QueerFalt

am 25.06.2018

Man steckt Menschen in die Schubladen Mann und Frau. Unbewusst, ungewollt, automatisch. Dass es ‚Frauen‘ gibt, die sich wie Männer fühlen, und umgekehrt ‚Männer‘, die sich als Frauen fühlen (Transsexualität), ist den meisten Menschen mittlerweile bekannt. Wenn es darum geht, dass es Menschen mit sowohl männlichen als auch weiblichen Körpermerkmalen gibt (Intersexualität), wird es schon schwierig, und wenn einige wenige sich weder als Mann noch als Frau fühlen (non-binär), dann ist das für viele schon fast unvorstellbar. Doch auch wenn man über diese verschiedenen Geschlechtsidentitäten informiert ist, überlegt man nicht lang, wer welchem Geschlecht angehört. Das scheint im ersten Moment auch ganz einfach mit Männlein und Weiblein zu funktionieren. Betroffene wissen dadurch oft nicht, wie sie sich zu verhalten haben.

Soll ein Intersexueller, beispielsweise jemand mit Brüsten, aber mit Bart, auf das Damen-WC oder die Herrentoilette? In welche Umkleide geht ein Transsexueller? Mit diesen Problematiken und Fragen beschäftigte sich die Diskussionsrunde QueerFalt auf dem juFO18. Queerheit beschreibt dabei das Abweichen von den Heteronormativen und dem einfachen binären Geschlechtersystem. Erste Lösungsansätze wurden diskutiert und abgewogen. So sollen Unisex-Toiletten beispielsweise an Schulen in Zukunft ein unfreiwilliges Outing verhindern. Mit den Umkleiden gestaltet es sich bisher schwieriger - auf lange Sicht will man aber auch dafür ein langfristige Lösung finden. Aber schon bei viel einfacheren Dingen muss sich etwas tun. So wurde an der Anmeldung des juFO selbst das Geschlecht erfragt, was in der Diskussionsrunde durchaus kritisiert wurde, da das nach aktuellen EU-Gesetzen schon gar nicht mehr ohne Weiteres erlaubt ist. Weitere Kritikpunkte in der Diskussion blieben mangelnde Aufklärung an Schulen und sozialen Ausbildungsplätzen, sowie nicht-ausreichende Informationen über Beratungsstellen für Queere an Schulen. Wie schlecht Schüler*innen teilweise aufgeklärt werden, zeigte sich bereits an einer Publikumsfrage, die sich an die Homosexuellen der Runde richtete: „Wie lange seid ihr schon homosexuell?“ An dieser Stelle sei erwähnt, dass man nicht plötzlich im Leben schwul oder lesbisch wird, genauso wenig wie man sich dazu entscheidet, transsexuell zu werden. Entweder man ist oder man ist es nicht, so wie der Großteil der Menschen eben heterosexuell ist. Diese Frage stammte aus einer Schulklasse, die der Diskussion beiwohnte und bis dato gar nicht wusste, dass es an ihrer Schule sogar Pädagogen gibt, die sich genau auf diese Thematik spezialisiert haben. Es wird angestrebt, spezialisierte Pädagog*innen oder Beratungsstellen für Queere oder zumindest regelmäßige Workshops an alle Schulen zu bringen, damit gerade Schüler*innen in der Pubertät und Selbstfindungsphase Unterstützung finden. Zum Schluss der Runde wurden gemeinsame Forderungen aufgestellt, um die Rigidität der Gesellschaft bezüglich der Geschlechter und auch sexueller Orientierung zu verändern. Aus der Diskussion sind auf jeden Fall einige Anregungen sowie neue Blickwinkel auf die Themen Geschlechtsidentität und Sexualität mitzunehmen. Auf der Seite youngandqueer.de werden Treffs für Jugendliche, die queer sind oder sich noch nicht einordnen können, angeboten.

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Berliner jugendFORUM 2018

Am 25. Juni ist Berlins größtes unabhängiges Jugendpolitikevent auf dem Pfefferberg-Areal zu Gast. Performances, Aktionsstände, vor allem aber: Diskussionen! In neun Runden könnt ihr mit Politiker*innen aus dem Bundestag, dem Abgeordnetenhaus und den Bezirken eure Meinungen und Ideen rüberbringen: Hier könnt ihr damit anfangen, Berlin nach euren Ideen zu gestalten. In diesem Jahr wird unter anderem über die Zukunft der Schule (#1LitSchule), Nachhaltigkeit (#MakeEarthGreatAgain), Diskriminierung (#NoHateSpeech) und Digitalisierung (#Neuland) diskutiert. Auch die jup!