Hannahs Fashion Week ABC

Vom 2. bis 5. Juli fand die Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin statt. Sie ist sozusagen das Gipfeltreffen der deutschen Modeszene. Ich war live vor Ort und erkläre euch hier die wichtigsten Fashion-Begriffe, verrate Insider- und Verhaltens-Tipps und wie ihr es schafft, die Modewoche selbst zu erleben!

VON HANNAH

A – Akkreditierung

Auf jeder Fashion Week gilt: Ohne Einladung, keine Show. Und solange man nicht zu den bekanntesten Gesichtern der Branche gehört, passiert es leider eher selten, dass man eine direkte Einladung für eine Show erhält. Das heißt aber nicht, dass man gleich aufgeben sollte, nur weil man nicht Gigi Hadid heißt oder einer der erfolgreichsten Designer der Stadt ist – der Großteil der Plätze wird nämlich über Akkreditierungen vergeben. Wer also unbedingt dabei sein möchte, muss sich im Vorfeld über die PR-Agenturen der Designer und Labels schriftlich für die Shows akkreditieren (Zur Website). Allein das kostet schon einmal 20 Euro. Außerdem wird auch nicht jeder, der sich akkreditiert, eingeladen. Es muss also ein aussagekräftiger Text her, der die Agenturen überzeugt, dass ausgerechnet DU dabei sein solltest – natürlich auch, um im Nachgang über die Shows zu berichten.

B – Backstage

Der abgeschirmte Treffpunkt vor jeder Fashion Show ist der „Backstage“-Bereich. Hier trifft der Designer vorab Models, Stylisten, Make-up Artists, Choreographen, PR-Agenten und Stars, um alle Vorbereitungen für die Show zu treffen, Interviews zu geben und Gäste zu empfangen. Bis zum Schluss wird geföhnt, gelockt und gesteckt, die Luft ist vernebelt von Wolken aus Puder und Haarspray. „Schnell, schnell, schnell!“ Oft bleiben den Models nur wenige Sekunden zum Umziehen, da sie in der Regel mehrere Kleider eines Designers präsentieren.

C – Chaos

Sowohl hinter der Bühne als auch mitten im Geschehen geht es chaotisch zu: Im Grunde ist die ganze Fashion Week ein einziges Hin und Her-Gerenne. Es bleibt nicht viel Zeit, um sich mal um sich selbst zu kümmern oder in einer Sitzecke zu entspannen – jedenfalls für die meisten Gäste, die zu verschiedenen Shows an verschiedenen Orten eingeladen wurden. Dank der neuen Fashion-Week-Shuttle-Busse kommt man aber schnell von A nach B und muss nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Show zu Show fahren.

D – Dresscode

Gibt es nicht. Wenn, dann heißt er: "Anything goes!" ;-) Von Clogs bis Killer-High-Heels ist alles möglich. Je verrückter man sich kleidet, desto häufiger wird man fotografiert. Aber selbst wenn man absichtlich in einem Understatement-Look antanzt, wird man mindestens einmal von einem Fotografen vor die MBFW-Wand gezerrt und aufgerufen, „Action“ und „Posing“ zu machen.

E – Erste Reihe

Die Front Row ist für Promis, Designer und einflussreiche Blogger und Modejournalisten reserviert. Wer hier sitzt, ist „wichtig“, und das soll jeder sehen: Deshalb wird während einer Show immer nur die erste Reihe mit Scheinwerfern beleuchtet.

F – Fotos und Fotografen

Nicht nur das Geschehen auf dem Catwalk oder im Backstage-Bereich wird im Bild festgehalten. Streetstyle- und Star-Fotografen sind mittlerweile fester Bestandteil jeder Fashion Week und tummeln sich draußen auf den Straßen rund um das Gebiet der Location. Dort erhaschen sie Gäste auf dem Weg zur Show oder einfach nur Menschen, die mit einem auffälligen oder besonders stylishem Outfit aus der Masse herausstechen.

G – Goodie Bag

Die Gäste einer Show erhalten oft eine kleine Aufmerksamkeit – meist ein Beutel gefüllt mit Beauty Produkten, Getränken oder – wenn man Glück hat – ein kleines Designerstück. Bei manchen Shows ist es jedoch üblich, dass nur Leute aus der ersten Reihe eine Goodie Bag bekommen.

