FILM FEEDBACK: Folge 6

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am 05.10.2017

FILM-FEEDBACK Folge 6

In dieser sechsten Folge Film-Feedback erzähle ich euch meine Meinung zu eher ernsten Filmen. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und dass ihr einen Film findet, der euch interessiert.

Aktueller Film: Schloss aus Glas (USA 2017, R: Destin Daniel Cretton , FSK 12)

Für Jeanette (Chandler Head, später: Ella Anderson und Brie Larson) ist das Leben ein großes Abenteuer. Ihr Vater Rex (Woody Harrelson) holt ihr die Sterne vom Himmel und verjagt die Dämonen, die sie nachts im Traum verfolgen. Was macht es da schon, mit leerem Magen ins Bett zu gehen, eine eigensinnige Künstlermutter (Naomi Watts) ertragen zu müssen oder in Nacht-und-Nebel-Aktionen den Wohnort zu wechseln. Sie ist ein glückliches Kind. Doch mit der Zeit können auch die hoffnungsvollen Geschichten des alkoholkranken Vaters nicht mehr von der bitteren Armut ablenken, in der Jeannette und ihr Familie leben, und das Lügengebäude der Eltern erweist sich als ebenso zerbrechlich wie das Schloss aus Glas, das Rex seiner Tochter jahrelang verspricht zu bauen… (Quelle: Pressemitteilung)

Der Film erzählt die Geschichte von Jeanette Walls, angefangen beim jungen Mädchen bis hin zur erfolgreichen Kolumnistin. Die Geschichte überzeugt und basiert auf der gleichnamigen Autobiografie. Und trotzdem fällt es mir ein wenig schwer, meine Meinung über diesen Film zu teilen, ohne zehn Seiten darüber zu schreiben, denn eigentlich müsste man den Film an sich, als Aneinanderreihung von Bildern und Einstellungen, von der teils harten Geschichte trennen und für beide Seiten eine eigene Meinung äußern. Ich kann nicht sagen: „Der Film ist gut“ ohne ebenso zu denken: „Die Geschichte ist es aber nicht.“ Und damit meine ich nicht, dass der Film die Gesichte schlecht erzählt oder es sich um eine schlechte Geschichte handelt. Nein, damit möchte ich nur ausdrücken, dass ich mir, nachdem ich den Film gesehen hatte, viele Gedanken über Jeanette Walls Leben, ihre Eltern und eben ihre Geschichte gemacht habe. Auf der einen Seite bin ich der Überzeugung, dass sich ihre Eltern teils verantwortungslos verhalten, wenn sie das kleine Mädchen mit starken Verbrennungen aus dem Krankenhaus „entführen“ oder wenn die vier Geschwister tagelang hungern müssen und am Schluss Butter gemischt mit Zucker essen, weil der Vater das Geld zum Trinken ausgibt. Auf der anderen Seite sagt Jeanette selbst, dass sie eine glückliche Kindheit hatte. Ist es da überhaupt von Bedeutung, dass die Familie nicht so viel Geld hat und beide Eltern ein wenig eigenartig sind, solange die Kinder glücklich sind und es ihnen gut geht?

Das Problem besteht meiner Meinung nach einfach darin, dass die Kinder ein besseres Leben hätten haben können, wenn sie einen festen Wohnsitz und tägliche Mahlzeiten gehabt hätten. Besonders der letzte Punkt ist meiner Meinung nach besonders wichtig für das gute Aufwachsen eines Kindes. Betrachtet man nun den Film als Medium in seiner äußeren Form von Licht auf einer Leinwand, so muss ich sagen, dass der Film sehr gut gemacht und schön anzusehen ist. Jedoch habe ich mir bei diesem Film eine FSK von 14 gewünscht, da er aufgrund seiner ernsten Thematik und Jeanettes teils schwieriger Lebensgeschichte harte Szenen enthält, die meiner Meinung nach für Kinder ab 12 Jahren zu brutal sind, um dem Film allerdings eine FSK ab 16 zu geben dann doch zu sagen wir „unspektakulär“ sind.

Deswegen möchte ich bitten, euch gut zu überlegen, ob ihr mit Gewalt und Alkoholismus in Filmen eher gut oder eher schlecht umgehen könnt, bevor ihr euch SCHLOSS AUS GLAS im Kino anschaut. Es macht zudem immer einen großen Unterschied, ob man sich den Film im Kino auf großer Leinwand anschaut oder ob man ihn „nur“ zuhause gemütlich auf dem Sofa auf dem Fernseher oder auf dem Laptop anschaut. Deswegen möchte ich hiermit ebenfalls eine Triggerwarnung für diesen Film ausgeben.

