Harry Potter. Es sind die Bücher, die uns und weltweit Millionen andere durch die Kindheit begleitet haben und heute scheinbar nur noch Gegenstand von Marketingstrategien und großen Gewinnen sind. Die sieben Jugendromane, die sich um den schmächtigen Jungen mit den dunklen Haaren und der runden Brille drehen, sind heute nicht mehr aus dem Bücherregal wegzudenken. Ebenso die Filme mit ihren aufwendigen Animationstechniken und detailreichen Gestaltungen wurden mit einigen Preisen, wie dem British Academy Film Award belohnt und waren sogar für die Oscars nominiert. Sie konnten weltweit rund 5 Milliarden Dollar einspielen. Nun scheint die Harry Potter Welt wieder aufzuleben, denn seit dem 17. November läuft J. K. Rowlings neuer Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ auch in den deutschen Kinos.
Sie sind Klassiker unserer Kindheit und können auch heute noch viele begeistern. In der Harry Potter-Reihe schafft J. K. Rowling eine komplett neue Parallelwelt, die man auch ohne Halluzinogene oder anderen psychotrope Substanzen betreten kann. Es sind die gefährlichen Abenteuer und Reisen, die Harry und seine Freunde erleben und genau unseren Kindheitsschwärmereien entsprechen. Aber die Geschichte rund um den Zauberlehrling hat vor allem eines, uns vieles beigebracht und mit auf den späteren Weg gegeben. Beispielsweise wie wichtig Loyalität und Treue in Freundschaften sind. Ohne Hermines und Rons bedingungslosem Vertrauen zu Harry, hätte dieser nie den dunklen Lord besiegen können. Auch hat der Roman uns gezeigt, dass oftmals nur kritisches Hinterfragen, eigenes Mitdenken und ganz viel Mut haben zielführend sein können. So gründete Harry trotz sämtlicher Verbote Umbridges im fünften Schuljahr die Dumbledore Armee. Und zu guter Letzt durften wir lernen, dass man für das kämpfen soll, was einem wichtig ist und für das aufstehen soll, an was man glaubt, selbst wenn alle anderen es für Spinnerei halten. Denn Harry hat sich auch dann nicht unterkriegen lassen, als das Ministerium und die Presse ihn für einen Lügner erklärten und die ganze Zaubererwelt ihn für unglaubwürdig hielt. Auch die Behandlung von Themen wie Rassismus und Diskriminierung sind ein wichtiges Element des Romans. Dadurch, dass der ganze Handlungsverlauf in einer Parallelwelt spielt, erhält der Leser eine distanzierte Sicht auf die Themen und versteht, warum wir gegen jede Form von Hass sein sollten. Daneben sind es auch viele kleine Aspekte, wie etwa der Charme Dumbledores weiser Sprüche oder auch der Fakt, dass die drei Hauptcharaktere erfrischender Weise nicht in einer Dreiecksbeziehung landen, die den Erfolg des Romans erklären. Denn nicht umsonst zählt die Harry Potter-Reihe mit 500 Millionen verkauften Exemplaren zu den weltweit bestverkauften Büchern neben der Bibel.
Die Beliebtheit der Bücher erklärt natürlich den weltweiten, finanziellen Erfolg. Doch gerade dieser scheint bei der ständigen Wiederbelebung des Hypes zunehmend im Vordergrund zu stehen. Das zu mindestens erklärt die Zweiteilung des letzten Films, die zusätzlichen Bücher wie „Quidditch im Wandel der Zeiten“ und „Magische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ sowie das überteuerte Merchandise. Was ich damit sagen will ist, habt ihr euch schon mal gefragt, was wir ohne dem magischen Harry Potter-Malbuch machen würden? Oder den Harry Potter-Legofiguren? Ganz geschweige von den Harry Potter-Wandstickern?
Erst im Sommer dieses Jahres erschien das Skript zu dem Stück „Harry Potter and the Cursed Child“, eine Fortsetzung, die 19 Jahre nach dem letzten Roman spielt und stark an einen Fanfiction erinnert. Das Skript soll zwar laut Rowling ein Theaterstück bleiben, dennoch wurden die Filmrechte daran teuer an Warner Brothers verkauft. Könnte also vielleicht schon nächstes Jahr wieder ein neuer Harry Potter-Film in den Kinos laufen? Diesen Winter auf jeden Fall schon! Seit Mitte November läuft der neue Spinoff-Film „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ auch in den deutschen Kinos. Einer von insgesamt fünf Teilen. Dabei laufen schon jetzt die Planungen für den zweiten Teil des Films. Es ist einfache Mathematik. Warum ein neuer Film, wenn man mit fünf neuen doch fünf Mal so viel Geld machen kann?
Doch neben dem eingenommenen Geld wird so vor allem eines generiert: Aufmerksamkeit. Und zwar eine immer wiederkehrende Aufmerksamkeit. Denn obwohl der letzte Harry Potter Band 2007 erschien und der dazugehörige Film 2011, verschwindet die Buchreihe noch heute nicht aus den Medien. So war das neue Skript der Romanfortsetzung bereits ein Verkaufserfolg, bevor es überhaupt auf dem Markt erschienen ist und die ständig neu publizierten Auflagen der alten Bücher lassen sich weiterhin gut verkaufen.
Es ist die offensichtliche Ausschlachtung der Harry Potter-Reihe, die Fans kritisieren. In Online-Foren liest man nun eines immer wieder: Rowling hat mit dem letzten Harry Potter Roman alle offenen Fragen beantwortet und sie hätte es nicht besser machen können. Warum gibt sie also sich selbst und den Fans nicht einfach die Möglichkeit, mit den Büchern und dieser Zeit ein Kapitel abzuschließen? Doch auch die Sorge, die neuen Filme könnten beispielsweise die geliebte Harry Potter-Welt, so wie wir sie in Erinnerung behalten haben, zerstören, besteht. Denn mit Rowlings neuen Filmen könnte es wie mit Peter Jacksons Film „Der Hobbit“ enden, der nur einen Bruchteil der Fanliebe für „Herr der Ringe“ bekam. Ähnlich wie es bei George Lucas und seinen Star Wars-Filmen der Fall war.
Aus den Jugendbüchern über den Zauberlehrling ist ein Geschäft geworden. Trotz allem bleiben die Romane Klassiker unserer Kindheit, auch wenn sie heute nur noch schwarze Zahlen sind, die auf welchem Weg auch immer, geschrieben werden müssen.
