"Wenn aus Wörtern Kunst wird"

am 09.03.2018

„Das Leben, das wir führen wollen, das können wir selber wählen. Also los, schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen.“ („Eines Tages, Baby“ von Julia Engelmann)

Diese und viele andere Zeilen, der 25-jährigen deutschen Poetry Slammerin Julia Engelmann konnte man auf der Bühne auf ihrer Deutschland Tour „Jetzt, Baby - Poesie und Musik“ hören. Die ehemalige Psychologiestudentin erlangte ihren Durchbruch vor über 4 Jahren bei einem Dichterwettstreit an der Universität Bielefeld. Ein Internetvideo, in dem Julia, inspiriert durch den "One day/Reckoning Song" von Asaf Avidan, eine Mischung aus Verdeutschung und eigener Kreativität sang, wurde innerhalb weniger Tage mehrere Millionen Mal auf YouTube geklickt.

Klicke hier, um das Video zu starten! Bitte beachte, dass dann ggf. Nutzungsdaten an den Video-Provider (youtube, vimeo) übertragen werden.

Doch was an ihr ist so faszinierend?

Die mittlerweile erfolgreichste deutsche Vollzeit-Poetin war schon immer ein außergewöhnlich intelligentes Mädchen. In ihrer Schullaufbahn hat sie zwei Klassen übersprungen, Abitur mit 16 in der Tasche gehabt und stand danach zwei Jahre in der TV-Serie „Alles was zählt“ vor der Kamera. Sie spielt Klavier, brachte sich Gitarrespielen bei und singt gerne. Dass sie nach der Welle von Aufmerksamkeit, die sie mit ihrem Internethit erreicht hat, nicht wieder schnell aus den Köpfen verschwand, verdankt sie ihrem gutem Management und der eigenen Willenskraft, ihren Traumjob verwirklichen zu wollen. Mittlerweile hat Engelmann drei Bücher geschrieben, ein Album namens „Poesiealbum“ herausgebracht und tourt durch ganz Deutschland. Am 6. März 2018 war sie mit ihrer Show im Berliner Admiralspalast, die gleichzeitig mitgeschnitten wurde und demnächst auf DVD erscheinen wird. Ich durfte im Publikum sitzen und sehen wie Julia die Zuschauer mit einem ausgeglichenem Programm aus Gedichten, Gesang zu Deutsch-Pop, Erzählungen und eleganten Hüftschwüngen unterhielt. Eins scheint ihr ganz besonders gut zu gelingen, gute Laune zu verbreiten. Julia Engelmann verführt die Zuschauer mit ihrer lustigen Art, mit ihrem natürlichen Lächeln und einer optimistischen Ausstrahlung. Doch das ist nicht das, was Julia Engelmann dermaßen von anderen Künstlern unterscheidet.

Wenn aus Wörtern Kunst wird: „Und manchmal, Wenn du innehältst für einen Augenblick, Um einmal kurz zwischen die Zeilen zu treten Wenn statt in Gesichter du in Augen blickst Hörst du sie flüstern, Die stillen Poeten.“ „Über Stille Poeten“, Julia Engelmann

Julia Engelmann leiht sich Wörter aus dem Deutschen und formt ihre eigene Sprache damit. Ihre Texte sind kurz – nicht zu langatmig – und trotzdem betonen sie genau das, was sie sollen. Die Strophen, die sie vorliest sind weder kompliziert noch hat man das Gefühl auf eine provozierende Art belehrt zu werden. Sie packt Gedichte in Musik und Gesang und herauskommt Poesie. Poesie, die dich inspiriert, fesselt aber manchmal auch zum Schmunzeln bringt. Ihr Gesang ist nicht perfekt, aber genau diese kleinen Fehler, die sie in ihrer Show bewusst nicht vertuscht, verleihen ihren Auftritten etwas sehr Sympathisches. Ihre Musik und ihre Gedichte thematisieren Unausgesprochenes, etwas, das viele Menschen suchen. Sie erzählen von Liebe, Trauer, Mut, Hoffnung, Erfolg, Scheitern, Träume, Ängste, von Verlierern aber auch von Gewinnern. Und darüber hinaus trifft ihr Humor genau ins Schwarze. Selbst wenn Ihr mit Gedichten und Poetry Slams nichts anfangen könnt, empfehle ich jedem, Julia Engelmann eine Chance zu geben. Vielleicht verändert sie eure Sicht auf die Welt.

Ein farbenfrohes Finale

Und was fehlt noch bei einer Show, die so viel Positivität versprühte? Genau… Konfetti! Auch daran wurde gedacht. Nicht nur, dass Julia händevoll Konfetti über sich warf, am Ende regnete Konfetti auch auf uns Zuschauer, spülte nun wirklich die letzten Alltagssorgen weg und gab uns jede Menge Hoffnung und Zuversicht mit auf den Heimweg.