Holi Festival 2018

am 28.08.2018

Das Holi Festival ist eines der ältesten Feste Indiens, bei dem der Beginn des Frühlings gefeiert wird und alle Schranken durch Kaste, Geschlecht, Alter und gesellschaftlichen Status aufgehoben werden. Entstanden aus der indischen Mythologie, vermittelt es auch den Triumph des Guten über das Böse.

Seit 2012 feiern wir auch in Deutschland das berühmte Holi Fest. Weniger aus Tradition, mehr als Partyevent im Sommer. Tausende Jugendliche kleiden sich dafür komplett in Weiß und pilgern dann, zum Teil etwas angetrunken, zum Festplatz am Kurt-Schumacher Platz in Reinickendorf.

jup! Redakteurinnen Lili, Sophia und Jasmina waren für euch vor Ort und haben das Spektakel mitgemacht! Hier ihre Berichte!

 

 

 

Berlin ist schon eine hippe Stadt. Mit den weltbekannten Clubs, die sich im Berliner Nachtleben tummeln, zieht es jedes Jahr Millionen Touristen an, die auf der Suche nach dem echten Berlin-Flair sind. Aber nicht nur die Touris lieben die Stadt, vor allem die Einwohner*innen wissen sie zu schätzen. Hier wohnt man nicht, weil man unfreiwillig hängen geblieben ist. Hier wohnt man, weil man hier wohnen will. Viele sagen über Berlin: „In dieser Stadt wirst du nicht komisch angeschaut, wenn du anders aussiehst.“ Es stimmt schon, zum Glück ist man hier in vielerlei Hinsicht toleranter. Trotzdem erntete ich viele verschiedene Reaktionen, als ich komplett farbgepulvert in die Bahn stieg. Aber dazu später.

Schon am Ostkreuz, nahe meiner Wohnung, konnte ich mich an weißgekleidete Leute heften, die offensichtlich auch auf dem Weg zum Holi-Festival waren. Ich als orientierungslose Person konnte damit bequem der hell-gekleideten Menge folgen, die immer größer wurde. Erst auf dem Partygelände angekommen, bekam ich mit, auf was ich mich genau eingelassen hatte. Wir standen schon in der Schlange, als man von verschiedenen Seiten mitbekam: „Die Farbe kriegt man gar nicht raus. Die Kleidung und Schuhe kannst du danach eigentlich wegwerfen, und der Gefrierbeutel reicht als Schutz für dein Handy nicht aus.“ „Bei einem Holi-Festival hatten die die Kanonen falsch eingestellt, die haben dann den Leuten die Augen aus dem Kopf geschossen.“ Ich war aber nicht die Einzige, die das nicht erwartet hatte. Auf der einen Seite hatten manche ihre Handys unverpackt in der Hosentasche und trugen weiße Markenschuhe, auf der anderen sah man Leute mit Sonnenbrillen und Mundschutz. Genauso unterschiedlich wie die Schutzvorkehrungen waren die Festival-Besucher*innen. Es gab jüngere, die versucht haben mit mehr Make-up als Klamotten älter auszusehen. Und ältere, die wohl ewig jung geblieben sind. Kurzum: eine bunte Mischung.

Die Tanzfläche füllte sich schnell mit jubelnden Gesichtern, die nach kurzer Zeit voller Farbe waren. Desto krasser der Drop von den Techno-Songs, desto mehr sind die Leute ausgerastet und haben einen mitgerissen. Die Farbe wurde hoch hinausgeworfen und verteilte sich über die tanzende Masse. Die Stimmung war richtig gut, die Farbe hat süßlich geschmeckt und die Leute um einen herum waren motiviert. Man wurde nicht nur von bekannten Gesichtern beworfen, sondern auch Fremde haben uns verziert (ein paar haben das Pulver mit Wasser vermischt, das sah noch viel cooler aus). Auf dem Rückweg in der Bahn, hatte ich schon überlegt, ob die BVG mir die Fahrt wegen des dreckig-seins verbieten und mich damit rauswerfen kann. Denn genauso wurde ich von manchen Passagieren angeschaut. Viele waren aber auch einfach belustigt. Ein paar haben mich darauf angesprochen und werden nächstes Jahr wahrscheinlich kommen. Alles in allem war es ein gelungener Nachmittag mit sehr viel Spaß, ich würde jederzeit wiederkommen.

