Der Berlinale Film: Persian Lessons

am 25.02.2020

Persian Lessons – Von der Kraft der Sprache

Es ist der zweite Weltkrieg im Jahre 1942. Gilles, ein Jude aus Antwerpen wird von SS-Soldaten während seinem Fluchtversuch in die Schweiz gefasst und verhaftet. Bei einer geplanten Massenhinrichtung im Wald entgeht er dem Tod nur knapp als er ruft, dass er kein Jude, sondern ein Perser sei.  Die SS-Soldaten glauben ihm, weil er durch einen glücklichen Zufall ein Buch auf Farsi bei sich trägt. Er „darf“ solange überleben wie er dem Hauptsturmführer Klaus Koch Farsi beibringt.

Daraufhin beginnt ein Maus-und-Katz-Spiel zwischen Gilles, der sich ab jetzt als Reza Joon ausgibt und den Nazis des Konzentrationslagers. Reza muss während seiner Gefangenschaft im KZ-Lager vortäuschen, dass er Farsi  beherrscht ohne überhaupt einen einzigen Satz der Sprache zu sprechen. In Folge dessen entstehen spektakuläre Szenen der Spannung, der Angst und des Mitgefühls, die die Zuschauer*innen (auch wenn es natürlich nie ganz nachspürbar sein wird) in die Grausamkeit und Unmenschlichkeit eintauchen lassen, die die  Juden während des zweiten Weltkrieges erfahren mussten.

Gilles zeigt eine unglaubliche Stärke indem er ein Vokabular von über 2000 Wörtern erfindet und es sogar schafft die entstandene Sprache auf eine kreative Art und Weise in Erinnerung zu behalten.

Der Film erzählt die Geschichte des Nationalsozialismus und des Überlebenswillens eines jungen Mannes und zwar auf eine berührende Weise. 

„Ich brauche Kino Tickets!“

Als ich die Beschreibung des Filmes gelesen habe, wusste ich nach dem zweiten Satz schon: Diesen Film schaue ich mir an!  Das liegt zum einen daran, dass ich selber Iranerin bin und Farsi sprechen kann und es mich brennend interessiert hat wie man die Sprache aus dem Nichts heraus neuerfinden könnte. Außerdem ist die Thematisierung des damaligen Nationalsozialismus in Deutschland  ein weiterer Aspekt, wie der Film direkt eine emotionale Bindung bei mir auslöste. Ich selber definiere mich nämlich ganz klar als Iran-Deutsch. Ich bin in Deutschland geboren aber identifiziere mich zu halb Iranisch.

Meine Empfehlung an euch

Dieser Film war wirklich der Oberhammer. Echt, das ist mein ehrlicher Eindruck. Kennt ihr das, wenn nach der letzten Szene eines Kinofilmes der Abspann kommt und ihr nur in Schockstarre da sitzt und euch denkt: WOW!
So ging es mir bei diesem Film. Alles hat einfach gepasst. Die Schauspieler*innen waren sehr gut. Die Atmosphäre war düster, verstörend und deprimierend, so wie es bei diesem Thema sein sollte. Der Humor war meistens sehr schwarz aber auch das hat zum Gesamtbild gepasst. Nun ja, dass die Nazis, besonders der Hauptsturmführer sehr klischeehaft dargestellt wurden, ist nicht aller Geschmack. Ich persönlich fand aber auch das perfekt in Szene gesetzt. Ich als Iranerin habe andauernd gegrinst wenn die Fake-Farsi Wörter erwähnt wurden, weil ich natürlich die echten Wörter kenne.

Kurze Farsi Stunde mit mir, Nushin als Lehrerin

Reza hat im Film das Wort „Löffel“ als „Bala“ getauft. Ist ja schon mal Nah dran irgendwie. Wenigstens existiert das Wort im Iran. „Bala“ bedeutet in Farsi „oben“. Das konnte Reza aber natürlich nicht wissen. Im echten Farsi sagt man zu Löffel eigentlich „Ghashogh".

Die Message des Filmes

Was ich erst im Nachhinein des Filmes erfahren habe ist, dass die Geschichte von Reza auf einer wahren Begebenheit beruht. Das hat echt gesessen. Niemals wieder sollte einer Menschengruppe so ein schreckliches Schicksal widerfahren. Jeder von uns ist  individuell und wir sollten jeden Menschen so behandeln wie wir selber behandelt werden wollen. Wir sollten solche Filme anschauen und es als Motivation sehen, alles dafür zu tun, dass solche Geschichten für immer Vergangenheit bleiben.

In unserer Gesellschaft sind Rassismus und Antisemitismus zunehmend verbreitet und davor sollten wir nicht unsere Augen verschließen.

Egal ob ihr Iranischer Herkunft seid oder nicht  oder ob ihr gerne Filme über den zweiten Weltkrieg schaut oder nicht, dieser Film ist für jede*n etwas! Er ist so gut! Wenn ich in der Jury der Berlinale sitzen würde, hätte ich diesen Film auf die Liste der Top Filme gesetzt.