"Es geht um viele Momente"

am 24.10.2016

Norma Jean Martine verließ ihr Heimat, um ihre Musikkarierre voranzubringen. Mit Erfolg! Im Januar erscheint ihr erstes Album. Daran schrieb sie vier Jahre und dabei durchlebte sie Höhen und Tiefen. Wir hatten sie im Interview.

jup!: Zuerst einmal, wie geht's dir im Moment?

Norma Jean Martine: Mir geht's wirklich gut. Ich habe gerade ein spätes Frühstück mit meinem Vater. Er ist gerade aus New York zu Besuch.

In deiner Kindheit und Jugend warst du sehr oft alleine Zuhause. Hat dir das geholfen, dein Talent zu finden?

Ich glaube, dass aus Isolation und dem Einsamsein auf jeden Fall Kreativität entstehen kann. Mir ging viel durch den Kopf als ich ein Teenie war. Ich bin ein Einzelkind und meine Eltern arbeiteten viel. Wir lebten am Highway ohne Nachbarn. Nach der Schule war ich oft alleine Zuhause. Ich hatte nie richtig jemanden, an dem ich mich abreagieren konnte, so fing ich an, Songs zu schreiben.

Du bist gerade einmal 25 Jahre alt und reist durch die Welt, um Musik zu machen. Was ist das für ein Gefühl? Und was sagen deine Eltern dazu?

Es ist ziemlich verrückt, mit 25 Jahren schon sagen zu können, dass man eine Songwriter- und angehende Künstlerkarriere hat und außerdem seit fünf Jahren in einem fremden Land lebt. Manchmal habe ich aber schon Fernweh. Ich nehme an, das wird weniger mit der Zeit. Ich hasse es, Familienurlaube zu verpassen und nicht zu sehen, wie meine Nichten und Neffen aufwachsen. Ich bin einmal über den Ozean und verpasse Dinge, die sie durchleben. Meine Eltern sind wirklich stolz auf mich. Und um ehrlich zu sein, das bin ich auch! Ich habe hart gearbeitet, um da zu sein, wo ich jetzt bin. Ich bin aber nicht nur stolz, sondern auch sehr dankbar für all die Möglichkeiten, die mir gegeben wurden. Dankbarkeit ist wirklich wichtig und ich versuche, sie nicht zu verlieren.

Hauptsächlich lebst du in London. Warum hast du dich entschieden, aus Amerika nach London zu ziehen?

Als ich 18 war zog ich zuerst von New York nach Nashville. Ich studierte Deutsch und Spanisch, aber nebenher nahm ich auch Kurse in Songwriting und Musikbusiness. Zusätzlich ging ich zu Events zum Networken und setzte so einen Fuß in die Tür in der Musikindustrie. Während einer Unterrichtsstunde mit Drew Ramsey (India Irie/Marc Broussard etc.) spielte ich einen Song vor, den ich geschrieben hatte. Drew schlug vor, dass ich mir mal überlegen sollte, ob ich nicht nach London ziehen wolle. Ein paar Wochen später saß ich im Café und las in einem Songwriter Magazin einen Artikel über Lauren Pritchard. Sie sei nach London gezogen, um mit Eg White ihr Debütalbum zu schreiben. Ich trank meinen Chai Latté aus und ging sofort zum Studienbüro. Dort schrieb ich mich für ein Auslandsprogramm in London ein und drei Monate später zog ich dann um. So treffe ich immer meine Entscheidungen!

Dein Album "Only In My Mind" wird in Deutschland im Januar veröffentlicht. Welche Geschichte steckt hinter dem Titelsong?

Only In My Mind ist einer der ersten Songs überhaupt, die ich nach meinem Umzug geschrieben habe. Ein Freund lieh mir das Buch „Wurthering Height“. Das ist eines der größten Werke der englischen Literatur. Mein Song handelt von dem Inhalt des Buches. Es geht darin um eine Art verbotene Liebe. Ich fand es passend, mein Album "Only In My Mind" zu nennen, weil mein Umzug nach London nicht nur eine Art Start der Erfüllung meines Albums gewesen ist, sondern weil ich denke, dass die universellsten Dinge die sind, die jeder nur für sich in seinem Kopf hat.

Deine Musik ist abwechslungsreich. Es gibt ruhige Songs, aber auch welche mit viel Energie. Was reizt dich am meisten an diesem Mix?

Ich mag, dass das Album für jeden etwas bereithält. Ich schrieb an ihm über vier Jahre. Mein Leben hat sich in der Zeit verändert. Ich verliebte mich, durchlebte Trennung, war wieder Single, vermisste mein Zuhause, ich wurde erwachsen. Ich verlor viel von meiner Unschuld, während ich das Album machte und die Songs schrieb. Es ist keine Abbildung eines Moments meines Lebens. Es geht um viele Momente und das macht es, wie ich finde, ziemlich spannend.

Hast du ein Vorbild?

Meine Vorbilder sind die, die sich völlig in der Musik verlieren und in ihr aufgehen. Ich versuche, dahin zu kommen und ich glaube, dass ich immer näher komme. Einige Leute, die mich inspiriert, sind: Janis Jopin, Amy Winehouse, Bekka Bramlett und Joe Cocker. Sie alle lassen ihre Seele scheinen.

Würdest du sagen, dass Musik für dich eine Art Therapie ist?

Auf jeden Fall! Es fing in der Pubertät an. Ich fing, an Jungs zu mögen. So musste ich Lieder über meine Gefühle schreiben. Ich musste es rauslassen. Ich glaube, es ist sehr wichtig, sich Zeit zu nehmen und in sich zu gehen, um sich selbst besser kennenzulernen. Wenn du ehrlich bist, wirst du erkennen, dass die Antwort immer direkt vor dir liegt.

Was ist dein Wunsch für das nächste Jahr?

Ich möchte einfach glücklich sein. Ich habe so lange an dem Album gearbeitet, dass es eine Erleichterung ist, dass es endlich erscheint. Ich kann nicht kontrollieren, wie es angenommen wird. Ich hoffe, dass es die Plattform bekommt, die es verdient hat. Das wäre ein wirklich schönes Gefühl.

Welche Verbindung hast du zu Deutschland?

Ich liebe Deutschland. Ich habe viele Freunde in Deutschland. Berlin ist außerdem meine Lieblingsstadt der Welt. Es ist die Sorte von Ort, an dem du die Straße entlang gehen kannst und dich jeden Tag fragst: „Habe ich wirklich das gesehen, was ich denke?" Es ist wirklich ein sehr inspirierender Ort und ich plane, in näherer Zukunft nach Berlin zu ziehen.

Wir haben dich auf dem Reeperbahnfestival gesehen. Du hast gesagt, dass du ein wenig Deutsch gelernt hast. Was findest du am schwersten an der Deutschen Sprache? Hast du ein Lieblingswort?

Deutsch ist einfach zu lernen bis du zu der Stelle kommst, an der es um Fälle geht. Altes Englisch hatte auch Fälle, aber wir haben die vor langer Zeit abgeschafft! Es ist unnatürlich für einen englisch Sprechenden, sich darüber Gedanken zu machen. Aber ich denke, dass du, umso länger du die Sprache nutzt, mehr und mehr Muster erkennst. Mein Lieblingswort ist ARSCHGEWEIH. Als mir das erste Mal jemand gesagt hat, was es wörtlich übersetzt heißt, habe ich mich vor Lachen kaum eingekriegt.

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