Der Berlinale Film: Yalda – a night of forgiveness

am 23.02.2020
Film Cover

Was ist Yalda? Yalda ist sozusagen das persische Weihnachten. Es wird am 21. Dezember jeden Jahres gefeiert und traditionell gibt es zu diesem Anlass Granatäpfel und Melonen. Außerdem werden Verse aus dem  Diwan des persischen Dichters Hafis vorgelesen. Yalda gilt als längste und dunkelste Nacht des Jahres in Afghanistan, Iran und Tadschikistan.

Der Film

Der Film, „Yalda – a night of forgivness“ ist von Massoud Bakhshi und wurde am 30.1.2020 im Rahmen der Berlinale das erste Mal vor Presseleuten, gezeigt. Er ist auf Persisch mit Englischem Untertitel und spielt im Iran. 

Wie wird Yalda im Film gefeiert?

Dieser Tag wird dort zu einem Fest der Vergebung. In einer TV Show wird über das Schicksal einer/s Täter/in bestimmt. Jedoch entscheidet nicht das Publikum, ob der angeklagten Person vergeben wird – nein, ein/e  Angehörige/r des Opfers entscheidet, was passiert. Die Zuschauer können lediglich mit einer SMS ihre Meinung abgeben. Umso mehr SMS eingehen umso mehr Blutgeld wird an die Familie des Opfers ausgezahlt.

Die Täterin des Jahres

Maryams Tat wird an diesem Yalda Abend genauer unter die Lupe genommen. Sie soll ihren Ehemann umgebracht haben. Ehemann steht hier in Anführungszeichen, da es nur eine Ehe auf Zeit war. Maryam war seine zweite Frau und hatte kein Recht auf den Besitz ihres „Mannes“. Umgebracht ebenfalls in Anführungszeichen, da sie ihn nicht wirklich umgebracht hat,  sondern keine Hilfe holte, als sie ihren Mann schwer verwundet am Boden seines Hauses fand. Die Angehörige ist die Tochter  des verstorbenen, sehr reichen Mannes. Ihr Name ist Mona und sie ist sein einziges Kind.

Die Tochter des Opfers, Mona

Maryams und Monas Vater waren befreundet.  Als Maryams Vater stirbt, verhilft ihr Mona in einem Beruf in der Firma ihres Vaters. Dort kommt Monas Vater Maryam immer näher bis er ihr eine Ehe auf Zeit anbietet, ganz zum Ärger von Mona. Als Maryam, dann  schwanger wird, verliert sie ihren Job. Maryams Sohn kommt leider als Totgeburt auf die Welt, so sagten es ihr jedenfalls die Ärzte und ihre Mutter.

Ihre Mutter spielt eine zentrale Rolle in Maryams Leben. Sie begleitet sie in das Fernsehstudio und wirkt recht besorgt um ihre Tochter, aber vielleicht wirkt sie auch nur so, weil auch sie, wenn Mona Maryam nicht vergeben würde,  ihr Leben verlieren könnte. Maryam wirkt unsicher und unruhig. Wer wäre das nicht wenn gleich eine einzige Person über das eigene Überleben entscheidet.

Maryam wird für ihren großen Auftritt vorbereitet. Mona lässt sich Zeit. Man sieht hinter die Kulissen des TV Studios. Alles ist hektisch und perfekt getimt. Zum Einstieg wird ein Film gezeigt, der Maryam vorstellt und ihre Tat genauer erläutert. Maryam ist außer sich, da auch private Momente mit ihrem Mann gezeigt werden. Ihre Mutter versucht sie zu beruhigen, vergeblich. Als Mona ankommt, geht die Sendung erst richtig los. Wie bei einer Talkshow sitzen sich beide Frauen in übertrieben verzierten Thronen gegenüber. Der Tisch zwischen ihnen ist mit Granatäpfeln und Melonen kitschig geschmückt. Der Moderator agiert wie ein Mediator. Es werden viele Fragen an beide gestellt, die sehr kühl und emotionslos wirken.