H – Handy

Das Handy ist definitiv das wichtigste Werkzeug auf der Berliner Fashion Week. Große Kameras, außer natürlich die der Fotografen, sind nicht gerade erwünscht. Außerdem wollen die meisten die Momente mit ihren Instagram-Followern teilen und zücken deshalb bei jeder Gelegenheit ihr Handy, um Fotos und Videos für ihre Story zu machen. Eine Fashion Week ohne Instagram? Unvorstellbar.

I – Influencer

Da sind wir auch gleich beim Thema: Influencer und Instagram gehören schließlich zusammen wie… Bratwurst und Senf? Was früher die „Blogger“ waren, die den größten Teil des Publikums bei einer Show ausmachten, sind heute die „Influencer“. Sie nutzen ihre Reichweite auf Social Media, um für sich und bestimmte Marken, die auf der Fashion Week vertreten sind, Werbung zu machen. Von Anfang bis Ende begleiten sie ihre Follower durch die Woche und geben ihnen Einblick in das Showgeschäft.

J – Journalismus

Modejournalisten begeben sich beruflich auf die Fashion Week, um sich über die Looks der kommenden Saison zu informieren, die sie dann ein halbes Jahr in den Magazinen für Fotoshootings und Artikel stylen. Zum anderen berichten Modekritiker urteilssicher über die Entwürfe und das Geschehen rund um die Modewoche. Eine herbe Kritik kann dazu führen, dass sie nicht mehr eingeladen werden. Aber auch das ist letztlich eine Anerkennung ihrer Arbeit und ihres Einflusses.

K – Klatschen

Nach jeder Show wird geklatscht. Aber auch bitte nur danach! Johlen oder aufstehen gilt ebenso als unangemessen.

L – Location

Die Location dieses Jahr war das E-Werk Berlin nahe des Potsdamer Platzes. Es ist ein altes Umspannwerk, das mit seinem alten, aber individuellen Design die perfekte Location für die diesjährige Berliner Fashion Week darstellte. Drinnen wurden täglich neue Kollektionen verschiedener internationaler Designer vorgestellt, während sich auf der anderen Seite der Location der Eingang zu den Runway Shows befand. Auch der Außenbereich war sehr stilvoll gestaltet und ein guter Ort, um mit den anderen Leuten ins Gespräch zu kommen und sich ein Erfrischungsgetränk vom Food Court zu gönnen.

Die diesjährige Location: Das E-Werk Berlin © PicDrop

M – Models

Auf der Fashion Week Berlin laufen nicht die typischen „Show Girls“ (wie Kate Upton) auf dem Catwalk, sondern die sogenannten „Fashion Girls“ (z.B. Hanne Gaby Odiele). Diese entsprechen nicht unbedingt dem klassischen Schönheitsideal, doch begeistern dafür mit einem sehr außergewöhnlichen Look und besonderen Model-Maßen. Am liebsten suchen sich die Designer einen sehr androgynen Typ Frau mit einer schmalen H-Figur.

N – Nahrungsaufnahme

Auch in dieser Saison war eine der am häufigsten gestellten Fragen: Wo gibt es was zu essen?! An dem Klischee, dass es die Branche mit der Nahrungsaufnahme nicht so hat, ist zumindest zur Fashion Week wirklich ein bisschen was dran. Das liegt aber nicht daran, dass sich die Gäste für das Selfie vor der Promiwand in ihre knappen Kleider hungern wollen – sondern, dass es bei all dem Rumgehaste von Event zu Event einfach schwer ist, an Nahrung zu kommen! Während der durchgeplanten Tage steigt der Konsum von Fast Food deshalb unter den Modeleuten exponentiell. Dieses Jahr setzte die Fashion Week auf leckere Berliner Currywurst.

O – Offsite

Offsite bedeutet zum Beispiel während der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin, dass die Shows nicht im Fashion-Zelt, sondern in einer anderen Location stattfinden. Das war diese Saison das E-Werk – also die „Offsite-Location“.

P – Partys

Am Rande der Schauen wird gefeiert! Viele Designer veranstalten im Anschluss an ihre Show oder am späteren Abend eine After Show Party. Hier wird getanzt, Champagner getrunken und über die neuesten Trends und Kollektionen der Fashion Week geplaudert.