Lilli, Jasmina und ich waren dieses Jahr dort und haben sich für euch mit Farbe eingesaut. Alles fing damit an, dass wir uns Samstag um 12 Uhr am Kurt-Schumacher Platz getroffen haben. Dann sind wir mit gefühlt 100 anderen Jugendlichen, die ebenfalls weiß gekleidet waren, in den völlig überfüllten Bus gestiegen. An der Haltestelle vom Festplatz angekommen, sind wir dann alle gemeinsam zum Festivalgelände gepilgert. Dort erwarteten die Gäste lange Schlangen vor den Eingängen.

Das Festival-Gelände

Wie immer, wenn viele Jugendliche an einem Ort zu finden sind, trifft man auf den ADAC und andere Firmen, die den Jugendlichen Mitgliedschaften aufschwatzen wollen. Immerhin Mitgliedschaften, die schon vorteilhaft sind und nicht nur unnötige Abos. An den Seiten des Geländes tummelten sich die Getränke- und Fastfood-Stände. Es gab zwar Toiletten, bzw. Dixi-Klos, aber keine richtigen Waschbecken, was ziemlich unhygienisch und einfach eklig ist. Wir waren so klug und haben uns unsere Hände an den Duschen, die es da gab, gewaschen. In der Mitte des Geländes befand sich die Bühne mit DJ und Biertischgarnituren zum Sitzen.

Dafür, dass es erst Mittag war, war die Stimmung ganz gut. Die elektronische Musik, die gespielt wurde, hat nicht zu hundert Prozent meinen Geschmack getroffen, aber zwischendurch spielte der DJ auch echte Stimmungsbomben und geremixte Chart-Hits, die jeder mitsingen konnte. Und dann wurde der Countdown gezählt und die Farbbeutel flogen durch die Luft. Überall war es bunt, jeder hatte Spaß daran, sich und seine Freund voll zu sauen und nass zu machen. Teilweise wurde man sogar von Fremden mit Farbe dekoriert.

Für mich war es mein zweites Holi Fest. Es macht zwar Spaß, solange man noch seine Farbbeutel hat, aber wen die aufgebraucht sind, ist es eigentlich nur, wie in einem ganz normalen Nachtclub. Dadurch dass größtenteils nur Musik aus dem Genre Elektro gespielt wurde, hat mich dort nicht mehr viel gehalten. Es hat trotzdem großen Spaß gemacht und die Farbe schmeckt gar nicht mal so eklig, wie erwartet und ging auch leicht aus den Klamotten raus.

Mobilität und Nachhaltigkeit auf dem Holi Festival

Die zusätzlich eingerichtete Bushaltestelle am Festplatz sorgte für eine leichte An- und Abreise der Tausenden Jugendlichen, die gemeinsam zum Festival pilgerten. Außerdem haben mir die zahlreichen Essens- und Gegenstände sehr gut gefallen. Es gab eine große Auswahl an verschiedenen Speisen und ein guter Einfall waren Deckel für die Plastikbecher, um die Wespen abzuwehren. Jedoch wurde meiner Meinung nach deutlich zu viel Plastik Müll produziert. Die Farbbeutel wurden, nachdem sie leer waren, auf dem Boden verteilt, genauso wie die Aufbewahrungsbeutel für die Farbbeutel, oder aber auch die Plastikbecher.

Bezahlen musste man vor Ort alles mit eingetauschten Wertmarken, die man an einem Stand gegen Bargeld oder aber auch per Kartenzahlung erhalten hat. An besagtem Stand tummelten sich also zu Beginn erstmal alle die Farbbeutel kaufen wollten. Wenn man dann endlich seine Wertmarken in der Hand hatte, ging die Warterei an dem nächsten Stand los.

Alles in allem macht das gegenseitige einsauen mit den verschiedenen Farben schon echt Spaß und natürlich ist es ein tolles Event gemeinsam mit Freunden, wenn einem das drum herum gefällt.