Wenn Foodporn wörtlich genommen wird: Mein Besuch bei der Community Preview zu "Sausage Party"

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am 10.10.2016

Frohlockend singende Lebensmittel, die nichts sehnlicher wünschen, als gekauft zu werden. Was wie die Überschrift für den nächsten Kassenschlager aus dem Hause Pixar klingt, ist in Wahrheit lediglich der Beginn der versautesten Komödie der Animationsfilmgeschichte!

Am 04.10.16 durfte ich den Film "Sausage Party" bereits vor offiziellem deutschen Kinostart (06.10.16) begutachten. Der Dank hierbei gilt Dominik Porschen von der "Filmlounge", der den Filmabend initiierte und für die Berliner Vorstellung knapp dreihundert Plätze verloste, von denen zwei an mich gingen.

Die Prominenz

Co-Host der Veranstaltung war diesmal TC, ehemaliges Mitglied des aufgelösten Comedytrios "Y-Titti", der sich durchaus als würstchenaffin offenbarte. Da in der deutschen Filmfassung einige Charaktere von Youtubern synchronisiert wurden, ließ sich auch der ein oder andere blicken. So sagte "Manniacmind" einige Worte zu seiner Figur "Twink", einem Cremeküchlein mit besonders langer Haltbarkeit. "MrTrashpack" verirrte sich im Verlauf des Abends noch in den Kinosaal. Er sprach eine Tüte Kartoffelchips.

Rechnerisch knappe Planung

Im Cinemaxx Potsdamer Platz wurden die Gäste ab 19 Uhr, eine Stunde vor Filmstart, hineingelassen. Zu jeder Eintrittskarte kam ein "Malbuch für Erwachsene" hinzu sowie ein Kurzer für die Volljährigen. Der Saal füllte sich später echt gut - zu gut. Dominik musste als Moderator auch seine logistischen Fähigkeiten beweisen und koordinierte jedes Paar letztlich zu freien Plätzen - er selbst saß dann anscheinend auf der Treppe.

Sony Pictures' SAUSAGE PARTY - ES GEHT UM DIE WURST.

Die Grundstory

Das "Shopwell's" beheimatet lebendige Lebensmittel. Deren Traum ist es, von Menschen (den "Göttern") die Glastür hindurch ins Paradies gebracht zu werden. Das Frankfurter Würstchen Frank sieht seine Bestimmung speziell in der Unterbringung seines braun gebrannten Körpers in Brenda, einem besonders engen Hotdog-Brötchen. Doch bald schon muss Frank erkennen, dass das Paradies nur eine große Lüge ist und dass die Götter seine Freunde essen.

Das Vokabular: freilich befreiend

Der Film hat ein FSK 16, und das nicht ohne Grund. Bereits der Sprachstil unterscheidet sich von jedem anderen Animationsfilm. Im Durchschnitt mussten die Zuschauer nur etwa 30 geschätzte Sekunden warten, bis ein Schimpf- oder Fäkalwort fiel. Das hat in den ersten 20 Minuten für schallendes Gelächter gesorgt. Man merkte einfach, wie befreiend es für die meisten war, abseits des sonstigen Alltags mal ohne Überlegungen schmutzige Wörter zu rufen und zu hören. Nach ebendiesen 20 Minuten schien sich der Fäkalwörterdrang allerdings gesättigt zu haben, sodass sich der Lautstärkepegel im Kinosaal insgesamt senkte und erst zum Ende hin wieder explodierte.

Das Witzsortiment: (kreativ) vulgär

Der Film nahm sich selbst nicht ernst. So wurden kurze ernste Dialoge oder gefühlsbetonte Lieder eingestreut, die dann erneut von zweideutigen Anspielungen unterbrochen wurden. Auch die Autoren selbst bekamen ihr Fett weg. Fast alle Witze waren sexuelle Anspielungen. Die Darstellungsweise sprengte teils meine gewöhnliche Vorstellungskraft und es war beeindruckend, wie kreativ die Autoren um Seth Rogen Lebensmittel sterben oder sexuell interagieren ließen.

Politisch zumindest zweifelhaft

Trotz nur 89 Minuten Lauflänge schaffte es "Sausage Party", mehrere politische Themen aufzugreifen. So verkörperten ein arabisches Fladenbrot und ein jüdischer Bagel den Nahostkonflikt. Andersartige Lebensmittel wurden vom Hitler-Sauerkraut ins "Konzentratlager" geschickt. Außerdem sei der politisch überzeugendere Weg nicht Populismus, sondern Hoffnung! Schließlich war "Liebe, wen Du willst" die Botschaft der verstörendsten Endszene seit wirklich langem.

Fazit

Besucher dürften sich gefasst machen auf einen Film voller Abstrusitäten. Der Humor trifft sicherlich nicht jedermanns/-fraus Geschmack. Lässt man sich allerdings darauf ein und lässt mal alle moralischen Paradigmen fallen, kann man im Kino ordentlich Spaß haben. Wer zudem wissen möchte, wo der Zusammenhang zwischen Aubergine und Hotdog-Brötchen besteht, muss sich den Film einfach gönnen.