Die Welt in uns

am 02.05.2017

Weltbürger – was ist denn das?

Ich bin eigentlich kein Mensch, der oft ins Theater geht. Allein die Frage: Was zieht man da eigentlich an? Und wenn ich mal da war ,dann nur, weil wir einen Schulausflug dorthin gemacht haben. Doch diesmal bin ich freiwillig hier. Hier, damit ist das Junge Deutsche Theater gemeint. Zusammen mit jup! Redakteurin Hannah gucke ich mir heute das Stück „Die Welt in uns“ an. Thema ist laut Beschreibung der erste Weltbürger Garry Davis.

Um den Begriff kurz zu erläutern: Weltbürger sind Menschen, die der Meinung sind, dass Länder und Staaten nur zu Krieg führen und deshalb jegliche Grenzen abgeschafft werden sollten. Es gibt sogar einen realen Pass für Weltbürger. Dieser ist auch gültig und kann heute noch „erworben“ werden.

„Die Welt in uns“

Generell wurde im Theaterstück viel darüber diskutiert, wann man denn zu welchem Land gehört, oder womit man sich identifiziert. Ob man nun im Elternhaus Russisch spricht und sich in der deutschen Schule wie in einer Art Parallelwelt fühlt oder ob man im Ausland groß geworden ist und sich schon immer viel besser vorstellen konnte, in Deutschland zu leben – von ganz unterschiedlichen Sichtweisen wurde das Thema Identifikation mit der eigenen/neuen Nationalität beleuchtet.

Darüber hinaus stellten sich die Jugendlichen auch die Frage, wann und wie man eigentlich einen Pass bekommt? Wie entscheide ich mich an meinem 18. Geburtstag zwischen der türkischen und der deutschen Nationalität? Kann ich den deutschen Pass einfach abgeben und einen neuen von einem anderen Land bekommen? Was muss ich als Asylbewerber „erfüllen“, um hier als Flüchtling anerkannt zu werden und wann und wie bekomme ich dann die deutsche Staatsbürgerschaft? Gerade diese Frage stellen sich momentan sehr viele Menschen in Deutschland. Drei junge Männer waren Teil der Gruppe, deren Zukunft in Deutschland noch unklar ist.* Somit war das Thema von „Die Welt in uns“ hoch aktuell.

Und auch wenn man an die unsichere Zukunft der EU denkt. Wie es nach dem Brexit weiter geht und wie die momentanen Wahlen in Frankreich ausgehen, kann niemand prophezeien.

Die Möglichkeit sich in Europa über alle Grenzen hin frei bewegen zu können, ist für unsere Generation Normalität. Wie es sich anfühlen würde, wenn uns diese Freiheit fehlt, kann ich mir kaum vorstellen.

Darüber hinaus ging es im Stück um die Forderung, die Garry Davis 1948 vor der UN-Generalversammlung in Paris stellte:

Sich über die Grenzen aller Länder hinweg zu setzen, alle Staatsbürgerschaften aufzugeben und die gesamte Menschheit als Weltbürger zu vereinen.

(*Nach dem Theaterstück folgte eine Ansprache einer Mitarbeiterin des Deutschen Theaters: Einer der Darsteller aus Afghanistan hatte kurz vor der Premiere am Sonntag die Ablehnung seines Asylantrags erhalten und ist aufgefordert, Deutschland innerhalb von 30 Tagen zu verlassen. Genau wie er, befinden sich derzeit viele Menschen in einer Notlage, in der nur noch ein Anwalt helfen kann. Für eine kleine Spende beim Nothilfefonds des Flüchtlingsrats Berlin kann man dabei helfen, Kosten für den rechtlichen Beistand für Geflüchtete in schwieriger finanzieller Lage aufzubringen. http://www.fluechtlingsrat-berlin.de/spenden.php#spenden)

Termine im Jungen DT

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