Wer nicht weiß, was eine Triggerwarnung ist, für den packe ich hier den Link zum Eintrag auf Wikipedia rein und nehmt diesen, sowie ähnliche Filme nicht auf die leichte Schulter: https://de.wikipedia.org/wiki/Triggerwarnung

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Ein Klassiker: Die zwölf Geschworenen (USA 1957, R: Sidney Lumet, FSK 12)

Ein 18-jähriger Puerto-Ricaner ist des Mordes an seinem Vater angeklagt. Zwölf Geschworene sollen entscheiden, ob er seinen Vater getötet hat und damit zum Tode verurteilt werden soll oder ob er nicht doch unschuldig sein könnte. Für fast alle der zwölf Geschworenen, die über sein Schicksal zu entscheiden haben, steht das Urteil bereits fest: schuldig. Aber nur einer - der Geschworene Nr. 8 (Henry Fonda) - hegt Zweifel an der Eindeutigkeit der Beweise und glaubt somit seit Beginn an die Unschuld des Jungen. In einer dramatischen Diskussion versucht er, auch die übrigen Juroren von der Unschuld des Todeskandidaten zu überzeugen.

Dieser Film ist ein sogenannter Kammerspielfilm, da er ähnlich zum Theater an nur wenigen Orten spielt. In diesem Fall spielt fast der gesamte Film im Beratungszimmer der zwölf Geschworenen, die dieses Zimmer erst wieder verlassen dürfen, wenn sie eine einstimme Entscheidung bezüglich des Mordes getroffen haben. Und genau dieser begrenzte Handlungsspielraum ist es, was den Film für mich so interessant macht. Man könnte meinen, dass es eher langweilig ist, immer nur denselben Raum zu sehen, sowie immer dieselben Personen, die sich unterhalten, jedoch machen Henry Fondas Argumentationen und Ausführungen den Film überaus spannend. Ich will gar nicht bestreiten, dass es auch Kammerspielfilme gibt, die sehr langweilig oder einschläfernd sein können, jedoch gibt es natürlich auch Filme, die trotz ausschließlich eines Raumes, spannend bis zur letzten Minute sind und zu diesen Filmen gehört auch DIE ZWÖLF GESCHWORENEN.

Zudem zeigt der Film, dass man Personen nicht aufgrund ihres Äußeren oder ihrer Herkunft allzu schnell verurteilen sollte und er zeigt zudem, dass jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, solange als unschuldig anzusehen ist, solange nicht das Gegenteil bewiesen wurde. Dieser Grundsatz steht so in Artikel 11 der Internationalen Menschenrechte.

Die Problematik des Films basiert auf der Tatsache, dass die meisten der zwölf Geschworenen sich nicht weiter mit dem Fall auseinandersetzen wollen, da die Beweise eindeutig scheinen. Henry Fondas Figur allerdings weigert sich, das Todesurteil des Jungen einfach anzunehmen und fängt deswegen an, mit seinen Kollegen zu diskutieren und ihnen zu zeigen, dass nicht alles so eindeutig ist wie es erscheint.

Wenn ihr nun sprichwörtlich Blut geleckt habt und wissen wollt, ob der Junge am Ende zum Tode verurteilt wird oder ob Henry Fonda seine Mitgeschworenen von dessen Unschuld überzeugen kann, solltet ihr euch DIE ZWÖLF GESCHWORENEN anschauen und dürft gerne selbst miträtseln, wie sich der Mord zugetragen hat und wer der Schuldige ist.

Hier geht es dann zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=OLZrk0C2jg0

Eine allgemeine Empfehlung: Beim Leben meiner Schwester (USA 2009, R: Nick Cassavetes, FSK 12)

Die junge Kate Fitzgerald (gespielt von Sofia Vassilieva) wächst in einer wohlbehüteten Familie auf und führt ein unbeschwertes Leben – bis sie eines Tages erfährt, dass sie Leukämie hat. Sie braucht einen Organspender. Weder ihre Eltern noch ihr Bruder Jesse (Evan Ellingson) sind dafür geeignet und so entschließt sich die Familie, eine weitere Tochter zu zeugen, die Kate später als Organspenderin dienen kann. Diese Tochter, Anna (Abigail Breslin), steht Kate sehr nah – und trotzdem leidet sie unter dem Wissen, in erster Linie als Spenderin für ihre Schwester zu existieren. Ihre Eltern Sara (Cameron Diaz) und Brian (Jason Patric) konzentrieren sich fast nur noch auf anstehende Krankenhausbesuche, wobei Sara nicht nur ihren Job, sondern auch große Teile ihrer Persönlichkeit aufgibt, um sich vollkommen für ihr Kind zu verausgaben. Mit elf Jahren hat Anna genug. Sie möchte selbst über ihren Körper bestimmen dürfen. Das junge Mädchen beauftragt einen Anwalt (Alec Baldwin), der ihr vor Gericht hilft, für ihre Rechte einzutreten.

(Quelle: http://www.moviepilot.de/movies/my-sister-s-keeper-2)

Ein Film über kranke Kinder und besonders über junge Menschen, die an (Blut-)Krebs erkrankt sind, ist meist eine harte Nummer. Auf der einen Seite möchten die Filmemacher die Leiden, Probleme und Beschwerden des Erkrankten möglichst originalgetreu abbilden, aber auf der anderen Seite sollte der Film auch nicht zu schwer im Magen liegen und alle Zuschauer traurig machen. Wo ist also die Linie zwischen realitätsgetreu und zuschauertauglich?

