Dem Horizont So Nah

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am 19.10.2019
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DEM HORIZONT SO NAH basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jessica Koch, welcher sich 2015 größter Beliebtheit und Popularität erfreute. In diesem Roman schilder Jessica Koch, die im Film von Luna Wedler gespielt wird, die wahre Begebenheiten auf denen der Film basiert. Wir hatten zudem die Möglichkeit mit Hauptdarsteller Jannik Schümann ein Interview zu führen. Das Video findet ihr hier:

Was, wenn du die Liebe deines Lebens triffst und weißt, dass dir nur wenig Zeit bleibt? - Die 18-jährige Jessica ist jung, liebt das Leben und hat Aussichten auf eine vielversprechende Zukunft, als sie sich eines Tages Hals über Kopf in Danny verliebt. Er ist gutaussehend, charmant und selbstbewusst, doch hinter der perfekten Fassade liegt ein dunkles Geheimnis. Und schon bals muss Jessica einsehen, dass es die gemeinsame Zukunft, von der sie geträumt hat, so nicht geben wird. Doch eins ist für die klar: Sie gluabt an diese Liebe und an Danny. Und sie wird für ihn und diese Liebe kämppfen. Denn am Ende kommt es nicht darauf an, wie lange man geliebt hat, sondern wie tief.

(Quelle: Presseheft)  

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Am Anfang des Films als sich Danny und Jessica kennenlernen, treffen zunächst zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite steht der reiche, gutaussehende Danny der sich sein Geld als Model verdient und keine Probleme zu haben scheint. Auf der anderen Seite ist Jessica, die nach dem Abitur im Catering Service ihrer Eltern aushilft. Jessicas Familie ist nicht arm, jedoch lebt sie auch nicht in solch einem Luxus wie Danny es tut. Aus diesem Grund und auf Grund seiner Wirkung auf Frauen, ist Danny zunächst sehr arrogant und verhält sich wie ein Snob. Als dies jedoch keinen Eindruck bei Jessica hinterlässt, kommt langsam das wahre Selbst Dannys zum Vorschein, welches einen liebevollen jungen Mann offenbart. Neben der beeindruckenden schauspielerischen Leistung der Protagonisten, fielen mir in einigen Szenen ebenfalls einige kinematographische Spielereien wie eine Vielzahl an Nahaufnahmen, einem Fokuswechsel oder dem Spiel mit Licht und Schatten auf. All diese kleinen filmischen Besonderheiten rücken die Emotionen und Mimik Dannys und Jessicas in den Vordergrund. Durch die vielen Nahaufnahmen liegt der Fokus auf dem Gesicht der Protagonisten und mit Hilfe des Fokuswechsels kann man während eines Gesprächs Jessicas Reaktion auf Dannys Worte sehen. In emotionalen Momenten wurde vollkommen auf Musik verzichtet, wodurch eine unangenehme Stille entsteht, die sich auf den Zuschauer überträgt. Mir fällt explizit eine Szene ein in der sich Jessica und Danny streiten, auf die ich jedoch nicht weiter eingehen kann ohne zu spoilern. 

Des Weiteren fiel mir auf, dass der Film keinen männlichen Blick auf seine Figuren ausübt. Dieser Begriff des männlichen Blicks der Kamera entspringt aus der Feministischen Filmtheorie und besagt, dass die Kamera den Blick eines Mannes reproduziert. Demzufolge werden weibliche Figuren häufig sexualisiert oder Frauen spielen eine untergeordnete Rolle. In DEM HORIZONT SO NAH werden diese Strukturen gewissermaßen umgekehrt. Da die Kamera Jessicas Blickwinkel repräsentiert, wird Jannik Schümanns Körper besonders in der ersten Hälfte des Films und ganz besonders in einer Szene in der dieser unter der Dusche steht, sexualisiert. In der genannten Duschszene wird sein durchtrainierter Körper jedoch ebenfalls zur Schau gestellt, um die Narben auf Dannys Rücken zu zeigen.

