VON KAJA
Aktuell: Green Book - Eine besondere Freundschaft (US 2018, R: Peter Farrelly, FSK 6)
Seit vor einigen Jahren die Bewegung „Black Lives Matter“ internationale Bekanntheit durch Demonstrationen erlangte, hat man das Gefühl, dass sich auch Hollywood mit dem Thema beschäftigt und versucht seine Konventionen zu ändern. So kamen in den vergangenen Jahren nicht wenig Filme in die Kinos, in denen das Leben von Afroamerikanern im Fokus stand. Beispiele hierfür sind HIDDEN FIGURES, FENCES, BLACK PANTHER, MOONLIGHT, 12 YEARS A SLAVE, IF BEATLE STREET COULD TALK, GET OUT und noch viele viele andere. Zu diesen Filmen gesellt sich nun auch der neue Film des DUMM UND DÜMMER – Regisseurs Peter Farrelly.
GREEN BOOK erzählt, wie der Titel bereits andeutet, von der besonderen Freundschaft zwischen dem begnadeten schwarzen Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) und seinem Fahrer, dem Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen). Dr. Don Shirley will auf eine Tournee gehen, die ihn aus dem verhältnismäßig aufgeklärten und toleranten New York in die amerikanischen Südstaaten führt. Da er einen Chaffeur benötigt, engagiert er schließlich Tony Vallelonga, genannt Tony Lip, der bisher als Türsteher arbeitete und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Der Titel ist dem sogenannten Negro Motorist Green Book nachempfunden, welches die Unterkünfte und Restaurants auflistet, in denen auch schwarze Gäste willkommen sind.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich mit fortlaufender Tournee eine Freundschaft zwischen den zwei komplett verschiedenen Charakteren. Im Laufe des Films nähern sie sich freundschaftlich immer weiter an und machen ihren Gegenüber sogar ein Stück besser.
In GREEN BOOK sind die Rollen gewissermaßen vertauscht, als was man sonst in Filmen über das Leben der Afroamerikaner in den 60er Jahren erfährt. Damit meine ich, dass in den meisten Filmen das Klischee eines reichen, gebildeten weißen Mann bedient wird, der einen scharzen Diener hat. Die Problematik entfaltet sich in GREEN BOOK jedoch in etwas anderer Weise und hierbei würde ich gerne ein Zitat aus dem Trailer verwenden, dass mich im Film überraschte, weil ich es zunächst anders gedeutet hatte.
Im Trailer gibt es eine Szene, in der Dr. Don Shirley im Regen steht und zu Tony folgendes sagt: „So if I'm not black enough and if I'm not white enough, than tell me Tony, what am I?“ (im Deutschen: „Wenn ich nicht schwarz genug bin und nicht weiß genug, dann sag mir doch Tony, was bin ich?“). Als ich diesen Satz das erste Mal im Trailer hörte, fand ich ihn zunächst etwas seltsam, doch im Film schließlich hat er mich wirklich hart getroffen und emotional gemacht. Die Dinge, die man bereits gesehen hat, spielen da natürlich auch mit rein, jedoch ergibt dieser Satz plötzlich sehr viel Sinn, weil Dr. Don Shirley nirgendwo wirklich hinpasst (wenn ihr den Film seht, wird mein seltsames Gerede für euch Sinn ergeben, ich will nur nicht zu allzuviel vorwegnehmen.).
Das Schönste an diesem Film ist wohl, dass er auf einer wahren Geschichte, also einer wahren Freundschaft beruht, was mich am Ende, als Bilder der realen Personen gezeigt und erzählt wurde, wie die Freundschaft noch bis zum Tod erhalten blieb, dann doch zum Weinen gebracht hat. Weinen vor Freude natürlich, also sozusagen positives Heulen.
Wie bereits erwähnt, werden die zwei Protagonisten von Viggo Mortensen und Mahershala Ali verkörpert. Mahershala Ali ist beispielsweise aus die DIE TRIBUTE VON PANEM, HOUSE OF CARDS oder MOONLIGHT bekannt. Für letzteren erhielt er 2017 den Oscar als Bester Nebendarsteller und auch 2019 ist er als Bester Nebendarsteller nominiert. Zudem erhielt er dieses Jahr bereits einen Golden Globe als Bester Nebendarsteller für GREEN BOOK und die Auszeichnung ist meiner Meinung nach verdient, weil er die Rolle des schwarzen Musikers großartig spielt. Ich würde Mahershala Ali zwar eher als zweiten Protagonisten bezeichnen und nicht als Nebendarsteller, aber das ist im Endeffekt wohl eine Interpretationssache.
Viggo Mortensen ist seinerseits auch kein Unbekannter. So verkörperte er beispielsweise Aragorn in der HERR DER RINGE – Trilogie oder spielte in Filmen wie CAPTAIN FANTASTIC oder PSYCHO aus 1998 mit. Auch er hat eine Oscar Nominierung für GREEN BOOK erhalten, jedoch in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“. Ich muss allerdings anmerken, dass Viggo Mortensen wirklich alt geworden ist und man ihm das durchaus ansieht. Klar, ein wenig hat es auch mit dem Charakter zu tun, den er verkörpern solle, aber die Zeit bleibt für niemanden von uns stehen und seit dem ersten HERR DER RINGE Teil sind schließlich auch 18 Jahre vergangen. Sein schauspielerisches Talent hat er allerdings nicht eingebüßt, sodass er seine Figuren immer noch sehr überzeugend verkörpert.
GREEN BOOK ist wirklich emotional, mitreißend und sehr gut gemacht. Er überzeugt mit gutem Schauspiel, guter Musik und einer tollen Geschichte. Insgesamt wurde der Film bereits mit drei Golden Globes ausgezeichnet und ist mit fünf Oscar Nominierungen bei den 91. Academy Awards vertreten, die meiner Meinung nach auch mehr als gerechtfertigt sind.
GREEN BOOK, der ab dem 31. Januar 2019 in den deutschen Kinos läuft, kann ich euch nur wärmsten ans Herz legen