FILM FEEDBACK: Folge 7

am 16.11.2017

In dieser Film-Feedback Folge hat mir Kai ausgeholfen und berichtet euch über den letzten Fack ju Göthe Teil!

Aktueller Film

Fack ju Göhte 3 – Final Fack

(D 2017, R: Bora Dagtekin, FSK 12)

Ja, dies ist wirklich das Ende der Fack ju Göhte-Reihe.

2013 mischte der erste Teil der Reihe die deutsche Kinowelt ordentlich auf. Der zweite Teil von FACK JU GÖHTE war zwar sehr amüsant und mit sehr viel Witz, doch als zweiter Teil eher unnötig. Nun präsentiert Constantin Film, denn „Final Fack“. Ein allerletztes Mal soll Elyas M´Barek alias Zeki Müller mit seiner Chaotenklasse auf der Leinwand zu sehen sein. Diesmal spielt das Szenario wieder in München in der Goethe-Gesamtschule und Herr Müller muss mit seiner Chaotenklasse die Schule vor der Schließung retten. Gleichzeitig steht die Chaosklasse vor dem Abitur und alle fragen sich: Wie geht es weiter?

Der dritte Teil der Fack ju Göthe-Reihe behandelt auch das Thema Mobbing. Als ein Schüler aus Verzweiflung vom Dach der Schule springt, zücken die anderen Schüler*innen ihre Handys anstatt ihm zu helfen. Es gibt neben den sehr übertriebenen, mit sehr viel Witz gezeigten Szenen auch Filmszenen, die ernst sind. Wie z.B. das Mobbing in der Schule und die Versagensängste der Schüler. Chantal beschreibt das sehr treffend: „Es fühlt sich an, als ob jemand die Tür für die Zukunft zuhält.” Die Hauptaussage des Filmes ist: Jeder hat eine Chance verdient, das zu werden, was er oder sie auch immer werden möchte. Das man an seine Träume glauben soll und das man jeden so akzeptieren soll, wie er ist. Ein frischer Wind in dem dritten Teil bringt Biggi Enzberger (gespielt von Sandra Hüller). Sie ähnelt sehr stark Herr Müller, hat jedoch im Gegensatz zu ihm studiert und keine kriminelle Vergangenheit. Jedoch kommt auch Frau Enzberger gern mal mit einem starken Kater zur Schule. Die Figur hält den Film teilweise über Wasser. Das Negative an dem Film ist die offensichtliche Schleichwerbung und der Gastauftritt von zwei Bayernspielern, die in dieser Handlung wirklich nichts zu suchen haben. FACK JU GÖHTE 3 ist keine besonders große Überraschung. Ich finde es aber auch gut, dass der Film auch seine ernsthaften Seiten hat und mit Mobbing ein immer noch aktuelles Thema aufgreift. Trotz seines Witzes und der Übertreibungen leider zu vorhersehbar. Aber definitiv besser als der zweite Teil.

Hier der Trailer! Und falls ihr eure Spanisch-Kenntnisse verbessern wollt, hier gibt es ein Remake zum Film auf Spanisch (klicke hier).

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Ein Klassiker

Ekel

(GB 1965, R: Roman Polanski, FSK 16)

Dieser Film ist nichts für schwache Nerven und vorab möchte ich schon einmal die Trigger-Warnung wegen Gewalt und Missbrauch aussprechen. Über diesen Film scheiden sich die Geister, ob er nun gut ist oder schnellstmöglich verboten werden sollte. Der Grund dafür? 1977 wurde der französisch-polnische Regisseur Roman Polanski wegen „außerehelichen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen“ in den USA verurteilt. Der Film, der von Carole handelt, die mit einer Posttraumatische Belastungsstörung zu kämpfen hat, beschäftigt sich mit dem Thema Missbrauch, sodass viele Menschen der Überzeugung sind, dass Polanski bevor er selbst übergriffig gegenüber Minderjährigen wurde, seine Fantasien in seinen Filmen ausgelebt hat. Ob dies ein Grund ist, einen solchen Film zu verbieten, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Ich persönlich kann nur über den Film sprechen und sagen, dass er eher dem Genre des Thrillers als des Horrorfilms zu zuordnen ist. Wie bereits der Titel andeutet, spielt Ekel in diesem Film eine entscheidende Rolle. Er überwiegt jedoch nicht, sodass ein Anschauen des Filmes möglich ist. Natürlich gibt es einige Situationen, in denen ich angeekelt die Nase gerümpft habe, jedoch war der Film für mich – die keine Filme mag, in denen man sich erschrecken könnte – gut erträglich und anschaubar. Es gibt ein paar Momente im Film, in denen ich mich erschreckt habe, woran wohl der laute Sound Schuld ist.