Wie es Maryam dabei geht, als das ganze Land ihre Lebensgeschichte hört und ihr von Mona vorgeworfen wird, dass sie ihren Vater vorsätzlich, wegen dessen Geldes „getötet“  haben soll, interessiert niemanden. Verständlicherweise versucht Maryam sich aus diesen Vorwürfen zu winden, beharrt auf ihre Unschuld und die Freundschaft von Mona und ihr. Doch das lässt Mona kalt. Sie ist überzeugt davon, dass Maryam ihren Vater mit purer Absicht tötete. Selbst als Maryam mit Tränen in den Augen beteuert, dass sie ihn wirklich und aufrichtig liebte, behält Mona ihre Ansicht. Das Team hinter den Kulissen wird hektischer, da es Maryams eigentliche Aufgabe ist, sich bei Mona zu entschuldigen, um Vergebung zu flehen. Maryam will nur das ihr geglaubt wird und das die Wahrheit ans Licht kommt. Eben ganz zum Ärger der Produzenten. Ihnen geht es um die Unterhaltung und die Wahrheit unterhält in dieser Show niemanden.

 

Die Wende

Die Sendung wird pausiert, es tritt ein berühmter Sänger auf und hinter der Bühne wird Maryam zurechtgewiesen. Parallel zur Show versucht eine junge Frau mit ihrem Mann, die Mutter von Maryam zu erreichen. Bei sich haben sie ein Kleinkind, das noch eine große Rolle spielen wird. Da die Show läuft und niemand mehr in den Sender herein gelassen wird, scheint es unmöglich für die kleine Familie mit Maryams Mutter zu reden. Nach dem Auftritt des Sängers finden sich beide Parteien wieder im Studio ein. Eine weitere Person sitzt bei ihnen, eine bekannte Schauspielerin tritt als Star Gast auf und liest aus dem Diwan vor. Nach dieser kleinen Einlage geht die Fragerunde mit Mona und Maryam weiter. Derweil kommt die Schauspielerin an der kleinen Familie vorbei. Zuerst denkt sie, sie wollen nur ein Foto mit ihr, doch als sie erfährt worum es geht, hilft sie ihnen Maryams Mutter zu erreichen. Es folgt eine weitere Werbepause. In dieser Pause wird Maryam in ein Zimmer geführt. Dort sitzt die kleine Familie und erzählt ihr, dass ihr Kind Maryams tot gedachter Sohn sei. Außer sich und überglücklich fängt Maryam an zu weinen und ihre Mutter zu verfluchen. Diese versucht Maryam zu erklären, dass es nicht gut für ihr Leben wäre ein Kind von Monas verstorbenem Vater zu haben. Und damit hat ihre Mutter Recht.

Maryam und die Frau die ihren Sohn bis Dato aufzog

Mona erfährt, dass ihr Halbbruder lebt. Daraufhin stürmt sie aus dem Sender, steigt in ihr Auto und verschwindet. Angetrieben von ihrer Wut und ihrem Schmerz ruft sie eine Freundin an, der sie alles erzählt. Diese Freundin weißt Mona daraufhin, dass sie das Blutgeld brauche, um die Firma ihres Vaters zu retten, da  diese kaum noch Geld abwürfe. Erzürnt von dieser Aussage schneidet sie einen Mopedfahrer und gerät daraufhin sofort in einen Stau. Der Mopedfahrer, jetzt auch erzürnt, holt sie ein, steigt auf ihre Motorhaube und beschimpft sie aufs übelste. Nach ein paar Minuten findet sie eine Frau aus dem Sender und versucht den Mann zu beruhigen. Dieser lässt sich jedoch nicht beruhigen. Er wolle eine Entschuldigung von Mona, anders gebe er keine Ruhe. Nachdem Mona sich besonnen hat, fahren beide Frauen zurück zum Sender. Dort hat Maryam nun neuen Mut und neue Kraft gefasst. Sie will nun kämpfen für ihr überleben und das Schicksal ihres Kindes. Als das Gespräch weiter geht, ging es Maryam nicht mehr um richtig oder falsch - es ging ihr um ihr Leben. Sie will eine Mutter für ihr Kind sein. Nach einigem Zögern vergibt Mona Maryam und kassiert das Blutgeld, wer hätte es gedacht. Dieses wird in voller Summe gezahlt, da mehr als 20 Millionen Zuschauer abgestimmt hatten, so viele wie noch nie.

