"It's your Choice"-Tour ist gestartet!

"Politik interessiert mich nicht. Ist eh egal, was ich sage. Als ob das irgendeinen Politiker interessiert!" Das sind Aussagen, mit denen ich täglich konfrontiert werde, wenn es um das Thema Politik geht. Viele Jugendliche in meinem Alter äußern Frustration statt Engagement. Doch dem versucht die deutsche Politik mit dem Programm 'It's your Choice!' entgegenzuwirken Dort besuchen Politiker*innen Berliner Schulen und stellen sich den Fragen der Jugendlichen. So will man den Dialog ermöglichen und uns jungen Menschen die Chance geben, uns an Politik zu beteiligen.

Ein Text von Anne

Was ist "It’s your choice"?

Das Projekt wird wie folgt beschrieben: “Die 'It’s Your Choice'-Tour ist eine Initiative der Deutschen Schulmarketing Agentur, DSA youngstar. Sie wurde ins Leben gerufen, um jungen Wählerinnen und Wählern zu beweisen, dass Politik sie direkt betrifft und deshalb alles andere als langweilig ist. Das Konzept bringt junge Politikerinnen und Politiker direkt in die Schulen. Sie stehen dort der Schülerschaft Rede und Antwort. Das Format der Diskussion ist bewusst offen gehalten – das gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, die jungen Politikerinnen und Politiker mit eigenen Fragen zu löchern.“ (its-your-choice.net)

Eröffnung der "It’s Your Choice“ - Schultour in Neukölln

Fast 300 Schüler*innen versammelten sich im OSZ Informations- und Medizintechnik, um sich an der Diskussion mit den Politiker*innen zu beteiligen. Geladen waren Clara West (SPD), Robbin Juhnke (CDU), Benedikt Lux (Die Grünen), Wolfgang Albers (Die Linke), Simon Kowalewski (Piraten) und sogar Herr Wieland, der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Dieser eröffnete auch die Diskussion mit einer kurzen Rede, danach übernahm auch schon einer der Schüler das Mikrofon.

Ich persönlich fand es sehr angenehm, dass ein Schüler selbst die Rolle des Moderators übernahm, das lockerte die Stimmung etwas auf und senkte auch die Hemmungsschwelle der Jugendlichen. Schließlich traut sich nicht jeder, eine Frage an einen Politiker zu stellen und das auch noch vor all seinen Klassenkameraden. Der Moderator bat die Gäste, sich kurz vorzustellen. Diese erzählten neben ihrem Namen und Alter auch kurz, wie sie zur Politik gekommen sind.

Als Hauptthemen standen das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) und die deutsche Drogenpolitik an. Ein kurzes Brainstorming ermöglichte es den Schüler*innen jedoch, weitere Themen einfach in den Raum zu rufen. Dabei kamen Themen wie TTIP, Ceta, der neue Berliner Flughafen und die Zukunft Deutschlands in Europa auf.

Damit die Jugendlichen auch aktiv an der Diskussion teilnehmen und ihre Meinung zu dem Gesagten äußern konnten, lagen auf jedem Stuhl 'Dafür'-und 'Dagegen'-Karten. So erhielt man als Zuschauer und natürlich auch die Politiker*innen einen Eindruck, bei welchen Themen die Jugendlichen ihnen zustimmten oder anderer Meinung waren.

Der Austausch begann mit dem Thema 'Drogenpolitik'. Schnell erkannte man, dass das Gespräch vielleicht nicht so gesittet oder man könnte sogar 'langweilig' sagen, ablaufen würde. Nachdem die Gäste aufgefordert wurden, Drogenpolitik in drei Worten zu beschreiben, war eine Antwort nämlich "legal, illegal, scheißegal!" - Nicht gerade etwas, was ich von einem Politiker erwartet hätte.

Zugegeben, auf die Aussage einer der Gäste, man solle alle Drogen legalisieren, denn man würde sie schließlich eh überall bekommen und viele würden es dann auch gar nicht mehr ausprobieren, reagierten selbst die meisten Jugendlichen ablehnend. Man konnte bei vielen die Überraschung im Gesicht ablesen und einige schüttelten auch den Kopf.

Auf den grundlegenden Ansatz "Drogenabhängige brauchen Hilfe und keine Strafe!" reagierten sie jedoch mit Zustimmung.

Das Erstaunlichste an der ganzen Diskussion war für mich jedoch, wie engagiert die Schüler*innen sich an dem Gespräch beteiligten. Nachdem Frau West erzählte, dass die falschen Leute am Verkauf von Marijuhana verdienen würden, stand sofort ein Schüler auf, um sie zu fragen, was ihrer Meinung denn die richtigen Leute seien. Als Antwort erhielt man ein zaghaftes, naja der Staat würde schon zumindest in kleinem Maße daran verdienen. Diese Einnahmen würden dann in soziale Projekte fließen.

Auch der Moderator überzeugte in ganzer Linie. Mit viel Ironie und Sarkasmus übte er Kritik, er zeigte auch keinerlei Scheu, die Gäste zu unterbrechen, falls diese zu ausschweifend antworteten.

Drogenpolitik war wohl das am ausschweifend behandelste Thema des Tages. Es folgten LAGeSo, bei dem man sich hauptsächlich damit beschäftigte, was genau dort geschehen und was schiefgelaufen ist. Man war sich jedoch schnell einig, dass die Situation heute besser unter Kontrolle sei, jedoch immer noch nicht ideal.

Wir sprachen über TTIP in Verbindung mit Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit, den Berliner Flughafen, über den jeder der Gäste mit Entsetzen und Verärgerung reagierte und die Integration von Flüchtlingen in Verbindung mit der Forderung, Flüchtlinge sollen doch früher arbeiten gehen dürfen.

Das Treffen endete mit dem Aufruf des Schuldirektors, er legte es seinen Schülern ans Herz, sich politisch zu engagieren. Selbst wenn es ‚nur‘ die Teilnahme an den Wahlen sei.

Denn jede Stimme zählt!