Besonders die schauspielerische Leistung von Catherine Deneuve ist mir im Gedächtnis geblieben, denn Caroles Empfinden von Ekel und ihre inneren Probleme setzt Deneuve ausdrucksstark um, sodass der Zuschauer an ihrem Empfindungen und Gedanken teilhaben kann. Meiner Meinung nach ist der Film hier nur als Endprodukt anzusehen und gut gelungen.

Ihr könnt gerne mal in die Kommentare schreiben, wie ihr das seht. Sollte ein solcher Film verboten werden oder seid ihr der Meinung, dass der Film eines Regisseurs von seinem Privatleben zu trennen ist?

Besonders in Bezug auf #metoo und die Thematik des Ausnutzens einer Machtposition bzw. der Belästigung von Frauen in öffentlichen Bereichen wollte ich diesen Film ansprechen, da er auf Grund der Verurteilung von Polanski ein gewisses Problempotenzial enthält.

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Eine allgemeine Empfehlung

Mein Blinddate mit dem Leben

(D 2017, R: Marc Rothemund, FSK 0)

Wenn man sich in Filme verlieben kann, dann gehört Mein Blinddate mit dem Leben auf jeden Fall zu denen, die ich in mein Herz geschlossen habe.

Mein Blinddate mit dem Leben ist eine deutsche Produktion. Der Film beruht auf der Lebensgeschichte von Saliya Kahawatte, der trotz seiner Sehschwäche eine Ausbildung in einem Luxus-Hotel in München gemacht hat ohne die Sehschwäche jedoch zu erwähnen. Ein Freund findet sein Geheimnis mit der Zeit jedoch heraus und übt mit ihm. Als jedoch Laura (Anna Maria Mühe) auftaucht, gerät Saliyas Leben aus den Fugen.

Im Film wird diese inspirierende Persönlichkeit von Kostja Ullmann verkörpert, den viele von euch wahrscheinlich aus Filmen wie Groupies bleiben nicht zum Frühstück oder Rubinrot kennen. Um sich auf seine Rolle möglichst gut vorzubereiten, hat Ullmann Kahawatte einen Tag begleitet und sich so viele Tipps von ihm abgeschaut.

Für mich ist die schauspielerische Leistung aller Schauspieler*innen in diesem Film überragend, was die überaus authentischen Leistung Ullmans nicht schmälern soll. Besonders hat mich auch Nilam Farooq überzeugt, die zuvor 2016 in Allein gegen die Zeit – Der Film und in der ZDF Produktion SOKO LEIPZIG als Olivia Fareedi zu sehen war.

Mein Blinddate mit dem Leben ist ein herzerwärmender Film, der mit seiner FSK ab 0 Jahren auch für die ganze Familie geeignet ist. Er vermittelt Werte wie Freundschaft, Liebe aber auch Ehrlichkeit, was man bei diesem Film auf den ersten Blick vielleicht nicht erwarten würde.

Hier geht es zum Trailer!

Ein Film für Verrückte

The Square

(S/DK/D/F 2017, R: Ruben Östlund, FSK 12)

Der schwedisch-dänische Film THE SQUARE des Regisseurs Ruben Östlund bezeichnet sich selbst als gesellschaftskritisch und beleuchtet besonders die Ausgrenzung von Teilgruppen in unserer heutigen Gesellschaft.

Besonders häufig sind Bettler oder Obdachlose zu sehen, die sich an vorbeilaufende Menschen wenden, egal ob in der U-Bahn, vor einem Burgerladen oder in diesem besagten Laden. Meist werden ihre Klagen oder Wünsche nach nur einer Krone nicht erhört, da unsere Gesellschaft zu wenig Zeit hat und nur noch von einem Termin zum nächsten hetzt.

Einer dieser Menschen, die zu wenig Zeit im Alltag haben, ist Christian (Claes Bang), der Protagonist dieses Films. Er ist Museumskurator, lebt getrennt von seiner Frau und seinen zwei Töchtern.

