein Problem haben bzw. sich darauf vorbereitet haben, an einigen Stellen des Films auch mal wegzuschauen, denn das ist keine Schande bei (Horror-) Filmen.

Eine allgemeine Empfehlung

Mamma Mia! (USA/GB/D 2008, Regie: Phyllida Lloyd, FSK 0)

Als Sophie (Amanda Seyfried) kurz vor ihrer Hochzeit mit Sky (Dominic Cooper) steht, weiß die 20-Jährige immer noch nicht, wer ihr leiblicher Vater ist. In dem Tagebuch ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) – mit der sie zusammen ein Hotel auf einer griechischen Insel führt – liest sie von drei Männern, von denen einer ihr Vater sein muss. Kurzerhand, und ohne das Wissen von Donna lädt Sophie die drei Männer ein. Als Sam (Pierce Brosnan), Bill (Stellan Skarsgård) und Harry (Colin Firth) auf der Insel ankommen und auf ihre gemeinsame Verflossene Donna treffen, ist das Chaos vorprogrammiert…

Wer mag sie nicht? Die Musik von ABBA – die fröhliche Gute-Laune Musik des schwedischen Quartetts, die in diesem Musical angehauchten Film eine entscheidende Rolle spielt.

Mich hat der Film von der ersten Sekunde überzeugt, da die Besetzung nicht nur ausgezeichnet gewählt ist, sondern auch, weil dieser Film Witz hat. Sophies Geschichte geht einem zu Herzen und so fiebert man mit, ob sie im Endeffekt ihren leiblichen Vater finden wird bzw. wer von den drei potenziellen Männern sie zum Altar führen darf. Die ABBA Lieder, die zwischendurch immer mal wieder in den Fluss des Films integriert werden, sind stimmig und machen einfach nur Spaß. So erwischte ich mich selbst dabei, wie ich mit dem Fuß wippte oder leise mitsummte. Der Film behandelt nicht nur das Thema Familie und Liebe, sondern auch Freundschaft ist in diesem Film ein Faktor mit großem Wert.

Zudem finde ich es bewundernswert und gut, dass die ganze Besetzung, die zu singenden Lieder selbst performt hat und es somit keine Gesangsdouble gibt, wie es bei man anderen Filmen der Fall ist. Auch wenn das dazu führte, dass einige Schauspieler (*hust* Pierce Brosnan) sich schrecklich vor dem Singen fürchteten, da sie ohne zu wissen, worum es in diesem Film überhaupt gehen soll, ihren Vertrag unterzeichneten.

Des Weiteren haben Benny Andersson und Björn Ulvaeus die zwei männlichen Mitglieder von ABBA, jeweils einen Cameo Auftritt in MAMMA MIA! und sie waren, offensichtlich, beide für die Musik in diesem Film zuständig und an ihr beteiligt. Für die von euch, die nicht wissen, was ein Cameo-Auftritt ist, habe ich hier die Bedeutung aus dem Filmlexikon der Uni Kiel für euch:

„Ein Cameo-Auftritt ist der Kurz-Auftritt einer bekannten Persönlichkeit oder eines Stars. Meist agiert der Akteur nicht in einer Rolle, sondern spielt sich selbst, durchbricht dabei also die filmische Illusion.“

MAMMA MIA! ist ein spaßiger Film für die ganze Familie oder für einen lustigen Abend mit Freunden und für den Sommer 2018 ist ein zweiter Teil des Erfolgsmusicals geplant.

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