Q – Queer Fashion

Der Begriff „Queer Fashion“ hat in dem Fall nichts mit einer bestimmten sexuellen Orientierung zu tun, sondern bedeutet einfach nur „anders als die Masse“: Zum Beispiel zählen sich manche ältere, dickere oder transsexuelle Menschen selbst zu der Bewegung „Queer Fashion“ und gehen leidenschaftlich darin auf, sich auffällig bunt oder außergewöhnlich zu kleiden.

R – Re-See

Bei einem Re-See darf man sich die Entwürfe einer Kollektion nach der Show noch einmal genauer ansehen. Erst hier entdeckt man häufig kleine Details, die die Stücke erst so besonders machen.

S – Schein und Sein

Wenn wir ehrlich sind, geht es bei der Fashion Week nicht allein um Mode, vielmehr um Sehen und Gesehen werden. Die Menschen erscheinen in ihren teuersten und schicksten Kleidern, die sie sich wahrscheinlich extra für diesen Anlass gekauft haben. Viele nehmen die Fashion Week außerdem zum Anlass, um zu zeigen, dass sie einer bestimmten Klasse angehören und die Ehre haben, an dem größten deutschen Mode-Event teilzunehmen – dabei sind wir doch alle nur Menschen und sollten uns nicht in dieser Hinsicht vergleichen.

T – Talk

Bei der Fashion Week wird viel geredet: Über die neuesten Ereignisse, Skandale und Gerüchte der Modewelt. Man muss sich natürlich nicht zu allem eine Meinung machen, doch auf einen kleinen Plausch am Catwalk mit dem Sitznachbar sollte man vorbereitet sein. Falls ihr keine Ahnung habt, was ihr sagen sollt, wenn ihr nach der gerade gezeigten Mode gefragt werdet, antwortet einfach mit „sehr modern!“. Das sollte eigentlich nie verkehrt sein. ;-)

U – Uber

Die Taxi-App „Uber“ boomt während der Fashion Week! Obwohl die Shuttle-Busse den Taxifahrern diese Saison mächtig Konkurrenz gemacht haben.

V – Verspätung

Keine, wirklich keine Show beginnt pünktlich. Ehe alle Gäste ihren Platz gefunden haben, vergeht eine Menge Zeit. Und natürlich baut sich so viel mehr Spannung auf und man freut sich umso mehr, wenn die Show endlich beginnt.

W – WTF-Moment

Auf der Fashion Week gibt es so einige WTF-Momente. Seien es Menschen, die Mülltüten als Kleider tragen, Einhornschuhe oder aufgeblasene Schwimmtiere auf den Köpfen der Models. Hier ist alles möglich und das Tolle: Jeder wird so akzeptiert, wie er ist!

X – Xenophilie

Xenophilie bedeutet Fremdenliebe oder Vorliebe für fremde Menschen. Ja, das klingt etwas übertrieben, aber leider ist es auf der Fashion Week wirklich so: Fremde werden plötzlich zu deinen besten Freunden, wenn es darum geht, irgendwie auf die After Show Party zu kommen oder auch in der Limo mitfahren zu dürfen. „Ja, wir kennen uns! Wir gehen zusammen zu der Party!“; „Nicht wahr, mein Schatz?!“.

Y – Yoga

Jeden Morgen, wenn es noch nicht ganz so heiß war, konnten alle Gäste bei einem Yoga-Kurs mitmachen. Dieser fand auf der Dachterrasse statt und animierte die Teilnehmenden dazu, durchzuatmen und ihre Sinne zu beleben. Perfekt, um seelenruhig in den eher hektischen Tag zu starten.

Z – Z-Promis

„Die habe ich doch schon mal irgendwo gesehen… aber wo?“, „Ach, der war doch mal bei der Bachelorette!“ oder einfach nur „Wer ist das?“: Diese Fragen stellt man sich, wenn man in der zweiten Reihe einer Show sitzt und überlegt, welcher nächste Z-Promi sich eigentlich gerade vor dich gesetzt hat. Da ertappe ich mich doch selbst immer wieder dabei, zu vergessen, warum ich hier sitze: Die Mode begutachten und beurteilen, nicht die Menschen.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Fashion Week ABC einen guten Einblick in die Berliner Modewoche verschaffen und vielleicht wisst ihr jetzt besser, ob ihr beim nächsten Mal dabei sein wollt oder nicht...

Die nächste Fashion Week findet im Winter vom 15. bis 18. Januar 2019 statt!