Von kämpfenden Frauen und ihrem Antrieb oder warum Straße sein muss

am 06.03.2017

Warum gehe ich eigentlich selbst zum Frauenkampftag? Warum gibt es diesen besonderen Tag? Warum „kämpfen“ Frauen im Jahr 2017? Und wofür? Diese Fragen stelle ich mir selbst. Ich stelle sie mir, weil ich anscheinend mit der Vorstellung sympathisiere, Frauen dabei zu gucken zu wollen, wie sie zusammen für ihre Rechte und ihrer Ratifizierung im Alltag kämpfen. Wahrscheinlich auch, weil ich Teil davon sein möchte, es vielleicht schon bin.

Der Frauenkampftag in Berlin findet zwar an unterschiedlichen Tagen und von unterschiedlichen Organisationen ausgerichtet statt, der traditionelle Weltfrauentag jedoch, ist der 08.März. Und das seit ca. 100 Jahren. 1910 setzte die Friedensaktivistin, Frauenrechtlerin und sozialistische Politikerin Clara Zetkin den entscheidenden Impuls. Auf dem Zweiten Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen forderte sie „keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte" für Frauen. Bereits ein Jahr später mobilisierte sie zahlreiche Frauen, die der Forderung nicht nur folgten, sondern diese um weitere zukunftsweisende Visionen ergänzten.

„In Freiheit und Selbstbestimmung leben können“ ( http://www.frauenkampftag.eu/)

Obwohl sich die soziale Situation von Frauen in kleinen Schritten verbessert, sie zum Beispiel in Deutschland nicht mehr angewiesen sind, eine Erlaubnis bei ihren Ehemännern ein zuholen, wenn sie arbeiten möchten, sind auch im Jahr 2017 Freiheit und Selbstbestimmung Dinge, die Frauen nach wie vor erkämpfen müssen. Warum? Weil Frau = Objekt bedeutet, aus männlicher Position. Immer dann, wenn Frau von außen Bewertung erfährt, wenn ihr Nutzen abgewogen und ihre Meinung infrage gestellt wird. Das ganze selbstverständlich in „das wird MANN wohl noch sagen dürfen“-Debatten. Auch dann, wenn die diffuse Vorstellung vorherrscht, Frau solle jung, schön, schlank, beruflich erfolgreich, empathisch, motiviert und energisch, flink manchmal auch humorvoll und intelligent sein. Zeitgleich versteht sich, solle sie lasziv sein, wenn es darauf ankommt, aber NIE Gleichstellung fordern. Sonst ist sie Feministin oder schlimmer: „Netzfeministin“.

Frau hat schließlich eine Vagina und Vaginas sind anders als Penisse. Punkt. Deswegen ist es auch völlig legitim aufgrund eines wahllos angewachsenen Körperteils unwürdig behandelt zu werden, stimmt‘s?

Wer als Frau Diskriminierungserfahrungen fleißig anhäuft, als sei es eine olympische Disziplin, wer gleiche Rechte bei gleichen Pflichten fordert oder auch einfach nur Bock hat, dass Frauen in ihrer Vielfalt, ihrer Unterschiedlichkeit mit ihren Wünschen und Visionen repräsentiert werden, der, die, das gehört auf die Straße!

Die Straße dient zwar der Mobilität von Fahrzeugen, kann aber in ihrer Funktion, der Fortbewegung von Start X bis Ziel Y auch zum Transport von Visionen, zur Bühne umgestaltet und zum Erzeugen eines kollektiven, neuen Narratives benutzt werden.

Historisch gesehen haben wir damit in Deutschland eine Menge Erfahrung. Ob Volksaufstand des 17. Juni 1953, der Gorleben-Treck vom 25. bis zum 31. März 1979 oder der 1. Mai in Kreuzberg jedes Jahr, Straßenpolitik hat viele Gesichter und die meisten davon verdienen es gesehen zu werden.

Aktuell ist da noch Luft nach oben, was die Teilnahme an Demonstrationen oder Bekundungen auf offener Straße anbetrifft. Aktuell ist es unsere weibliche Pflicht für uns selber und für spätere Generationen das enge Korsett mit Vorschriften und Benimmregeln, das uns die Gesamtgesellschaft ungefragt aufgetragen hat, abzustreifen. Laut, bunt, feministisch.

Genau deswegen gehe ich zum Frauenkampftag in Berlin. Genau darum ist dieser Tag wichtig und besonders, weil wir es uns wert sind.

Wer kommt mit?

Mi 08.März 2017 // Hermannplatz // ab 17.00 Uhr Kundgebung // ab 18 Uhr Demozug

Weitere Infos zur Demo hier!