Der Wille eines Tabellenführers

am 21.03.2017

Der 1. FC Union Berlin bezwingt den 1. FC Nürnberg in einer intensiven Partie mit 1:0. Die Köpenicker grüßen nun von der Tabellenspitze.

21. März 2017

Es war ein gutes Wochenende für die Union-Spieler. Fokussiert auf die Begegnung am gestrigen Montagabend gegen den 1. FC Nürnberg werden sie mit Wohlwollen gesehen haben, dass zwei ihrer Konkurrenten um den Aufstieg patzten. Spitzenreiter Stuttgart verlor in Fürth und Hannover 96 kam beim FC St. Pauli nicht über ein 0:0 hinaus. Braunschweig konnte sich mit einem Sieg gegen Heidenheim auf Platz drei verbessern und ist vor dem Spiel punktgleich mit den Unionern. Der Druck ist somit nicht gewichen. Das weiß auch Jens Keller. Mit einem Sieg gegen Nürnberg könnte man die Tabellenspitze erreichen und wichtige Punkte sammeln. So schickte er wieder seine Stammelf auf den Rasen. Nur Stammkeeper Busk fehlte weiterhin. Sein Vertreter Daniel Mesenhöler hatte in den letzten Spielen aber souverän gehalten. Für den Trainer der Gäste Michael Köllner war es das erste Auswärtsspiel. Er hatte die Nürnberger erst vor zwei Wochen übernommen.

Die beiden Cheftrainer sahen eine rassige Anfangsphase. Auch die beiden Fanlager waren sofort auf Betriebstemperatur. Die erste Chance in ausgeglichenen ersten zehn Minuten hatten die Gäste aus Nürnberg (9.). Kempe ließ zwei Union-Verteidiger im 16er stehen und zieht den Ball aus zehn Metern übers Tor. Auf der anderen Seite wird Union-Verteidiger Trimmel von Salli im 16er zu Fall gebracht. Schiedsrichter Dr. Jochen Drees ließ weiterspielen. Eine Fehlentscheidung, denn Salli foult den Unioner eindeutig. In den nächsten Minuten spielten beide Teams nach vorne, aber konnten keine großen Chancen entwickeln. In der 29. Minute war es Salli, der die nächste Chance für den 1. FC Nürnberg hatte. Seinen Schuss konnte Mesenhöler aber parieren. Dann drehte Union ein wenig auf. Innerhalb von sechs Minuten hatte der Unioner Sebastian Polter drei Chancen. Erst schoss er den Ball bedrängt vom Nürnberger Verteidiger rechts am Tor vorbei (30.), dann ging sein Schuss aus 23 Metern ebenfalls rechts vorbei (33.) und schließlich kam er nach einem Schuss von Skrzybski zum Nachschuss, aber setzte den Ball über das Tor.

Der 1. FC Nürnberg kam mit sehr viel Dampf aus der Kabine. Aber schon bald übernahm Union die Kontrolle über das Spiel. Gefährliche Torraumszenen bleiben aber auch in Halbzeit zwei Mangelware. Die Nürnberger schienen mit dem 0:0 recht zufrieden zu sein. Denn vor allem ihr Torwart Raphael Schäfer ließ sich zunehmend immer mehr Zeit. In der 75. Minute gab es dann etwas fürs Kuriositätenkabinett. Schiedsrichter Dr. Jochen Drees verschwand in die Kabine. Der Stadionsprecher klärte auf, dass es sich um eine Behandlungspause handelte. Gut vier Minuten dauerte diese.

Danach machte Union weiter Druck und spielte auf Sieg. Hosiner schickte Polter auf die Reise. Der setzte den Ball frei vor FCN-Keeper Schäfer gegen den Pfosten (80.). Ein großes Raunen ging durch die 21.210 Zuschauer in der Alten Försterei. Die nächste Chance sollte nicht lange auf sich warten. Skrzybski setzte sich auf der rechten Seite durch, spielte den Ball in den Rückraum des 16-Meter-Raums. Dort kam der Österreicher Hosiner, der für den glücklosen Felix Kroos ins Spiel gekommen war, an den Ball und versenkte ihn zum 1:0. Die Erleichterung war spürbar. Sowohl auf den Rängen, auf denen die Fans in grenzenlosen Jubel ausbrachen, als auch beim Trainer Jens Keller, der vor der Bank seiner Freude freien Lauf ließ.

Der Klub aus dem Frankenland versuchte, sich noch einmal aufzubäumen, aber Union spielte weiter nach vorne und ließ nicht mehr viel zu. Durch die Verletzungsunterbrechung des Schiedsrichters ergaben sich sechs Minuten Nachspielzeit. Eine gefühlte Ewigkeit für alle Unioner. Die Fans erhoben sich in der Nachspielzeit. Die Berliner hatten sogar noch Chancen, die Führung auszubauen. Am Ende blieb es beim 1:0 und die Alte Försterei bebte. Die Fans skandierten nach dem Spiel: "Spitzenreiter, Spitzenreiter!" Denn genau da war Union mit dem Sieg angekommen: Auf Tabellenplatz eins. Ein Punkt nun vor dem zweiten Stuttgart und drei vor dem dritten aus Braunschweig. Es war der sechste Sieg in Folge für die Berliner. Eine unglaubliche Serie und zugleich Vereinsrekord. Trainer Jens Keller fasste das Spiel so zusammen: "Ich glaube, dass die Mannschaft ein wenig gehemmt war. Wir haben sehr abwartend gespielt und in der ersten Halbzeit waren wir nicht richtig im Spiel. Man sieht die Qualität der Mannschaft. Sie glaubt bis zur letzten Minute an sich. Die Fans haben uns wieder mal getragen."

Am Ende hat auch das Team mit dem größeren Willen gewonnen. Union wollte die drei Punkte und die Tabellenspitze und das haben sie durch großen Einsatz geschafft. Ein Spiel, in dem aber auch der 1. FC Nürnberg gute Anlagen zeigte, viele Chancen aber nicht konsequent zu Ende spielte und in der 2. Halbzeit zu passiv wurde.

Für die Unioner geht es erst am 02. April weiter, denn nun ist Länderspielpause. Dann müssen sie zum direkten Konkurrenten Hannover 96. Unterstützt werden sie dort wahrscheinlich von über 10.000 Union-Fans. Der Tabellenvierte aus der niedersächsischen Landeshauptstadt hat gestern seinen Cheftrainer Daniel Stendel entlassen. Andre Breitenreiter, der schon auf Schalke Trainer war und aus Hannover stammt, wird das Team übernehmen.

Ein spannender Kampf um die Aufstiegsplätze bahnt sich an. Union steht nun auf der Pole Position.

Das Spiel im Überblick:

1.FC Union Berlin - 1. FC Nürnberg 1:0 (0:0)

So spielte Union: Mesenhöler - Parensen (51. Schönheim), Puncec, Leistner, Trimmel - Fürstner, Kreilach, Kroos (74. Hosiner) - Hedlund (90. Redondo), Polter, Skrzybski

Tore: 1:0 Hosiner (83.)

Besondere Vorkommnisse: Keine

Zuschauer: 21.210