#jufo 2021: Ausschuss Rassismus & Diskriminierung - Teil 1

am 29.06.2021

Zu den Themen Rassismus und Diskriminierung gab es am 11. Juni einen Ausschuss beim diesjährigen Berliner Jugendforum 2021 – der von Mädea, dem interkulturellen Zentrum für Mädchen* und junge Frauen* – angeleitet wurde. Ich war bei der Vorbereitung des Ausschuss sowie bei der Hauptveranstaltung des #jufo2021 dabei und agiere außerdem in der Redaktionsgruppe für jup! Berlin, die über das Berliner Jugendforum 2021 berichtet.

 

"I CAN`T BREATHE!"

Das waren die letzten qualvollen Worte des Schwarzen* US-Amerikaners George Floyd. Die Bilder und Videos seines qualvollen Tod durch Polizeigewalt am 25. Mai 2020 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota schockierten Menschen auf der ganzen Welt und mündeten schließlich in den weltweiten #Blacklivesmatter Protestbewegungen. Klar ist jedoch, dass George Floyd nicht der erste Schwarze Mensch war, der aufgrund von Rassismus sein Leben verlieren musste. Klar ist auch, dass der Kampf gegen die vielfältigen Formen von Rassismus und Diskriminierung ebenfalls nicht mit den weltweiten #Blacklivesmatter Bewegeungen begonnen haben. Sondern nun schon Jahrzehnte, in den US sogar Jahrhunderte andauern. Weltweit gingen und gehen bis heute Menschen auf die Straße, um ein Ende von Rassismus und Diskriminierung zu fordern. Auch hier in Deutschland. Doch wie sieht der Kampf gegen Rassismus in Deutschland eigentlich aus? Wie tief ist Rassismus in unserem Land verwurzelt und welche Ungerechtigkeiten treten dadurch tagtäglich hervor?

Ich habe und werde in meinem Leben keinen Rassismus erfahren – denn ich bin weiß*.

Das ist mein Privileg - in dieser Hinsicht bin ich nicht angreifbar. Jedoch ist es meine Pflicht, dieses Privileg zu nutzen und denjenigen zu zuhören, die tagtäglich Rassismus erfahren müssen. Erfahrungen in Bezug auf persönliche Angriffe zu teilen, scheint oft leichter als gedacht. Doch vergessen werden darf dabei nie, dass durch das Teilen dieser Erfahrungen neue Angriffe folgen können oder die Erfahrung von Gaslighting* gemacht werden muss. Umso mehr freute es mich, dass die jungen Frauen* in der Vorbereitung zum Ausschuss „Rassismus und Diskriminierung“ im Rahmen des diesjährigen #jufo2021 ihre Erfahrungen mutig und offen mit mir teilten. Denn es passiert immer noch viel zu oft, dass weiße Menschen in Alltagssituationen nicht genau hinsehen - um zu erkennen, wie häufig Personen überall weiterhin die Menschlichkeit abgesprochen wird.

Wie kann man so einen wichtigen Ort wie Schule verändern? Sicherer machen für alle, die ihn besuchen?

Im Ausschuss Rassismus und Diskriminierung befassten wir uns u.a. auch mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung in Schule. Rassistische Lehrkräfte, Direktor*innen, die nicht eingreifen. Mitschüler*innen die Nazilieder sangen - die Liste endete nicht.

Auch über das Neutralitätsgesetz wurde gesprochen. Wie kann es sein, dass in Deutschland Frauen* mit Hijab für den Beruf als Reinigungskraft akzeptiert werden, jedoch nicht als Lehrerinnen*? Die Hijab ist mehr als ein religiöses Zeichen. Es ist ein wichtiger und zentraler Teil der Identität von Frauen*, die Hijab tragen. Frauen*, die Hijab tragen, erwarten dies nicht von anderen Frauen*. Sie fordern einfach nur ihr Recht ein, ihre Religion ausleben zu dürfen und dafür nicht diskriminiert zu werden. Das dies einige Menschen in Deutschland anders sehen, zeigen die Wahlergebnisse der CDU, AfD und der neuen Partei der Queerdenker „Die Basis“.  Um dem entgegenzusetzen und Veränderung voranzutreiben, haben wir im Ausschuss Rassismus und Diskriminierung gemeinsam klare Forderungen an die Politik entwickelt:

Hier die, wie ich finde sehr gelungenen, Forderungen:

Gerade weil Rassismus so vielfältig ist, habe ich es nicht für möglich gehalten, weitere andere Diskriminierungsformen mit in die Forderungsliste aufzunehmen. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass es uns am Ende doch gelungen ist.

 

 

 

 

*Schwarz ist die korrekte Bezeichnung für Menschen, die afrikanische oder afrodiasporale Bezüge haben. Afrodiasporal bedeutet, dass Menschen in ihrer Geschichte verwandtschaftliche Bezüge zum afrikanischen Kontinent haben (vgl. I-PÄD Glossar). Mit der Großschreibung „Schwarz“ soll jedoch zudem der politische Charakter dieser Kategorie hervorgehoben werden, der von Schwarzen Bewegungen im Rahmen verschiedener Widerstandkämpfe in diese Kategorie eingeschrieben wurde (vgl.: Scheibelhofer 2011: 152).

*Die Kursivschreibung von weiß soll darauf verweisen, dass Weißsein nicht als biologische Kategorie, sondern als eine weiße Menschen privilegierende soziale Konstruktion zu verstehen ist, die sich über die Ausgrenzung zu nicht-weißen anderen konstruiert" (Schmoliner 2018: 243).

*Gaslighting ist ein Begriff aus der Psychologie und bezeichnet eine Form von psychischer Gewalt und Missbrauch, mit der von Diskriminierung betroffene Personen verunsichert, manipuliert und gezielt desorientiert werden, um ihr Realitätsbewusstsein anzugreifen.