Wahlkampf auf der Gamescom

VON CHARLOTTE

Der in diesem Jahr erstmalig stattfindende Gamescom Congress wurde mit einem Diskussionspanel in der Wahlkampfarena eröffnet. Fünf Politiker*innen haben versucht, junge Wählerstimmen für die bevorstehende Bundestagswahl zu gewinnen. Moderiert wurde das Ganze von den wohl drei größten deutschen YouTubern Deutschlands: Florian Mundt (LeFloid), Peter Smits (PietSmiets) und Colin Gäbel (Rocket Beans TV), die ihre schwierige Aufgabe, meiner Meinung, ziemlich gut gemeistert haben.

Vertreten waren die CDU durch Dr. Peter Tauber, die SPD durch Hubertus Heil, Die Linke durch Matthias Höhn, Bündnis 90/Die Grünen durch Michael Kellner und die FDP durch Nicola Beer. Insgesamt präsentierte das Panel ziemlich gut die deutsche Politik: weiß und männlich.

Es war weniger eine Diskussion als ein einstudiertes Vortragen von Standpunkten, die sich alle erschreckend ähnlich waren. Die Hauptthemen waren Gaming, Wirtschaft, Kultur und Medien - was auf einer Messe wie der Gamescom selbstverständlich Sinn macht, aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, dass andere, mehr kontroverse Themen besprochen werden und es zu einer tatsächlich hitzigen Diskussion mit klaren ideologischen Standpunkten gekommen wäre. Gewundert hat es mich jedoch nicht, da die Politiker*innen selbstverständlich darauf trainiert sind, allgemein und vage zu reden, was man auch immer wieder gemerkt hat. Besonders überrascht hat mich Frau Beer von der FDP, die als einzige ein bisschen Pep mit in die Diskussion gebracht hat durch freche Kommentare, klare Lösungsvorschläge und genaue Meinungen und obwohl ich mit ihrer Partei nicht unbedingt übereinstimme, hat sie mich auf einem persönlichen Level sehr beeindruckt und für mich klar die Diskussion gewonnen. Ich hatte jedoch bei allen fünf das Gefühl, dass sie sich bei der Gaming Community einfach nur einschleimen wollten und deshalb so sanft geblieben sind und fast alle das Gleiche gesagt haben. Es haben zum Beispiel alle gesagt, dass E-Sports ein olympischer Sport werden soll. Ich kann irgendwie nicht glauben, dass das tatsächlich ihre reale Meinung ist und vor allem, dass sie sich irgendwie dafür einsetzen möchten. Die Fragen waren hauptsächlich seicht, aber jedoch trotzdem interessant und teilweise auch kontrovers, wie zum Beispiel als Herr Höhn von der Linken darauf angesprochen wurde, ob seine Partei sich immer nur zum Wahlkampf für Gaming interessiert, da der letzte Beitrag auf dem Blog der Linken in der Sektion Gaming von 2013 kurz vor der Bundestagswahl stand. Auf diese Frage war er natürlich nicht vorbereitet und hat versucht davon abzulenken.

Der Raum war gut gefüllt, wenn jedoch nicht ganz voll und gefühlt mit mehr Journalisten als Jugendlichen. Für Politikbegeisterte wie mich war es eine interessante Veranstaltung, aber im Wesentlichen ging es nur darum, Aufmerksamkeit zu kriegen und sich als jung und hip darzustellen. Ein paar provokantere Fragen von Seiten der Moderatoren wären wünschenswert gewesen, um auch die Politiker*innen aus ihrer Komfortzone zu bekommen.

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