Meiner Meinung nach liegt die Lösung des Problems darin, nicht nur die schlechten Seiten einer solchen Krankheit aufzuzeigen, sondern reflektiert über sie zu erzählen. BEIM LEBEN MEINER SCHWESTER schafft genau dies und das nicht nur durch ein großes Staraufgebot mit Cameron Diaz (bekannt aus BAD TEACHER oder VERRÜCKT NACH MARY), Alec Baldwin (BEETLEJUICE, WENN LIEBE SO EINFACH WÄRE) und Jason Patric (LOST & FOUND, HOME INVASION). Die Schauspieler nehmen sich allesamt zurück und bieten der bewegenden und emotionalen Gesichte so ihren Freiraum sich zu entfalten. Selbstverständlich kommt es da auch schon mal zu dem ein oder anderen kitschigen Moment, aber alles in allem wird die Geschichte von Anna, die ihr Leben selbst bestimmen will, sanft und warmherzig erzählt. Der Film schafft es sogar, an einigen Stellen einen Hauch von Humor aufblitzen zu lassen. Trotzdem handelt es sich immer noch um einen ernsten Film und so sollte man sich für den Schluss des Films mindestens eine Packung Taschentücher zurücklegen.

Alles in allem ist es ein sehr schöner Film, den ich allerdings nur Menschen mit starken Nerven oder einem großen Vorrat an Taschentüchern empfehlen würde.

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Ein Film für Verrückte: Das fünfte Element (F 1997, R: Luc Besson, FSK 12)

Der Film spielt im Jahr 2214, in dem New York City ein futuristisches Aussehen hat: Die Wolkenkratzer sind höher als je zuvor, der Verkehr findet nun mit fliegenden Autos statt. Inmitten dieses Chaos auf den Straßen arbeitet der ehemalige Offiziers Korben Dallas, gespielt von Bruce Willis (bekannt aus den STIRB LANGSAM Filmen), als Taxifahrer. Eines Tages, als er auf dem Weg zur Werkstatt ist, um sein Taxi einer Inspektion zu unterziehen, trifft er wortwörtlich auf Leelo (Milla Jovovich), denn diese fällt durch das Dach in sein fahrendes Gefährt. Bald stellt sich heraus, dass sie ein höheres Wesen ist, das auf die Erde kam, um dem Bösen Einhalt zu gebieten, das alle 5000 Jahre die Erde heimsucht. Dazu ist ein Ritual nötig, bei dem vier Steine, die die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft symbolisieren, um ein fünftes Element angeordnet werden. Und ehe sich Korben Dallas versieht, ist er Teil eines Abenteuers zur Rettung der Erde.

DAS FÜNFTE ELEMENT ist nicht ganz so verrückt und nicht ganz so ernst wie die anderen Filme dieser Folge, jedoch fand ich es irgendwie passend. Zudem ist dieser Film meiner Meinung nach außerordentlich gut. Er ist mit zwei guten „Actionhelden“ besetzt, sodass es nicht verwunderlich ist, dass mächtig viel Badabumm - wie Leelo es sagen würde - vorkommt. Sowohl Bruce Willis als auch Milla Jovovich haben vor beziehungsweise nach diesem Film in einer Actionfilm-Reihe die Hauptrolle gespielt. Während Bruce Willis schon vor DAS FÜNFTE ELEMENT mit STIRB LANGSAM bekannt war, bekam Milla Jovovich erst 2002 ihre Actionfilmreihe RESIDENT EVIL.

Der Film ist insoweit verrückt, da in ihm viele merkwürdige Wesen zu sehen sind. Egal ob man sie nun als Aliens oder Monster oder Ähnliches bezeichnen möchte, sie sind auf jeden Fall schräg. Der ernste Teil des Films liegt nicht in der Geschichte sondern vielmehr in der Botschaft, die der Film vermittelt. Beziehungsweise kommt es ebenfalls ein wenig auf die Definition an, ob man die Geschichte der Actionfilme oder Actionfilme im Allgemeinen als ernst empfindet oder nicht, da tote Menschen, Schießereien und Explosionen nicht für jedermann/jederfrau gleich erfreulich sind. Die Botschaft werde ich in dieser Review allerdings nicht erwähnen, da es stark mit der Definition des fünften Elements zusammenhängt und ich euch nicht das Ende des Films verraten möchte. Wer also wissen will, was das fünfte Element ist, der sollte sich in die nächste Bibliothek begeben und nach der DVD für DAS FÜNFTE ELEMENT fragen oder sich einen Streaming Anbieter seiner Wahl aussuchen, um den Film dort zu schauen. Zudem sind in ein paar Wochen ja schon wieder Herbstferien und was gibt es schöneres bei Regenwetter, als sich eingekuschelt in eine Decke und mit einem Tee in der Hand einen tollen Film anzuschauen?

Ich würde DAS FÜNFTE ELEMENT euch allen ab 12 Jahren empfehlen, da ihr wirklich etwas in eurem Leben verpasst, wenn ihr diesen Film nicht gesehen habt.

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