Joko & Klaas: Die Notwendigkeit Tabus zu brechen!

am 25.05.2020

Vorab möchte ich eine Trigger Warnung aussprechen, da ich weiß wie es ist ins kalte Wasser geschuppst zu werden. In diesem Beitrag wird es um sexuelle Belästigung, um sexualisierte Gewalt und um Sexismus gehen. Sollten diese Themen sehr viel in dir auf wühlen, dann lies den Artikel nicht alleine oder mache Pausen, damit dir der Beitrag nicht zu schwer im Magen liegt. Nichts desto trotz müssen wir uns solchen Dingen gemeinschaftlich stellen, darüber reden, denn nur so können wir diese untragbaren Dinge stoppen und verhindern.

Einstieg

Eigentlich wollte ich diesen Artikel nur dem Video von Joko und Klaas widmen, jedoch konnten sie in diesen 15 Minuten natürlich nicht alles benennen, was in Hinsicht auf Gleichberechtigung, in dieser Gesellschaft im Argen liegt. Ich werde das sicherlich auch nicht schaffen, dennoch möchte ich hier über die Gruppen die genauso betroffen sind sprechen, die einfach nicht einbezogen wurden. Was ist mit der LGBTQIA Community, mit Frauen die nicht weiß, oder cis sind? Was ist mit nonbinary Personen? Wenn es um Sexismus geht ist die Gegenbewegung der Feminismus. Bei dem es übrigens nicht darum geht alle männlich gelesenen Personen zu unterdrücken und ein Matriarchat zu gründen (also das Gegenteil des Patriachats, das männlich dominiert ist). Sondern geht es darum jeden Menschen egal wie diese/r sich identifizieren gleich zu behandeln, dabei spielt Herkunft, Klasse, Geschlecht, Sexualität etc. keine Rolle.  Dass sich der frühere Feminismus nur um weiße cis Frauen drehte, will ich nicht bestreiten, dass das aber einfach nur diskriminierend und unpassend war, auch nicht. Heute reden wir deshalb vom interseketionellen Feminismus - der niemanden diskriminiert. Die Zusammenarbeit mit terre des femmes war insofern ein Eigentor, da sie muslimische Frauen diskriminieren und ihnen keine Hilfeanbieten was für eine Hilfsorganisation für Frauen ziemlich blöd ist. Also auch dort wurde nicht gut recherchiert und wieder eine Gruppe übersehen.

Gleichberichtigung = Luxusproblem

Hätte ich für jede/n Menschen, der mir gesagt hat, ach so schlimm ist es ja hier gar nicht, hab dich nicht so, das sind Luxus Probleme, diese Geschlechterdebatte geht mir auf den Keks, einen Euro zur Seite gelegt, könnte ich mir jetzt wahrscheinlich eine Villa am Wannsee leisten.

Denn auch wenn es sich sicherlich für viele so anfühlt, geht es nicht darum alle zu ärgern, weil sie jetzt ein Sternchen und inn/en hinzufügen sollen, sondern darum JEDE/N zu sehen und mit einzubeziehen. Denn nur, weil man sich nicht der LGBTQIA Community zugehörig fühlt oder eine Frau egal welcher Herkunft ist, verschwinden diese Menschen nicht einfach. Sie sind da und sie nicht mit in unsere Sprache zu integrieren ist einfach nur diskriminierend. Wer jetzt denkt, okay das könnte nur von weißen männlich gelesenen Personen kommen liegt leider falsch. Es gibt in dieser Debatte nicht die eine böse Gruppe, die daran schuld ist, dass alles so scheiße läuft. Es ist viel mehr die ganze Gesellschaft, die ihre Ansichten ändern muss, die Art wie wir mit anderen umgehen, wie wir auf Dinge schauen. Es sollte darum gehen das System zu ändern in dem VIELE unglücklich sind.

