"On the Road" - Die Band Wolf Alice auf Tour

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am 09.02.2017

 

Der Eröffnungsfilm „On The Road“ der diesjährigen Berlinale Sektion Generation gehört zu den dokumentarischen Formen des Filmfestivals: Ein Mittschnitt der ersten Tour der britischen Band Wolf Alice durch Großbritannien und Irland. In „On The Road“ begleitet Regisseur Michael Winterbottom die jungen Musiker bei ihren ersten Live-Auftritten als Headliner und enthüllt die Schattenseiten ihres plötzlichen Ruhmes.

Früh aufstehen, ein Interviewtermin nach dem anderen, Jam Sessions im Reisebus und zu guter Letzt: mindestens jeden zweiten Abend ein Auftritt. Auf Tour ihres Debütalbums als Band „My Love Is Cool“ wird die Band Wolf Alice rund um Lead-Sängerin Ellie Rowsell mit der Kamera begleitet. Während Ellie mit Joff Oddie als Duo im Jahr 2010 begann, kamen später noch Drumer Joel Amey und Basist Theo Ellis dazu. Auch die Herkunft des Bandnamens erfährt man. Wie Frontfrau Ellie erzählt, entstamme der Name aus der gleichnamigen Kurzgeschichte von Angela Carter, in der ein Mädchen unter Wölfen aufwächst und, als es zurück in die Zivilisation kommt, fremd bleibt unter den Menschen.

On the Road © Michael Winterbottom

Und schon von den ersten Sekunden an wird der Zuschauer in ein Meer aus grellen Farben und lauten Drums gezogen. Das Band-Leben steht komplett im Fokus, wäre da nicht das unbegründete kontinuierliche Einbinden einer Bandmanagerin und eines Roadies, die sich auf der Tour kennen und lieben lernen.

Die Musik ist charakteristisch. Die raue Stimmfarbe der Sängerin, zwei Gitarren, ein Bass und ein lautstarkes Drumset. Ein melancholisches Set zwischen schreien und flüstern. Doch wirklich umfangreich und vielfältig scheint das Album nicht zu sein, was man nach geraumer Zeit auch merkt. Es hört sich alles sehr ähnlich an. Nach ca. 70 der eigentlichen 120 Minuten Filmlänge kann man die Songtexte schon mitsingen. In Live- UND Akustik-Version.

Des Weiteren sehen wir gelangweilt erscheinende Bandmitglieder, welche schnell vom strengen Zeitplan genervt sind. Selbst leises Gitarrespielen im Tourbus wird der Managerin untersagt. Könnte man als stilistisches Mittel sehen. Denn es wird ausgestrahlt, wie sich der Betrachter nach unzähligen Zeitrafferaufnahmen vom Autofahren fühlt -erschöpft. Es fehlen Wendepunkte in der Handlung. Es fehlt generell eine Handlung. Man wird nicht geleitet. Kein einziger Kommentar, wie man es von anderen Musik-Dokumentationen kennt, ist vorhanden. Das müde Gesicht von Ellie Rowsell kann man problemlos in dem der Leute im Kinosaal wiedererkennen. Sex-Szenen aus heiterem Himmel, das unzählige Zeigen von den Auf- und Abbauarbeiten der Bühne. 120 Minuten waren trotz verzweifelt gesuchter Lückenfüller einfach zu viel.

Für einen repräsentierenden Eröffnungsfilm der Generation ist „On The Road“ nicht ganz geeignet. Der eigentliche Leitfaden der Tourorte wurde unpassend durch eher unnötige Beilagen versteckt, was das Zusehen zu etwas eher anstrengendem als tolles und mitreißerischem macht. Für Liebhaber von Indierock-Musik mit erwähnenswert guten Klängen kann der Film durchaus gut sein. Jedoch eben nur für die Ohren. Geduld sollte man mitbringen können. Und der Kinobesuch sollte auch nur dann erfolgen, wenn man für diese zwei Stunden wirklich nichts Besseres zu tun hat.

Auf der Berlinale:

Fr 10.02. 19:30 , HKW Eröffnung Generation 14plus

So 19.02. 20:00 , HKW

Im Berlinale Programm

Fr 10.02. 19:30 , HKW Eröffnung Generation 14plus

So 19.02. 20:00 , HKW