iPhone XR im Test: Kunterbuntes Smartphone-Vergnügen

Das iPhone XR ist das günstigste der drei neuen iPhones von Apple. Wir konnten es testen und verraten Euch, ob es sein Geld wert ist. Soviel vorweg: Billig ist es nicht.

VON OLIVER MATTUTAT, 26. Oktober 2018

Es ist immer ein magischer Moment, wenn Tim Cook, CEO von Apple, auf die Bühne tritt und die Keynote für neue Geräte startet. Klar, es ist eine riesige Marketing-Show, aber auch diese Inszenierung trägt ihren Teil dazu bei, den Mythos Apple aufrechtzuerhalten. Erst vor kurzem hat das Unternehmen als erstes überhaupt den Firmenwert von einer Billionen Dollar geknackt.

Mitte September stellte Apple ein neues Premium-iPhone in zwei Versionen - das iPhone XS und das iPhone XS Max - vor, die mal wieder den Preisrahmen sprengen. Bis zu 1650€ kostet das neue Flaggschiff. Als ,,heimlicher Star” der Keynote wurde aber das iPhone XR gefeiert. Apple preist es als günstige Variante an. Mit einem Preis ab 849€ kostet es zwar 300€ weniger als der große Bruder, aber günstig ist das erstmal nicht. Entsprechend hoch sind die Erwartungen vor dem Verkaufsstart am heutigen 26. Oktober.

Nicht mehr nur Schwarz und Silber

Beim iPhone XR macht Apple etwas, was es lange nicht mehr gemacht hat. Es bringt Farbe ins Spiel. Sechs kunterbunte Farbvarianten gibt es. Unter anderem Blau und Gelb. Diese Vielfalt hatten viele Kunden lange vermisst. Das Gerät hat ein 6,1 Zoll Display - natürlich mit Notch, wie man sie von den meisten aktuellen Handys kennt. Die Notch ist die schwarze Aussparung, die in das Display reinragt, in der sich Kameratechnik und Lautsprecher befinden. Auch bei diesem Modell verzichtet Apple auf einen Klinkenanschluss.

Beeindruckende Technik

Die inneren Werte können auf dem Papier schon mal überzeugen. Aus Kostengründen entschied sich Apple für ein LCD-Display. Bei den Top-Geräten ist ein teureres OLED-Display verbaut, das eine höhere Auflösung hat. Außerdem hat das Gerät nur eine anstatt zwei Kameras auf der Rückseite. Diese ist jedoch identisch zu der, die auch im iPhone XS verbaut ist. Sie löst mit 12 Megapixeln auf. Auch sonst findet sich viel Technik vom großen, teureren Bruder in dem Gerät. Zum Beispiel hat der Konzern aus Cupertino dem Gerät den gleichen Prozessor verpasst. Die Kameras auf der Vorderseite sind ebenfalls identisch. Sie ermöglichen das Entsperren des Geräts per Gesichtserkennung. Zusätzlich ist es mit der Technik auch möglich, Emojis zum Leben zu erwecken.

Schöne Fotos auch mit nur einer Linse

In Bezug auf die Kameras fällt vor allem die neue Tiefenschärfenkontrolle auf. Sie erlaubt es dem Benutzer, sowohl während als auch nach der Aufnahme, die Schärfe des Hintergrundes anzupassen. So lassen sich Fotos mit Bokeh-Effekt erstellen.*(Hinweiskasten) Außerdem ermöglicht der Porträtmodus Anpassungen der Belichtung.

Ein treuer Alltagsbegleiter

Technische Daten sind immer schön und gut, aber das wichtigste ist, wie sich das Gerät schließlich im Alltag schlägt. Das Gerät sieht von außen sehr gut aus. In unserem Test hatten wir die schwarze Version. Außerdem liegt es gut in der Hand. Durch das nahezu randlose Display wirken die 6,1 Zoll nicht übermäßig riesig. Über das Display wurde im Vorfeld viel spekuliert. Kann das LCD-Display überzeugen? Auf jeden Fall! Es ist gestochen scharf und die Farben werden gut dargestellt. Dass unter der Haube ein starker Prozessor arbeitet, merkt man. Das Gerät reagiert schnell und in unserem Test gab es keinerlei Probleme. Eine Komponente, die dabei hilft, ist das Betriebssystem iOS. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern kommen hier Gerät und Software aus einem Haus und sind so optimal aufeinander abgestimmt. So auch bei der Kamera: Die neue Tiefenkontrolle funktioniert intuitiv, aber leider nur, wenn Menschen im Bild sind. Mit Haustieren oder Gegenständen klappt es nicht. Sonst liefert die Kamera hervorragende Ergebnisse. Bei Videos kommt der neue Stabilisator zu tragen, der wirklich gute Arbeit verrichtet. Doch was hilft so tolle Technik, wenn nicht auch der Akku ausreichend wäre? Auch hier hat Apple Hand angelegt. Für einen absoluten Härtetest hat unsere Testzeit noch nicht ausgereicht, glaubt man aber anderen Technikmagazinen, überflügelt das XR in Sachen Akkulaufzeit sogar seinen großen Bruder.

Ein Blick zur Konkurrenz

849€ sind keinesfalls ein Kampfpreis. Die beiden großen Hersteller Huawei und Samsung boten ihre Flaggschiffe P20 und S9 in ihren Grundversionen ab 649€ beziehungsweise ab 849€ an. Rein technisch sind die beiden Modelle und das iPhone XR auf einem ähnlichen Niveau. S9 und iPhone XR haben dennoch die Nase ein wenig vorne. Die Preiskurven zeigen bei P20 und S9 nach unten. Sind nun ein paar Monate auf dem Markt und beide Hersteller haben schon weitere Premium-Smartphones herausgebracht. Das iPhone XR zumindest ein Jahr lang einen relativ stabilen Preis haben.

Fazit

Das iPhone XR ist ein Top-Smartphone ohne Frage. Es ist schnell und auch die Kamera ist super. Außerdem sind viele Features eingebaut, die man sonst bei Apple nur bei den Premium-Smartphones findet. Insgesamt ist es ein Gerät, das viel Spaß bereitet.

Wie bei jedem Handy sollte man sich vorher klar machen, was man ausgeben möchte. Die ausgerufenen 849€ gehen für das Gerät durchaus in Ordnung, auch wenn er - im Blick auf die Konkurrenz - ein wenig niedriger hätte ausfallen können.

Bokeh-Effekt

Der sogennante Bokeh-Effekt beschreibt in der Fotografie den unscharfen Bereich eines Fotos. Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen hartem und weichem Bokeh.