Das Video des Jahres – oder eher einer Sekunde

Das Video von Joko und Klaas ist insofern gut, dass in den Mainstream Medien über ein Thema gesprochen wird, welches oft belächelt oder bei dem den Betroffenen erst gar nicht zu gehört wird. Es ist gut, dass eine breite Masse über dieses Thema informiert wurde und dass es auch ein wenig schockierte mit den Dick Pics zum Beispiel. Dennoch vergessen wir wie schnell Menschen vergessen, wenn sie nicht selbst Betroffene sind, dann hat das Thema nach 2 Tagen keinen Platz mehr in ihren Köpfen. Deshalb wäre es wichtig, dafür ein Bewusstsein zu schaffen, das nicht von 2 weißen cis Männern, inszeniert wird, sondern von der ganzen Gesellschaft.

Ich finde es lustig und traurig zu gleich, dass zwei Männer, die auf das Thema aufmerksam machen, in den Himmel gelobt werden und wenn sich Betroffene zu Wort melden heißt es gleich, geht weg mit eurem scheiß Feminismus, zurück an den Herd. (So unter anderem, auch ein Kommentar unter dem Video *ironisches Grinsen*)

Jetzt fragt ihr euch sicherlich, haben Joko und Klaas gar kein Hate dafür bekommen? Doch haben sie, denn bei so einem Thema wird es immer Leute geben, die es lieber wie im Mittelalter hätten und schreiben, dass Frauen an den Herd müssten und eine männlich gelesene Person oralbefriedigen sollten. Dennoch hält sich der Hate so in Maßen, da es sich bei den Organisatoren um zwei angesehene Männer handelt. Hätte eine Frauenbewegung so etwas inszeniert, wäre es in Spott und Häme geendet, so wie bei vielen anderen vor ihnen. Noch schlimmer als Hate zu bekommen ist es erst gar nicht wahrgenommen zu werden.

Menschen die sexuelle Belästigung und/oder sexuelle Gewalt erfahren haben, hilft es meist über ihre Erlebnisse zu sprechen, doch oft stellen wir als Gesellschaft keinen Raum dafür zur Verfügung, sondern sprechen ihnen ihr erlebtes sogar ab. Natürlich hat sich das auch verändert und es gibt viele Anlaufstellen, Stammtische, Gruppen etc. in denen man darüber reden kann, aber wie sollen andere Menschen wissen wie sie mit belästigten und/oder traumatisierten Menschen umgehen sollen, wenn wir nie darüber in der Gesellschaft reden und das alles ja gar nicht sehen wollen, weil es uns ja eigentlich gar nicht betrifft.  

Ein Lösungvorschlag

Um zu verhindern, dass es Betroffenen solcher Taten gibt ist es wichtig Lösungen zu finden, die wir schnell und sicher umsetzen können. Dabei ist es schwer, DIE eine richtige Lösung zu finden. Dennoch fand ich den Ansatz von Minuth Sanyal, in ihrem Buch, „Vergewaltigung“ sehr gut, in dem sie sagte, dass wir schon den kleinsten, unseren Kindern, Konsens und Empathie, dabei unabhängig vom Geschlecht, beibringen sollten um ein Verständnis für sich und andere zu schaffen. 

Sexuelle Aufklärung spielt auch eine große Rolle, denn man sollte im Bio Unterricht nicht nur lernen, wie die Genitalteile beim Mann und bei Frau heißen, sondern auch was für Sexualitäten es gibt und das man nichts machen soll was man nicht will, so klärt man auf und gibt Jugendlichen ein Bewusstsein für Individualität und ihre eigenen Bedürfnisse.

Zum Schluss

Wichtig ist es darüber zu reden und zwar nicht 2 Sekunden, sondern so lange bis sich mehr und mehr verbessert. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, auch nicht in einer Woche, einem Jahr oder einem Jahrzehnt. Um ein gutes, wertvolles Ergebnis zu bekommen wird es Jahrzehnte dauern, aber das wird es wert sein. Das sind wir den Frauenbewegungen vor uns schuldig und das sind wir den Generationen nach uns schuldig.

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