Aller Anfang ist schwer

am 28.02.2016

Der englische Newcomer Neil Thomas veröffentlichte seine Debüt-EP und trat in Berlin auf. Wir haben uns mit ihm getroffen und waren auch auf seinem Konzert.

Neil Thomas ist ein interessanter Musiker. Er spielt viele Instrumente und sein Songwriting ist emotional und mitreißend. Am letzten Dienstagabend stand er im Privatclub, der einer der kleineren Locations der Hauptstadt ist, auf der Bühne. Das Konzert fand zahlenmäßig eher in einem familiären Kreis statt. Neil Thomas war beim Auftritt sichtlich nervös, aber trotzdem konnte seine musikalische Klasse hervorblitzen. Unterstützung erhielt er von Ben Jones, der auch als begnadeter Multiinstrumentalist gilt. Neben den vier von der EP bekannten Songs gewährte er Einblick in noch unveröffentlichte Lieder. Seinen bisher größten Hit ,,Home" spielte er zum Schluss. Neil Thomas steht noch am Beginn seiner Karriere und da gehören solche Auftritte zum Geschäft. Selbst wenn man wie er schon einen Plattenvertrag beim großen Label Warner Music hat. Aller Anfang ist schwer. Am Nachmittag hatten wir schon die Möglichkeit mit dem sympathischen Briten zu sprechen. (Das ganze Interview findet ihr weiter unten.) Im Gespräch offenbarte er uns, dass er seine EP komplett allein produzierte, weil er einfach nicht die Mittel hatte, um das mit anderen Leuten zu machen und er es am einfachsten findet, es einfach zu machen, wenn man eine Idee hat. Auch der Frage, ob er ein Perfektionist sei, musste er sich stellen.

Von uns gibt es eine klare Hörempfehlung für die EP! Die vier Lieder sind musikalisch wie auch textlich sehr hörenswert. In nur vier Liedern zeigt Neil Thomas eine große Bandbreite.

Wenn es nach Neil Thomas geht, soll dieses Jahr noch eine EP oder sogar ein Album von ihm erscheinen. Wir sind gespannt und behalten ihn weiter für euch im Auge.

Interview mit Neil Thomas:

jup!: Du wohnst im Londoner Stadtteil Ladbroke Grove. Dort treffen viele Kulturen auf einander. Inwieweit beeinflussen diese verschiedenen Kulturen dich und deine Musik?

Am meisten beeinflusst wirst du als Kind. Der größte kulturelle Einfluss in der Region, in der ich lebe, ist der Nottingham Karneval, der zweitgrößte Karneval der Welt. (Anm. d. Red.: der größte ist in Rio.). Aber ich habe noch kein Tanzvideo aufgenommen. Ich werde eher von Musik, die ich höre, zum Beispiel aus Amerika beeinflusst.

Deine erste Single und deine erste EP tragen den Titel ,,Home". Was verbindest du mit dem Begriff ,,Zuhause" und wie wichtig ist dir dein Zuhause?

In dem speziellen Song geht es darum, wo der Mittelpunkt deiner Welt ist und nicht "wo du deine Hut aufhängst" (Anm. D. Red.: englisches Sprichwort: Home is where you are laying your hat). Das muss nicht das Haus oder der Ort sein, indem du lebst. Wenn dein Zuhause in einem Herz einer Person ist und diese bei dir ist, musst du nirgendwo anders sein.

Wenn ich an Zuhause denke, denke ich an meine Eltern. Ich lebe in einer Wohnung, aber sie haben ein großes Haus mit einem Kamin. Wenn ich sie sehe, speziell an Weihnachten, gibt mir das das Gefühl von "Zuhause-sein".

Du spielst viele Instrumente.

Ich spiele Gitarre. Und ich spiele Bass. Denn jeder der Gitarre spielt, spielt auch Bass (lacht.). Ich sehe mich als einen guten Schlagzeuger. Aber ich hatte seit vier Jahren keinen Platz mehr für ein Schlagzeug. Ich bin also ein wenig aus der Übung. Aber wenn ich dann Songs aufnehme, brauche ich ein paar Stunden, um mich einzuspielen, und dann funktioniert es wieder ganz gut. Dann wäre da noch der Gesang und als letztes der Computer.

Ich habe gelesen, dass du deine EP selbst geschrieben, eingespielt und produziert hast. Warum hast du das alles alleine gemacht?

Es war mehr eine Notwendigkeit. Ich hatte nicht die Mittel, als ich mit dem Projekt angefangen habe. Außerdem wenn du eine Idee hast, ist es viel einfacher, es einfach zu machen. Das nächste Mal möchte ich mit anderen Leuten aufnehmen. Wenn du mit einer Live-Band aufnimmst, kannst du gleich hören, ob es funktioniert oder nicht. Wenn du es aber alles einzeln aufnimmst, kann es passieren, dass es in einer anderen Tonart oder in einem anderen Tempo besser gewesen wäre.

Würdest du dich als Perfektionisten bezeichnen?

Die Frage impliziert, dass ich denken könnte, dass ich es perfekt hinbekommen kann. Aber das geht nicht. Ich denke aber, dass ich besessen bin.

Wie kann man deine Musik kurz beschreiben?

Ich würde sagen, es ist wirklich WIRKLICH brillant (lacht.). Ich versuche gefühlvoll zu sein und ich versuche, dass meine Musik nicht zu modern klingt. Es soll sich nicht anhören, als sein es auf dem Computer aufgenommen worden.

Was können wir von Dir in nächster Zeit erwarten?

Ich möchte eine neue CD machen. Eine EP, ein Album oder was anderes. Ich möchte viele Konzerte spielen und wirklich gut werden. Ich möchte zu dem Punkt kommen, wo ich nicht mehr so viel nachdenken muss, sondern es einfach genießen kann auf der Bühne zu stehen. Und ich mag es, zum Publikum zu sprechen und zu sehen, ob ich sie zum Lachen bringen kann.

Dankeschön, Neil Thomas!