jup!od #23

von
am 05.05.2017

28.04.2017

Die Art und Weise mit Gefühlen umzugehen, ist bei jedem anders. Manche verdrängen sie durch Arbeit, andere reden offen und ehrlich darüber oder verarbeiten sie in Songs. Diese Woche haben wir zwei Künstler, für die Gefühl offensichtlich im Vordergrund steht.

Die erwachsen gewordene Balladenqueen

Lea Michele erlangte ihren weltweiten Durchbruch mit der Verkörperung der quirligen, aber durchaus sehr talentierten Rachel Berry in der US-Serie „Glee“. Schon damals, wie in ihrem Debüt-Album „Louder“, wurden die Zuhörer mit leisen aber auch kraftvollen Tönen begeistert, die sie in eine Traumwelt gelangen lassen. Für mich eine Sängerin, die jeder auf dem Schirm haben sollte. Mit ihrem zweiten Album „Places“ wird ihre Stärke der Balladen nun erneut unter Beweis gestellt.

Die Single „Getaway Car“, welche schon vorab veröffentlich wurde, handelt von einer Bekanntschaft, die sie überfordert und unwohl fühlen lässt. Hier dominieren eher leisere Töne. Aber das Piano zu Beginn findet man in so gut wie jedem Song des Albums. Eigentlich schade, wo man durch die Glee-Zeit weiß, dass sie auch viel mehr kann, sich aber immer wieder auf das Langsame bezieht. „Heavenly“ und „Anything’s possible“ ist dabei schon viel kraftvoller und auch die Highnotes meistert sie, wie nicht anders erwartet, mit Bravour. Im letzten Song singt sie darüber, dass man nicht aufgeben sollte. Eine Message, die neben den anderen Themen auf dem Album auf jeden Fall auffällt und damit auch eine Abwechslung darstellt, die notwendig war, um das Ganze nicht zu eintönig klingen zu lassen. Wobei zu sagen ist, dass dies schon der Fall ist. Zu empfehlen ist die Platte also für Lea-Michele-Fans oder absolut Balladen-Liebhaber.

Neues der deutschen Soulband

Das Dreiergespann „Glashaus“ aus Songwriter und Produzent Moses Pelham, Komponist Martin Haas, und Sängerin Cassandra Steen bringt fast regelmäßig ein neues Album raus. Nun melden sie sich mit „Kraft“ zurück und stellen mit dem Albumtitel einen Oberbegriff für alle 14 Songs auf.

Ähnlich wie bei „Places“ der eben dargestellten Lea Michele, lässt sich auch bei Glashaus eine deutliche musikalische Ähnlichkeit aller Titel erkennen. Leichte elektronische Elemente vermischen sich mit der weichen Stimme Steens, die vor allem zu Beginn oft das Summen als Verschönerung nutzt. Anders ist jedoch, dass sie sich inhaltlich und in der Verarbeitung unterscheiden. Kraft wird nicht nur in Verbindung mit ‚Liebe überkommen‘ gebracht, auch werden gesellschaftliche und politische Themen angesprochen, was ich persönlich aufgrund der Aktualität sehr angemessen finde.

„Bitte Gebt Mir Mein Leben Zurück“ macht von der Wortwahl her eine verzweifelten und depressiven Eindruck. Fragen wie „Wo finde ich Trost?“, „Wann nimmt das ein Ende?“ und „Warum gerade ich?“, die dort oft paraphrasiert auftreten, zusammen mit dem neutralen Instrumental thematisieren einen Kummer. Auffällig ist, dass dabei eine ‚Sie‘ angesprochen wird, was aufgrund des Geschlechtes positiv auffällt; dass kein ‚Er‘ angesprochen wird, wenn es eine weibliche Sängerin ist. Das Lied ist absolut realistisch, wenn man den Gedankengang beachtet. Die Stimmung überträgt sich jedoch auf den Zuhörer.