Janine Rittel arbeitet seit 2011 im Kinder- und Jugendbüro Steglitz Zehlendorf. Von dort aus plant und koordiniert sie Beteiligungsprojekte für junge Menschen aus dem Bezirk. Zum Beispiel werden hier gemeinsam Spielplätze geplant, das Büro unterstützt den Bezirksschüler*innenausschuss und ist Ansprechpartner für die Bezirksjugendjury. Wenn Kinder und Jugendliche aus Steglitz-Zehlendorf Projektideen haben, sind sie hier an genau der richtigen Adresse.
jup! hat Janine Rittel bei der Einweihung der erweiterten Parkour-Anlage an der Schottenburg getroffen und sie gefragt, was Beteiligung eigentlich genau heißt und warum sie so wichtig ist.
jup!: Beteiligung ist ja ein ziemlich trockener Begriff. Was genau bedeutet er und gibt es ein Recht auf Beteiligung?
Janine Rittel: Erstmal – Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung! Viele denken immer, dass es eine Gunst ist, oft denken das auch sehr gerne Erwachsene und wissen gar nicht, dass es Kinderrechte gibt und dass Beteiligung in vielen Gesetzen verankert ist. Zum Beispiel auch im Baugesetzbuch, im Spielplatzgesetz in Berlin und in vielen anderen Gesetzen. Wir setzen uns dafür ein, dass Kinder und Jugendliche genau informiert sind, dass es diese Rechte gibt, dass sie diese Rechte haben, informieren aber auch Erwachsene darüber. Beteiligung heißt also auch Information: ihr habt dieses Recht, mitzumachen und mitzubestimmen, weil ihr ein Teil der Gesellschaft seid! Und sich beteiligen heißt, Gedanken einbringen zu können aber auch mitzugestalten und dadurch etwas zu entwickeln und auf die Beine zu stellen.
jup!: Kommen oft Jugendliche auf euch zu und suchen eure Unterstützung für eigene Projekte oder müsst ihr die Initiative ergreifen als Erwachsene?
JR: Das ist unterschiedlich, aber es gibt durch die Bezirksjugendjury viele Projektgruppen im Bezirk und dadurch entsteht der Kontakt. Wir erfahren von den Projektideen und können dann sagen: Hey, da können wir euch unterstützen oder da gibt es Kohle für eure Ideen. Oft ist es aber so, dass uns Fachkräfte ansprechen, also die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulstationen. Da geht es zum Beispiel um die Parkouranlage oder die legale Graffitiwand und wir werden gefragt, ob wir bei der Umsetzung unterstützen, einen Workshop dazu organisieren oder Orte dafür finden können. Meistens kommen die Kinder und Jugendlichen zu uns.
jup!: Was empfiehlst du Jugendlichen, die ein eigenes Projekt starten oder ihre Ideen umsetzen wollen. Wer sind ihre ersten Ansprechpartner oder -partnerinnen?
JR: Das Kinder- und Jugendbüro ist Anlaufstelle, wir haben Kontakt zu Personen im Grünflächenamt, die sind zuständig für die Spielplätze, wir haben Kontakt zu Politikern und Politikerinnen und können die Themen weitergeben oder auch die Verbindung herstellen. Jugendliche können sich auch an die Personen in den Jugendfreizeiteinrichtungen wenden und wenn es etwas ist, was das Kinder-und Jugendbüro übernehmen kann oder begleiten kann, dann sagen sie uns Bescheid.
jup!: Wieviel kann man in Berlin als junger Mensch mitmischen und wieviel ist auch Schein?
JR: Ich glaube in den Stadtteilen selber kann man ganz gut mitmischen, es kommt immer auf das Projekt an. Ich finde, dass Kinder und Jugendliche in vielen Bereichen gar nicht beteiligt werden, in manchen werden sie sehr viel beteiligt. Zum Beispiel an Bauverfahren, wenn es darum geht wie Straßen und Wege gebaut werden sollen oder bei der Frage, wo eine Jugendfreizeitrichtung entstehen soll, wie sie aussehen kann, da sieht es eher schlecht aus mit Beteiligungsverfahren. Zum Beispiel haben Jugendliche sich bei uns gewünscht, am Tempelhofer Feld mitzuwirken und dort auch etwas zu entwickeln, unter anderem einen Ort zu finden für eine große legale Graffitiwand. Und da sind die Strukturen oft nicht klar. Jugendliche aus Steglitz-Zehlendorf, die auch diesen Ort aufsuchen, wissen dann oft nicht wer zuständig ist. Zuständigkeiten sind häufig ein Problem.
jup!: Trotz mancher Hürde: Warum soll ich mich einmischen, mitmischen als junger Mensch?
JR: Weil es Spaß macht, Dinge mitzugestalten, weil Kinder und Jugendliche ein Teil unserer Gesellschaft sind und weil sie zukünftig in dieser Gesellschaft leben. Es ist einfach auch ein gutes Gefühl und stärkt Kinder und Jugendliche unglaublich, sich für ihre eigenen Interessen einzusetzen und dann auch Ergebnisse zu sehen und die Dinge mitzugestalten.