12 Tage eine andere Welt

von
am 11.08.2016

Seit knapp einer Woche laufen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (05.08.-21.08.) auf Hochtouren. Die ersten Medaillen wurden vergeben, die ersten Geschichten sind geschrieben.

Es sind genau diese Momente, für die ein Sportler lebt. Die Momente, in denen die Kombination aus Kampfgeist, Leidenschaft und absoluter Hingabe zum Sport ein neues Level erreicht. Die riskanten Momente. Alles für Olympia.

Doch fangen wir erst mal bei der Eröffnungsfeier an. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, die Zeitverschiebung von strammen fünf Stunden auf sich zu nehmen, wenn man von der Bekleidung unserer deutschen Athleten absieht. Das Event, wie immer geprägt von Feuerwerk ohne Ende, hat sich aber dieses Mal auf etwas komplett anderes spezialisiert. Denn neben der Feier von Olympia stand der Umweltschutz im Vordergrund. Auch wurde die Geschichte von Rio inszeniert. Dinge, die beeindruckt und viel Lob bekommen haben.

Es läuft noch nicht für das deutsche Team

Angetreten ist das deutsche Team mit knapp 450 Sportlern. Die Hoffnung lag dabei unter anderem auf Schwimmer Paul Biedermann und den Tischtennis-Stars Timo Boll, der nebenbei unser Fahnenträger war, und Dimitrij Ovtcharov. Kurz und knapp: Biedermann verabschiedet sich mit Platz 6 aus dem 200m Freistil-Finale der Herren. Timo Boll verliert das Achtel- und Ovtcharov das Viertelfinale im Tischtennis. Franziska Hentke, ebenfalls Schwimmerin, verpasst das Finale der 200m Schmetterling und obendrauf schrammen unsere Turmspringer Sascha Klein und Patrick Hausding im Wasserspringen vom 10m-Turm knapp an Bronze vorbei. Starke Kritiker reden schon von historisch schlechter Leistung – drei Tage Olympia ohne Medaille. In London (2012) waren es sogar fünf. Aber das bleibt den deutschen Sportlern erspart: Die Vielseitigskeitsreiter holten am Dienstag Silber in der Mannschaft. Kurz darauf folgte eine Goldmedaille im Vielseitigkeitsreiten (Michael Jung), eine Silbermedaille im Schießen (Monika Karsch) und eine Bronzemedaille im Judo (Laura Vargas-Koch). Nur bei den Schwimmern will es einfach nicht laufen. Auch der Weltmeister Marco Koch erreichte im 200m-Brustschwimmen-Finale nur Platz 7.

Ein Funken Hoffnung

Auf der anderen Seite gibt es verhältnismäßige Erfolge im Turnen. So erreichen die Männer und Frauen Team-Mehrkampf Platz 7 bzw. 6 und die Australien Open- Gewinnerin Angelique Kerber steht im Tennis-Viertelfinale. Auch im Beachvolleyball, Handball und Hockey geht es voran - es gibt keinen Grund zur Furcht um ein erfolgloses Olympia.

Wenn sich die Wetterbedingungen fürs Rudern noch zum Guten ändern, haben wir dort noch den deutschen Achter, Vierer und Doppel. Es bleiben also elf weitere Tage Zeit, bevor wir über sportliche Leistungen reden können - abgesehen von der Tatsache, dass die Leichtathletik-Wettbewerbe noch nicht einmal begonnen haben. Diese folgen, wie immer, in der zweiten Woche.

Verletzungen und Helden

Kreuzbandrisse, offene Unterschenkelbrüche, Schulterprobleme, weitere schwere Stürze. Olympia kann ein Lied vom Leid singen. Schon an den ersten Tagen gab es eher unschöne Bilder, die die Stimmung ein bisschen trübten. Aber jeder Sportler weiß, das Verletzungen immer passieren können. Manchmal werden dabei Sportler auch zu Helden, so wie Andreas Toba, Mehrkämpfer im Turnen. Trotz Kreuzbandriss schwingt er sich auf das Pauschenpferd, turnt seine Übung und sichert so seinem Team den Einzug ins Finale. Weil sich das so gehört, wie er sagt. Micheal Phelps holt Goldmedaille 19,20 und 21-Rekord. Das ist Olympia. Und die USA zeigt im Basketball gegen China, dass es ganz leicht aussehen kann, mal locker mit 119: 62 zu gewinnen - auch das ist Olympia.

Olympia- eine ganz eigene Jahreszeit

Für mich ist Olympia so etwas wie eine eigene Jahreszeit. Es gibt dann nichts als mich, meine Couch und den Fernseher. Die ersten Tage habe ich auf jeden Fall genossen, auch wenn es bedeutet, bis Mitten in die Nacht wach zu bleiben. Neben dem Fokus auf die Deutschen haben mich jedoch auch die Chinesen beim Turnen beeindruckt. Ich habe mich auf einmal für Rugby begeistert, schaue Mittags Radfahren, fühle mit den Schwimmern nach dem 6. Platz in der 4x200m Freistil-Staffel, wobei ich Florian Vogel wirklich gerne in den Arm genommen hätte, als er aufgelöst vor dem Mikro des ZDF-Reporters stand. Ich fiebere beim Hockey mit (nein, ich hatte nie zuvor Hockey gesehen) und werde "Expertin" im Turmspringen. Denn, nun ja, das ist Olympia. Und ich kann es kaum abwarten, bis die Leichtathletik anfängt.