„Handgemachte Musik“ aus Köln

am 14.03.2016

AnnenMayKantereit bringen ihr Debütalbum raus und wir haben sie vor dem Release getroffen!

Es ist wohl das mit der größten Spannung erwartete Album einer deutschen Band im Jahr 2016. Die Musiker von AnnenMayKantereit veröffentlichen am Freitag (18.03.) ihr erstes Album. ,,Alles Nix Konkretes" heißt die Platte. Wie schon bei ihrer EP ,,Es wird schon irgendwie gehen" greifen sie auf eine Songzeile als Titel zurück. Es ist ein Zitat aus ihrem Song ,,Es geht mir gut".

AnnenMayKantereit sind Christopher ANNEN, Henning MAY, Severin KANTEREIT und Malte Huck, der 2014 zur Band stieß. Angefangen haben die Kölner als Straßenmusiker. Seit 2014 sind sie schon ständig auf Tour. Dieses Jahr ist ihre Tour mit weit über 20 Konzerten schon restlos ausverkauft. Wir sind für euch am 19.08. bei ihrem Konzert in der Zitadelle Spandau. In unserem Interview, das ihr in voller Länge unten lesen könnt, sprachen wir mit Christopher, Severin und Malte, Henning war leider krank, über den Hype um sie, Tourerfahrungen und natürlich das erscheinende Album.

,,Alles Nix Konkretes" besteht aus 12 Songs, die für die meisten AnnenMayKantereit- Fans ziemlich bekannt sein dürften. Anders als bei anderen Bands entstehen und wachsen die Songs bei den Kölner Jungs bei den Live-Kozerten. Auch ein Grund, warum es mit dem Album so lange gedauert hat. Sie wollten auf den perfekten Zeitpunkt warten. Gegenüber der ersten EP gibt es auch Änderungen. Alle Songs wurden für das Album neu aufgenommen. Man kann die Unterschiede, die unter anderem beim Tempo und auch bei der Akzentuierung vorgenommen wurden, hören. Besonders bei ,,Oft gefragt" fällt auf, dass es ein wenig langsamer geworden ist. Auch einer ihrer ersten Songs ,,Mir wär' lieber, du weinst" hat es aufs Album geschafft. Sie hätten es lange nicht mehr gespielt, meinte Severin. Malte hätte den Anstoß gegeben, es mal wieder auszuprobieren. Die Albumversion gefällt den Jungs auch richtig gut. Das ganze Album besteht aus deutschen Songs. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie auch mal wieder englische Lieder aufnehmen, sagten sie uns. Bei ihren Live-Auftritt spielen sie sowieso meistens ein bis zwei englischsprachige Lieder.

Es lag großer Druck auf den Kölnern Musikern. Aber dem halten sie und ihr Album mit Bravour stand. Für alle AnnenMayKantereit Fans aber auch für alle Musik-Fans eine große Hörempfehlung!

Fotos: Fabien J. Raclet / Oliver Mattutat (Interviewfoto)

Interview mit Christopher, Severin und Malte von AnnenMayKantereit:

jup!: In einem Interview vor zwei Jahren sagte euer Sänger Henning, dass er kein Problem habe, eure Musik zu beschreiben, aber sie in kein Genre einordnen möchte. Wie seht ihr das?

Severin: Es ist schwierig in einem Wort zu beschreiben, was man macht und was die Musik auszeichnet. Wir sagen gerne, was für Instrumente wir spielen. Ich finde, das sagt mehr aus als ein Genre. Wir machen handgemachte Musik, bei der nichts vom Band kommt oder etwas mit dem Computer gemacht wird. Wir vereinen viele Stile in unserer Musik.

Malte: Wenn man zum Beispiel einen Schriftsteller fragt, was er schreibt und der sagt: "Fantasy", dann hat man gleich ein Bild im Kopf. Dann gibt es die, die einmal ein Fantasy-Buch gelesen haben und das scheiße fanden. Die lesen dann kein Fantasy mehr. Das ist bei uns so ähnlich. Wenn wir uns in ein Genre einteilen müssten, gäbe es die Leute, die sich das gar nicht erst anhören würden, weil da zum Beispiel "Pop" drauf steht. Das wäre schade.

Am Anfang habt ihr auch englische Lieder gesungen. Auf dem Album sind jetzt nur deutschsprachige Lieder. Warum?

Severin: Wir haben viel englische Musik auf der Straße früher gemacht, weil man das gut improvisieren kann. Es ist dann aufs Deutsche hinausgelaufen, weil wir gemerkt haben, dass eigene Songs schreiben auf Deutsch einfach war und wir damit mehr ausdrücken können. Wir machen immer noch gerne englische Musik. Wenn wir live spielen, spielen wir immer zwei englische Lieder oder im Proberaum. Es ist jetzt rein deutsch geworden, weil es uns Spaß gemacht hat und es gut funktioniert hat.

Also, ist es nicht ausgeschlossen, dass wieder englische Lieder kommen?

Severin: Nö, überhaupt nicht. Wir wollen uns auch immer beibehalten, Songs auf Englisch machen zu können. Und wenn wir Bock auf Französisch haben, auch mal auf Französisch (lacht.).

Christopher: Das kommt dann auch auf die Qualität der Texte von Henning an. Wenn es dann einen richtig guten Songtext auf Englisch gibt, haben wir einen Song auf Englisch.

Ihr seid schon ungefähr zwei Jahre auf Tour. Zwischendurch habt ihr ein Demo-Tape und eine EP veröffentlicht. Warum hat es so lange gedauert bis euer erstes Album erscheint?

