denk!mal 2017: „Darüber spricht man nicht?“

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 veranstaltet das Abgeordnetenhaus von Berlin bereits zum 14. Mal das Jugendforum denk!mal.

Jugendliche und junge Erwachsene sind aufgerufen, sich mit ihren Projekten zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus einzubringen und so die Schicksale der Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Was ist das Jugendforum denk!mal?

Das Jugendforum denk!mal umfasst eine Abendveranstaltung, bei der eingereichte Projekte präsentiert werden. Sie findet am 18. Januar 2017 von 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr im Plenarsaal des Berliner Abgeordnetenhauses statt. Uninteressant? Von wegen! Es werden Theaterszenen, Texte, Musik, Tanz und andere kreative Projekte präsentiert. Ihr wollt teilnehmen? Meldet euch an und erinnert mit eurem Beitrag an die Opfer des Nationalsozialismus.

Während des Jugendforums denk!mal verwandelt sich das Casino des Abgeordnetenhauses von Berlin in einen Ausstellungsraum für eingereichte Projekte.

Vom 16. – 23. Januar 2017 werden die eingereichten Projekte dort präsentiert und ausgestellt. Ihr könnt in der Ausstellung Filme sehen, Skulpturen bewundern, Tonaufnahmen hören oder Fotos betrachten. Durch die kreativen Projekte anderer Jugendlicher könnt ihr viel über die Geschichte des Nationalsozialismus lernen – abseits des Klassenraums und des Geschichtsbuches.

Die Ausstellung ist an Wochentagen von 9 Uhr bis 18 Uhr für alle Interessierten geöffnet. Wenn ihr sie als Klasse, Jugendgruppe oder Einzelperson besichtigen möchtet, meldet euch bitte beim Projektteam an. Dieses kann euch dann am Eingang willkommen heißen.

Darüber spricht man nicht?

Doch! – Unter diesem Motto sowie den Schlagworten mach!mal, schreib!mal, sing!mal und mal!mal können Jugendliche und junge Erwachsene ihre Ideen in die Tat umsetzen und ihre Gedanken und Aktionen in den verschiedensten Formen präsentieren. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Um kritisch denken und handeln zu können, darf nichts verschwiegen werden. Es gibt keine Tabus beim Erinnern. Nur so können wir sicherstellen, dass Vielfalt in unserer Gesellschaft gelebt wird und Vorurteile nicht entstehen.

Fühlt Euch herausgefordert! Seid kritisch, nutzt Eure Stimme und sprecht über die Vergangenheit. Macht sie zur greifbaren und lebendigen Gegenwart.

Das Projektteam freut sich auf eure Projekte!

Noch Fragen?

Dann meldet euch beim denk!mal’17 Projektteam!

Telefon: (030) 2325-2010

E-Mail: denkmal@parlament-berlin.de

Post: Abgeordnetenhaus von Berlin Projektbüro denk!mal ’17 Niederkirchnerstraße 5 10111 Berlin

Quelle: http://denkmal-berlin.de/2017

Weitere Infos zum diesjährigen Motiv von denk!mal findet ihr hier:

Das diesjährige Jugendforum hat sich als Ziel gesetzt, den Fokus auf eine bisher weniger betrachtete Opfergruppe der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu richten. Homosexuelle wurden lange Zeit nicht als Opfergruppe anerkannt und als diese zudem nur selten thematisiert. Noch in der Gegenwart werden Angehörige einer sexuellen Minderheit immer wieder mit Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert.

Homosexuelle gehören zu den Opfern des Nationalsozialismus genauso wie andere Menschen, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten. Darunter Juden, Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Beeinträchtigung, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende und Kritiker des Hitler-Regimes.

Die nationalsozialistische Ideologie verurteilte Homosexualität als „widernatürlich“ und „asozial“. So hatten auch Homosexuelle unter polizeilicher Erfassung, Demütigung, Verfolgung und Vernichtungsaktionen zu leiden. Ihre systematische Verfolgung begann 1934. Über 100.000 Männer wurden dabei polizeilich erfasst. Bis 1945 wurden rund 50.000 Männer nach dem § 175 StGB verurteilt, den die Nationalsozialisten nach der Machtübernahme im Januar 1933 verschärften. Die Verfolgungsgeschichte dieser Opfergruppe wahr jahrzehntelang ein tabu. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt der § 175 StGB fort. homosexuelle wurden nicht als Opfergruppe der nationalsozialistischen Herrschaft anerkannt, weil sie als „zurecht verurteilt“ wahrgenommen wurden. Im Jahr 1969 wurde der § 175 StGB in der Bundesrepublik abgeschwächt: Homosexualität unter Erwachsenen (volljährig war man mit 21 Jahren) war seitdem straffrei. Endgültig wurde der § 175 StGB in der Bundesrepublik schließlich im Jahr 1994 aufgehoben. Die Urteile gegen Homosexuelle aus der NS-Zeit wurden erst 2002 revidiert, nicht aber die nach 1945 gefällten Urteile.

Das Motiv ist das Titelbild der Graphic Novel „Rosa Winkel“ von Michel Dufranne. Der Protagonist Andreas, Anfang 20, Werbezeichner und homosexuell, wird von den Nationalsozialisten wegen seiner sexuellen Neigung verurteilt und schließlich ins Konzentrationslager deportiert.

Im Konzentrationslager fanden sich Männer mit dem „rosa Winkel“ am unteren Ende der Häftlingshierarchie wieder. Er überlebt das Lager, doch auch nach der Befreiung wird er mit Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert, da der § 175 StGB weiter besteht und Homosexualität weiter kriminalisiert wird.

Auf dem Titelbild ist Andreas in KZ-Kleidung zu sehen. Er trägt den „rosa Winkel“, der ihn als Homosexuellen sichtbar macht. Er wird von seiner Umgebung nicht beachtet. Seine Mitmenschen schauen ihn nicht an. Andreas ist sozial isoliert…

Bildnachweis:

Das Motiv ist das Titelbild der Graphic Novel „Rosa Winkel“ von Michel Dufranne. Der Protagonist Andreas, Anfang 20, Werbezeichner und homosexuell, wird von den Nationalsozialisten wegen seiner sexuellen Neigung verurteilt und schließlich ins Konzentrationslager deportiert.

Anmeldeschluss:

Anmeldungen werden bis zum 16. Dezember 2016 per Post oder per E-Mail entgegengenommen.