Tokyo Ghoul

am 05.03.2018

Nachdem Tokyo Ghoul als Anime-Serie riesige Erfolge feiern konnte, kam nun auch in Deutschland die Realverfilmung des Kult-Animes ins Kino. Als ein „durchwachsenes Spektakel“ ließe sich eine Bewertung des Films wohl in Kurzform formulieren, doch was man tatsächlich von dieser Adaption halten kann, erfahrt ihr hier!

Als Animefan ist man stets auf der Hut, wenn es um Realverfilmungen von Animeserien geht. Nach so vielen, kläglich gescheiterten Versuchen, unsere Lieblingscharaktere von Menschen aus Fleisch und Blut nachstellen zu lassen ist Mistrauen natürlich angebracht. Daher dürften einige „Otakus“ überrascht sein, wenn ich ihnen eröffne, dass diese Adaption dem Regisseur Kentarō Hagiwara doch sehr gelungen ist.

Aber zuerst zum Plot:

Der Hauptcharakter der Serie ist Ken Kaneki. Er führt ein vollkommen normales Leben im Herzen Tokyos, dessen Unbeschwertheit allerdings ein jähes Ende findet, als er Liz Kamishiro trifft. Liz ist ein Ghul, ernährt sich ausschließlich von Menschenfleisch und scheint weniger an Kens Charakter interessiert zu sein, als an dem, was er auf den Rippen hat. Das Treffen mit dem ahnungslosen Ken, gerät zu einem Blutbad und endet für Liz schließlich tödlich.

Als der schwer verletzte Ken daraufhin im Krankenhaus aufwacht, muss er feststellen, dass er Liz’ Organe eingesetzt bekommen hat. Kaneki ist von nun an halb Ghul und halb Mensch, was für ihn jedoch eine sehr drastische Umstellung des Essensplan bedeutet. Nicht dazu in der Lage Menschenfleisch zu essen, versucht er sich an dem für seinen Körper nun ungenießbar gewordene Menschenessen.

Obgleich er dabei kläglich scheitert, begegnet er in diesem Zuge Toka Kirishima, die in dem Ghul-Café „Antik“ arbeitet. Hier trifft Ken auf eine Gemeinschaft von Ghulen, die ihm von nun an helfen mit seiner Situation umzugehen. Und tatsächlich beginnt er zu lernen, seine hybride Existenz immer besser anzunehmen und weiter nachzuvollziehen. Es hätte also alles gut werden können, wären ihm nicht die sogenannten „Tauben“ auf die Spur gekommen. Diese Ermittler von der CCG – der Comission of Counter Ghoul - sind nämlich darauf aus, alle Ghule bis auf den letzten auszulöschen…

Eine hervorzuhebende Neu-Umsetzung…

Mit einem wunderbar passenden Cast konnte der Film auf jeden Fall glänzen. Stark an den originalen Figuren orientiert, konnte man jeden Charakter leicht wiedererkennen. Auch die schauspielerische Leistung ließ nicht zu wünschen übrig. Alle Charaktere waren überzeugend und realistisch dargestellt. Dass die weiblichen Charaktere an manchen Stellen vielleicht etwas zu „kawaii“ (japanisch für „süß“) gekichert haben, muss man wohl mit der Realverfilmung in Kauf nehmen – sie versuchen über solche Neuverfilmungen eben immer noch das Anime-Feeling beizubehalten.

Die Animationen waren überraschenderweise auch sehr realistisch. Vor dem Film war man besonders gespannt auf die Umsetzung der „Krallen“ - Information am Rande: Jeder Ghul besitzt eine solche einzigartige Kralle, die ihm im Kampf aus dem Rücken wächst und wie eine zusätzliche Extremität wirkt.- Tatsächlich sahen sie lebendig aus, bewegten sich flüssig und schnell. Dazu waren die Designs und Looks ganz klar aus dem Anime genommen und sahen wie 3D animierte Zeichnungen aus der ursprünglichen Serie aus.

…mit kleinen Makeln

Ein Part, den ich wirklich sehr vermisst habe, war die Musik. Der Track des berühmten ersten Openings „Unravel“ wurde gar nicht mit hineingenommen und auch sonst war – bis auf das Lied im Outro – kein Titel bekannt. Das war doch sehr schade, wo „Tokyo Ghoul“ doch auch durch den besonders intensiven Soundtrack viele Fans hinzugewinnen konnte.

Der letzte Punkt zu dem ich kommen möchte ist, dass der Blick auf die Leinwand bei mir doch an mehreren Stellen auch sehr starkes Unwohlsein ausgelöst hat. Ob man das nun bei einem so brutalen Anime wie „Tokyo Ghoul“ hätte voraussehen müssen? Ich weiß es nicht, aber ich würde sagen, dass der Psycho-Splatter-Teil des Anime den Film doch zu stark geprägt hat.

Natürlich kann man zeigen, wie Ghule ihrer Beute über das blutverschmierte Gesicht lecken, wie ihnen endlos Speichel aus dem Mund läuft und wie Ken Kaneki sich im Versuch Menschennahrung zu essen immerzu übergibt, aber man sollte auch nicht vergessen, dass das alles nun nicht mehr nur gezeichnet ist, sondern von echten Menschen gespielt wird. Nach solchen – ich muss es nun so unprofessionell formulieren – ekelhaften Szenen war ich nur froh, dass sie die doch sehr anschaulichen Folterszenen vom Ende der ersten Staffel nicht mit hineingenommen haben.

Fazit

Am Ende jedoch lässt sich sagen, ist diese Real-Adaption wirklich gelungen, und auch wenn das Produkt dem Anime längst nicht gewachsen ist, kann ich persönlich behaupten, dass es trotz leichter Übelkeit hier und dort, wirklich Spaß gemacht hat. Überzeugende Charaktere wurden begleitet von guten Bildern und damit einhergehender hoher filmischer Qualität – und seien wir ehrlich: Wir sprechen hier immer noch über „Tokyo Ghoul“, den wahrscheinlich erfolgreichsten Splatter-Anime bisher. Da sollte man ein bisschen mehr Blut durchaus verkraften können.

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