K.I.Z Open Air – jup! bei den „Erfindern von deutschem Humor“

am 07.09.2016

K.I.Z lud ein zum ausverkauften Open Air ihrer „Hurra die Welt geht unter“ Tour am 20.08.2016 in der Wuhlheide. Laura und Alina von jup! Berlin waren dabei!

VON ALINA UND LAURA

K.I.Z, das sind Nico, Tarek, Maxim und DJ Craft. Die Berliner Rapper stehen für Provokation und sarkastische Texte, mit denen sie des Öfteren Kritik an aktuellem Geschehen und der Gesellschaft üben. Auch politisch sind die Jungs engagiert und setzen sich gegen rechte Strömungen ein. Nico und Maxim sind außerdem DIE PARTEI-Mitglieder und kandidierten zum Beispiel für die Berliner Abgeordnetenwahl 2011.

Bekannt wurde die Gruppe durch Songs wie „Geld essen“, in dessen Video sie ein Zeichen gegen Homophobie im Hip-Hop setzen. Aber auch mit aktuellen Songs wie „Boom Boom Boom“ oder „Hurra die Welt geht unter“ sind K.I.Z heute bei vielen Jugendlichen beliebt.

Keine Vorband?

Angekommen am Veranstaltungsort hat uns zunächst interessiert, wer eigentlich die Vorband von K.I.Z ist. Verwundert hat uns, dass auf der Bühne keinerlei Instrumente aufgebaut waren, dafür aber ein riesiger Bildschirm. Schnell hat sich herumgesprochen, es würde einen einstündigen Film über die Band als Einstieg geben. Den gab es tatsächlich auch – Der Film war (typischer K.I.Z Humor) im Stil eines Parteitags mit K.I.Z als „die Führer“ aufgebaut. Von der Schließung ihres ersten Vertrags mit Royal Bunker, dem Auftritt bei Rock am Ring 2007 (wo sie eigentlich ausgeladen waren) über ungenehmigte Konzerte wie das „Reclaim your U-Bahn“ in Kreuzberg bis hin zu den Weltfrauentag-Konzerten und Protesten der Band gegen die heutige Gesellschaft und Politik war alles dabei. Immer wieder wurde gezeigt, wie die vier Jungs von K.I.Z auf den Weg zur Wuhlheide sind, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Gegen Ende des Films wurde eine Führung durch die Wohnungen der K.I.Z-Jungs gezeigt. Dies war eher lustig als ernst gemeint: Bei Tarek zum Beispiel, der aus dem Lied „Wir“ als „Der Nubische Prinz“ bekannt ist, wurde die Wohnungsbesichtigung in einem Raum abgehalten, der von Teppichen bedeckt war und um ihn herum zwei Bauchtanz tanzende Frauen. Im Großen und Ganzen fanden wir den Film echt gut gemacht und wirklich lustig, nur leider etwas zu lang.

Das Konzert

Gleich nach dem Einlass kamen schon direkt Mitarbeiter auf einen zu, die K.I.Z-Fähnchen mit dem Logo der Band und dem Schriftzug „Kannibalen in Zivil- Aufrecht, Weise und Stabil“, verteilten. Wie schon erwähnt, standen am Anfang keine Instrumente auf der Bühne, was jedoch zu sehen war, waren zwei Tribünen auf der Hauptbühne. Als K.I.Z dann in der Wuhlheide ankam lieferten sie einen epischen Auftritt ab! In einem musikalisch begleiteten Einmarsch liefen sie und ihr Gefolge alle zusammen einmal um die Wuhlheide herum, bevor sie zur Bühne gingen. Auf der Bühne angekommen, verteilte sich das Gefolge (wie sich erahnen ließ, der Chor) auf die 2 Tribünen. „Herzlich Willkommen zum großen Parteitag der Taka Tuka Ultras. Erweisen wir unseren großen Führern Respekt, indem wir uns nun erheben und unsere Hymne gemeinsam singen“, tönte es aus den Boxen, bevor „das Kannibalenlied“ anfing zu erklingen und alle außer den K.I.Z-Jungs mitsangen. Als das Lied zu Ende war, ging es mit einem großen Knall los. „Ellenbogengesellschaft“ war das erste Lied - und der Name war Programm! Schon bei den ersten Takten bildeten sich die ersten Kreise und es wurde los gepogt. Auch an unseren Plätzen entstand ein Pit, was uns zum Verhängnis wurde. Schon nach dem ersten Lied haben wir unsere Position geändert und uns mehr an den Rand bewegt, weg von den pogenden Mengen. Nach ein paar weiteren Liedern wussten wir, dass es eine gute Idee war, denn es wurde das ganze Konzert überall gepogt. Sogar eine Wall of Death entstand am Ende. Dabei spaltet sich die Menge in zwei Gruppen und entfernt sich voneinander, sodass ein freier „Graben“ dazwischen entsteht. Auf ein Zeichen rennen dann beide Seiten aufeinander zu. Das ist nicht ganz ungefährlich.

Die Bühnenshow von K.I.Z war überragend! Bei dem Lied „Geld“ wurden aus Kanonen jede Menge Geldscheine ins Publikum geschossen. Natürlich kein echtes Geld, sondern „Fünfziger Deutsche Tarek Mark“-Scheine. Während des Songs „Adolf Hitler“ war der Schauspieler aus dem Musikvideo vor Ort und fuhr mit einem Segway durch die Wuhlheide. Doch K.I.Z spielten nicht nur auf der Hauptbühne. Bei dem Lied „Abteilungsleiter der Liebe“ wurden drei Podeste in mitten des Publikums aufgebaut, wo dann die Performance stattfand. Noch bevor das Lied losging, kündigte Maxim an, dass er und Nico am 18.September für das Bürgermeisteramt in Berlin kandidieren wollen. Das Publikum war begeistert von dieser Nachricht! Bei dem etwas ruhigeren Lied „Neuruppin“ haben uns K.I.Z aufgefordert, alle Feuerzeuge rauszuholen, was die Atmosphäre absolut magisch machte. Mitten im Refrain erschien über der Bühne ein gigantisches Feuerwerk. Das Highlight des Abends! Es gab auch einen Special Guest: Manny Marc war vor Ort und performte den textlich sehr ernsten Song „Was würde Manny Marc tun“ zusammen mit K.I.Z. Als finalen Song spielte die Band das Lied „Hurensohn“. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von „Hurensohn“ performte K.I.Z das denkwürdige Lied mit dem Berliner Kneipenchor. Es war ein Gänsehautmoment für alle Beteiligten. Tarek sang in seinem feinsten „Gospelchor“-Gesang und auch als K.I.Z schon von der Bühne war, wurde weitergesungen und die Textzeilen blieben in den Köpfen hängen und wurden auch noch auf dem Weg zur Bahn und in der Bahn gesungen.

Unser Fazit

Unserer Meinung nach war das Konzert absolut der Hammer. Die Bühnenshow war einfallsreich und originell und das Publikum war, trotz strömenden Regens, mehr als motiviert. Jeder konnte die Texte und hatte trotz Pogen auf die anderen Zuschauer Rücksicht genommen - zumindest meistens. Die Sicherheitsleute waren sehr gründlich, zum Schutz für uns, auch wenn sich einige beschwert haben, dass der Einlass dadurch etwas länger dauerte. Durch die vielen Menschen waren die S-Bahnen nach dem Konzert natürlich total überfüllt, jedoch wurde auch dort versucht, Rücksicht zu nehmen.

Danke K.I.Z, für diesen unvergesslichen Abend!