Das Ende der Show und der Anfang eines neuen Lebens

Nachdem es aus Kanonen Fakeschnee rieselte, begeben sich Mona und Maryam in den Backstage Bereich.  Man spürt die Kälte von Mona an Maryam. Nichtsdestotrotz spricht Maryam, Mona auf ihren Halbbruder an. Sie soll ihn anerkennen und er soll den Nachnamen ihres Vaters tragen. Mona verneint dies. Sie würde lieber sterben als dies zu tun. Mona verlässt den Sender und lässt Maryam zurück. Nach kurzer Stille greift Maryam nach einer Schere, die sie in der Maske findet. Sie stürmt Hinunter zu der kleinen Familie, die immer noch ihr Kind betreuen. Maryam fordert alle auf zu gehen, sie wolle mit ihrem Kind allein sein. An dieser Stelle hört man den ganzen Kinosaal flüstern, um Gotteswillen bitte nicht, nein, nein. Denn zuerst  denkt man, sie wolle sich und ihrem Kind etwas antun. Doch als sie ihm die Nägel und die Haare schneidet, verschwinden die Sorgen. Freude kommt auf als Maryam andeutet einen Test zu machen der beweisen würde, dass Monas Vater auch der Vater ihres Sohnes war. Der Film endet mit der Sicht auf den Sender. Es ist dunkel, viele Autos stehen vor der Eingangstür. Dann kommt der Abspann.

Mayram hinter den Kulissen

Meine Meinung zum Film

Dieser Film hat mich vollkommen überrascht. Als ich die Beschreibung lass war ich natürlich interessiert, sonst hätte ich ihn auch nicht geguckt, aber das er mich so bewegt hätte ich nicht gedacht. Ich konnte mich extrem gut in Maryam hineinversetzten, auch wenn sie eine andere Sprache sprach, war ihre Mimik und Gestik so ergreifend, dass ich selbst weinen musste, als sie ihren Sohn das erste Mal halten durfte. Dieser Film zeigt, wie durchsichtig man gemacht werden kann und sich kaum dagegen wehren kann, da man als Verbrecher*Inn gilt. Es hat für mich nichts mit Gerechtigkeit zu tun, eine einzelne Person über das Schicksals einer anderen bestimmen zu lassen, besonders da diese Person stark emotional eingebunden ist. Hierbei wird mit Menschenleben zur Belustigung anderer Menschen gespielt, so wie früher bei den Gladiatorenkämpfen. Sollte es wirklich mal solch eine Show geben, hoffe ich, dass früh genug interveniert wird, denn ansonsten verliere ich meinen kompletten Glauben an die Menschheit.

Der Film war so gut, dass er sogar einen Award GRAND JURY PRIZE gewann Vollkommen zu Recht meiner Meinung nach.

Ich würde, diesen Film allen ans Herz legen, die sich mit Recht und Unrecht auseinander setzen. Da der Film einen englischen Untertitel hat und es somit manchmal schwer ist zu Folgen empfehle ich euch, auch manchmal nur der Handlung zu folgen, da man dort auch viel erkennen und aus dem Kontext ziehen kann.

Der Film starten am 23. Februar im Zoo Palast um 12:30 Uhr. Weitere Termine findet ihr auf der Seite der Berlinale.