Ab kommendem Herbst soll in Christians Museum eine neue Ausstellung namens "The Square" der Künstlerin Lola Arias stattfinden. Bei "The Square" handelt es sich um ein viermal vier Meter großes Quadrat, das mit Hilfe einer Leuchtleiste auf dem Vorplatz des Museums gekennzeichnet und in den Boden eingelassen ist. Innerhalb dieses 16m² großen Raumes haben alle Menschen die gleichen Rechte und sollen sich gegenseitig respektieren. Niemand wird innerhalb dieses Raumes ausgeschlossen, da sich alle gegenseitig helfen und unterstützen, so wie es in der perfekten Gesellschaft sein sollte.

Deshalb zeigt der Film, oftmals sehr überspitzt, verschiedene Gruppen auf, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es wird der Unterschied zwischen arm und reich, gebildet und ungebildet, sowie jung und alt thematisiert.

Dass der Film oftmals sehr scharf und manchmal zu überspitzt Probleme der Gesellschaft aufzeigt, lässt sich gut an Hand einer Szene zu Beginn erläutern. Man sieht einen Obdachlosen, der mit seinem Hund auf dem Boden sitzt und um Spenden bittet. Dann schwenkt die Kamera um, sodass man eine Frau auf einem großen Platz sieht, die Flyer verteilt und dabei Passanten mit den Worten "Wollen Sie ein Menschenleben retten?" anspricht. Die Menschen gehen eilig vorbei und schütteln allesamt den Kopf. Natürlich ist dies eine Methode, um auf die Missstände in der heutigen Gesellschaft aufmerksam zu machen, jedoch finde ich das Beispiel nicht glücklich gewählt. Es geht um Schockwirkung, natürlich, jedoch gibt es zwischen der Rettung eines Menschenlebens und normalen Flyer-Verteilern, die Werbeflyer verteilen, einen großen Unterschied und man sollte annehmen, dass, wenn diese Situation beispielsweise auf dem Alexanderplatz stattfinden würde, Menschen dies nicht leichtfertig abtun würden. Zumindest habe ich noch so viel Vertrauen in die Menschheit, dass ich daran glaube, dass es Menschen gibt, die in so einer Situation helfen würden.

In einer anderen Szene, als Christian in einen Burgerladen geht, dort auf eine Frau trifft, die offenbar obdachlos ist, wird der Anschein erweckt, als würde der Film selbst die unterste Schicht unserer Gesellschaft, nämlich die Besitzlosen, parodieren oder kritisieren. Christian, der mal wieder kein Bargeld dabei hat, das er der jungen Frau geben könnte, bietet ihr an, etwas zu essen für sie zu kaufen. Wenig begeistert nimmt diese das Angebot an und statt sich über eine Mahlzeit zu freuen, ist sie auch noch wählerisch und sogar ein wenig undankbar, als Christian ihr ein Ciabatta mit Zwiebeln mit den Worten "Die Zwiebeln müssen Sie wohl alleine rauspulen" gibt, obwohl sie gesagt hatte, dass sie keine Zwiebeln mag

Wie bereits erwähnt, beschäftigt sich der Film viel mit dem Thema Ausgrenzung und was man als einzelne Person für die Inklusion von aus der Gesellschaft ausgegrenzten Menschen tun kann. "The Square" steht hier für den Idealzustand und doch verfehlt dieses Experiment mit guter Absicht seine Wirkung. Innerhalb des Vierecks mag es noch funktionieren, jedoch gibt es auch in diesem Fall wieder Menschen, die von der "guten Gesellschaft" ausgeschlossen werden, nämlich die Menschen, die sich nicht innerhalb des besagten Vierecks befinden. Und selbst, wenn sich die Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen, dazu entscheiden würden, dass sie Teil der Gesellschaft innerhalb von "The Square" sein wollen, kommt es irgendwann zu Platzmangel, sodass es immer Menschen geben wird, die ausgeschlossen sind, aus welchem Grund auch immer.

Zum Ende des Films gibt es eine Szene, in der Christian eine Videobotschaft aufnimmt und in dieser die Probleme der Gesellschaft anspricht, die ihm aufgefallen sind und denen er sich stellen möchte. Probleme, die ihn selbst oder seine "Schicht" betreffen und für die er sich verändern möchte, um diese Probleme zu überwinden.

Zusammenfassend erscheint THE SQUARE als eine bissige Gesellschaftskritik, die man entweder total gut oder grauenvoll schlecht finden kann – etwas dazwischen ist eher schwierig.

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