Severin: Wir hatten keinen Druck und haben uns einfach Zeit gelassen. Wir haben viel live gespielt und hatten großen Respekt vorm Studio. Bei vielen anderen Bands ist es genau anders herum. Die nehmen ein Album auf und keiner kennt die Lieder darauf. Danach gehen sie dann auf Tour. Wir machen Lieder, die sich live entwickeln und wir bekommen direkt eine Resonanz vom Publikum dafür. Schließlich wird aus diesen Liedern dann ein Album gemacht. Viele kennen also schon einen Großteil der Lieder des Albums. Aber für uns war jetzt der perfekte Zeitpunkt. Wir haben genug Lieder und haben mit unserem Produzent Moses entschieden, ein Album zu machen.

Wie Severin eben schon sagte: Ein Großteil der Lieder sind euren Fans schon bekannt. Es wurden trotzdem alle Lieder nochmal neu eingespielt. Was gibt es für Änderungen?

Christopher: Im Vergleich zur EP sind bei den drei Liedern, die auch auf dem Album sind, die Tempi viel klarer und gesetzter. "Oft gefragt" ist ein bisschen langsamer geworden. Das sind ganz kleine Änderungen. Zum Beispiel bei "3. Stock" läuft die Kick vom Schlagzeug durch und hat keine Unterbrechungen. Das macht aber schon ganz viel aus, was man dann eher so im Gefühl hat.

Severin: Es lag ungefähr ein Jahr zwischen den Aufnahmen für die EP und für das Album. In der Zeit sind wir alle besser geworden an den Instrumenten. Im Studio haben wir nur live aufgenommen. In den Hansa Studios stand jeder in seinem Raum. Wir konnten uns sehen, haben eingezählt und dann das Lied gespielt. Meiner Meinung nach klingt jetzt noch viel besser.

"Alles Nix Konkretes" lautet der Titel des Albums. Spiegelt das die Generation der 18-bis 35-Jährigen wider, die sich nicht so richtig entscheiden können oder wollen?

Christopher: Wir würden uns nicht rausnehmen etwas über eine ganze Generation zu sagen. Im Großen und Ganzen bleiben wir bei den Songs bei uns. In jeder Generation gibt es die verschiedensten Leute und ich finde, dass kein Album stellvertretend für eine Generation sein kann.

Severin: Bei der EP haben wir mit "Wird schon irgendwie gehen" ein Songzitat genommen und das wollten wir beim Album genauso machen. Dann haben wir die Text durchgeschaut. "Alles Nix Konkretes" taucht bei "Es geht mir gut" auf und der hat gut gepasst.Im Nachhinein haben wir herausgefunden, dass "Alles Nix Konkretes" genauso viele Buchstaben hat wie "AnnenMayKantereit". (Anm. d. Red: nämlich 17)

Die ganze Tour, die am 30. März startet, ist ausverkauft. Was erwartet ihr? Was können die Fans erwarten?

Christopher: Die Tour wird viel größer. Ich freue mich darauf, wieder mit der ganzen Crew unterwegs zu sein.

Severin: Wir sind wie eine große Familie und fast schon Klassengröße, wenn man alle Leute zählt, die dabei sind. Es wird wie eine große Klassenfahrt. Erwarten kann man unsere Mucke. Wir werden natürlich unser Album spielen und jede Menge Spaß haben.

Seid ihr vielleicht auch so erfolgreich, weil sich eure Fans mit euern Texten gut identifizieren können?

Severin: Das ist auch etwas, was uns oft ran getragen wird. Man macht sich ja auch selber Gedanken, warum so viele Menschen zu den Konzerten kommen. Ich glaube, dass es sehr einfach und nachvollziehbar ist, was wir machen. In die Texte kann jeder sich schnell reinfühlen und auch die Musik ist nachvollziehbar. Wir haben keine Synthesizer, wo sich die Leute fragen, wo der Sound herkommt, sondern wenn ich auf die Trommel haue dann hört man die. Bei uns klappt es auch gut, dass Leute auf unser Konzert kommen und drei Monate später wieder kommen, aber fünf Freunde mitbringen.

Wie erdet ihr euch. Wie bleibt ihr auf dem Boden oder seid ihr etwa abgehoben (lacht.)?

Christopher: Ja, wir sind abgehoben. Wir müssen uns gerade mega zusammenreißen (lacht.). Ganz viel mit Freunden quatschen hilft. Wenn ich meiner Freundin von der Tour erzähle und sie dann von ihrem Studium erzählt, wird man auch aus dem Thema Musik rausgerissen. Dadurch bekommt man auch einen gewissen Abstand. Außerdem machen wir als Band uns auch ein wenig lustig über den ganzen Hype. Wir gehen da mit ganz viel Ironie und Spaß dran.

Severin: Henning und ich wohnen mit zwei alten Schulfreunden zusammen. Und wenn wir dann zurück kommen, sprechen wir kurz über die Konzerte und dann über deren Studium. Dann ist man wieder so in seiner kleinen Köln-Sülz-Welt.

Was war das Schönste, Lustigste und Emotionalste der letzten Tour?

Christopher: Cool fand ich bei einem Festival, dass da Kölner waren, die eine Köln-Fahne geschwenkt haben, und dass wir mit Köln verbunden werden.

Malte: Die emotionalsten Momente bleiben bei uns. Seitdem ich dabei bin, waren das immer so Stufen. Angefangen mit meinem ersten Auftritt über Support bei den Beatsteaks und Clueso bis zum Album jetzt. Das ist schwer, da spezielle Momente herauszuziehen.

Severin: Es gibt auch kleine Moment. Zum Beispiel, dass man auf einem Festival Fußball spielt und gewinnt. Das ist für mich auch ein sehr emotionales Ereignis, aber keins das ich erwähnen würde, weil es für Außenstehende ziemlich belanglos ist.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß auf der Tour!