Auf dem rechten Auge blind?

Rechte Gewalt gehört zum traurigen Alltag in Deutschland. Wenn du diesen Artikel liest, wird gerade mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mensch durch rechte Gewalt verletzt, bedroht oder angegriffen.

Dennoch finden Meldungen zu rechten Gewalttaten kaum noch Platz in den Schlagzeilen. Von außen betrachtet könnte man glatt meinen, die Betroffenheit und das Mitleid mit Opfern rechter Gewalt halten sich in Grenzen.

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Auf dem rechten Auge blind? (Simone Rafael; Amadeu-Antonio-Stiftung)

Seit Jahren bemängeln Experten, dass die offizielle Statistik nicht aufzeigt, wie tödlich rechte Gewalt in Deutschland wirklich ist. Vieles hängt dabei auch von den PolizistInnen ab, die den Vorfall am Tatort aufnehmen.

Sie entscheiden, wie eine Gewalttat in die Akten aufgenommen wird und ob dabei ein (rechtes) politisches Motiv festgestellt wird. Einen einheitlichen Katalog, der Polizisten erkennen lässt, wann eine Tat als "rechts" einzustufen ist, gibt es nicht.

Opferberatungsstellen kritisieren, dass Ereignisse mit rechten Gewalttaten allzu oft verharmlost werden und ein rechtsextremistischer Hintergrund bei polizeilichen Ermittlungen vorschnell ausgeschlossen wird.

Denn auch unter Ermittlern gibt es Vorurteile und Stereotypen, wie u.a. der Skandal um die rechte Terrorzelle NSU schonungslos aufzeigte.

Rechte Gewalttaten sind ein nicht gern gesehener statisischer Schandfleck bei Polizei und Justiz. So wurden z.B. in Sachsen-Anhalt im Jahre 2007 die Statistik politisch motivierter Straftaten landesweit geschönt.

Ein anderes Beispiel aus Bayern zeigt, dass es im Jahre 2016 weitaus mehr Straftaten gegen Flüchtlinge gegeben als bislang bekannt

Es scheint weiterhin keine (weit verbreitete) Sensibilität bei Sicherheitsbehörden und auch in der Öffentlichkeit dafür zu geben, wie schwerwiegend jede einzelne rechtsextreme Tat ist.

Denn jede rechte Gewalttat sollte uns (nicht nur wegen einer historischen Verantwortung) aufschrecken, und unter keinen Umständen verharmlost werden.