So gut ich den Film und die Schauspieler fand, muss ich nichtsdestrotrotz sagen, dass DEM HORIZON SO NAH teilweise sehr stark auf seine emotionale Komponenten, seine Tragik und seine Romantik fokussiert ist. Im Presseheft zum Film ist zwar zu lesen: „Mit dem Anspruch, große Gefühle auf die Leinwand zu bringen – ohne dabei in den Kitsch abzurutschen, [...]“, jedoch gelingt dies leider nicht immer so gut. Als Beispiel möchte ich hier die Szene anführen in der Danny und Jessica an ihrem Geburtstag zum Jahrmarkt zurückkehren, wo sie sich das erste Mal gesehen haben. In dieser Sequenz spielt das Lied „I Want To Know What Love Is“ von Foreigner im Hintergrund mit Textzeilen wie „I wanna know what love is. I want you to show me“ (dt. „Ich möchte wissen was Liebe ist. Ich möchte, dass du es mir zeigst!“). Die Verbindung zwischen Bildern, der Geschichte der zwei Protagonisten und der Hintergundmusik ist diese Szene sehr Liebesfilm klischeemäßig kitschig. Eine andere Szene ist nach dem ersten Date der Beiden. Jessica und Danny schauen über die Stadt und in den Nachthimmel und er zitiert ein Liebesgedicht von Eichendorf. Jedoch mokiert sich Jessica etwas über das komplett perfekte Date und dass Danny nun auch noch Liebesgedichte aus dem Kopf zitieren kann. Seine Antwort „Du hast gesagt, ich soll es richtig machen. Also habe ich es richtig gemacht, auch wenn es jetzt vielleicht ein bisschen dick aufgetragen war.“ Danny ein bisschen?! Der Kitsch des Films hat mich allerdings nie großartig gestört, das muss ich fairerweise auch sagen.

Ein weiterer kleiner negativer Punkt an diesem Film ist der teilweise schnelle Wechsel von einer emotionalen und traurigen Szene hin zu einer schönen und romantischen. Auf Grund des schnellen gefühlstechnischen Umschwungs konnte ich mich gar nicht richtig für die Charaktere freuen, weil mein Gemüt noch der traurigen Szene nachhing. Zudem passiert im letzten Drittel des Films sehr vieles schnell hintereinander, was den wahren Begebenheiten oder der 500 seitigen Romanvorlage geschuldet ist.

Obwohl der Film im Allgemeinen ein schwerwiegendes Thema behandelt, streut der Film ab und an humorvolle Momente sein. So beispielweise nach Jessicas und Dannys erstem Date, wenn Jessica nach Hause zu ihren Eltern kommt. Ihre Mutter fragt sie wie es gewesen ist und der Vater antwortet verwundert „Wie war was?“. Die Antwort seiner Frau ist hierauf in etwa, dass ihn das gar nichts angehen würde. Jessica spricht zunächst nicht über das Date, sondern geht sofort auf ihr Zimmer, weswegen der Vater daraufhin mit einem Grinsen zu seiner Frau meint „Dich scheinbar auch nicht.“. Eine andere humorvolle Szene ist das erste Treffen zwischen Danny und Jessicas Eltern. Danny ist zum Essen eingeladen und bringt Wein mit, obwohl er laut eigener Aussage keinen Alkohol trinkt. Deswegen hat er sich im Geschäft beraten lassen. Jessicas Mutter witzelt, dass das nicht zufälligerweise ihr Mann war und Danny verunsichter „Nein … ich … ich glaube nicht“ antwortet. Kurz darauf fängt Jessicas Vater an davon zu schwärmen, wie toll der Rotwein zu seinem Essen passt, während er in die Küche läuft und Danny mit einem Lächeln „Nun bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob es nicht doch Ihr Mann war.“ sagt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es ein Film ist in dem so viel mehr steckt als man zunächst sieht oder annimmt. Der Film ist emotional, mitreißend, traurig, romantisch, herzerwärmend und herzzerreißend zugleich. Ich würde nichtsdestrotrotz sagen, dass es eher ein Film ist, der sich an junge Frauen richtet, aber das Genre des Liebesfilms nicht auf allen Ebenen vollstens erfüllt. Also Mädels, geht ins Kino. Es lohnt sich (wenn auch nur für Jannik Schümann).