Was wollt ihr?

Pinke Hinweisschilder im Schulflur der Grundschule Neues Tor weisen bereits auf das besondere Ereignis hin: Wahltag! Genauer gesagt: Die Wahl des SchülerHaushalts 2016 . Kurz vor dem Start der Sommerferien war es so weit: Fast 400 Kinder der Grundschule waren aufgerufen, ihre Stimme für den SchülerHaushalt abzugeben. jup! war am 12. Juli bei der Wahl dabei und hat das junge Organisationsteam besucht.

Wählen gehen oder über Geld entscheiden dürfen nur die Großen – falsch gedacht! Das Projekt SchülerHaushalt macht es möglich, dass Schüler*innen in einem demokratischen Prozess über den Einsatz eines bestimmten Budgets entscheiden. Das Beteiligungsprojekt stammt ursprünglich aus Recife in Brasilien und wird seit 2014 durch die Servicestelle Jugendbeteiligung (SJB) auch in Deutschland umgesetzt. Nachdem die SJB das Projekt zunächst in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung betreute, setzt sie es seit 2014 unentgeltlich fort und arbeitet mit den teilnehmenden Schulen eng zusammen.

Die Grundschule Neues Tor nahm dieses Jahr zum ersten Mal am Projekt SchülerHaushalt teil. Das Budget von 4000 Euro setzt sich zur Hälfte aus dem schuleigenen Etat und zur anderen Hälfte aus Haushaltsmitteln des Bezirkes Mitte zusammen.

Februar 2016 – Los geht’s!

Das Projekt SchülerHaushalt ist ein Beteiligungsprojekt durch und durch. Das heißt, dass auch der Großteil der Organisation von den Schüler*innen durchgeführt wird. An der Grundschule Neues Tor wurde das Projekt Anfang 2016 von den Klassensprecher*innen vorgestellt und die Schüler*innen, die Lust hatten, Teil des Projektteams zu werden, konnten sich melden. Ziel war es, dass jeweils zwei Schüler*innen der vierten bis sechsten Klassenstufe im Team vertreten waren.

Nachdem das Projektteam gefunden war, konnte es auch schon losgehen. Seit Februar 2016 trafen sich Sarah (9 Jahre), Leonie (11 Jahre), Emma (9 Jahre), Ileida (11 Jahre), Judith (11 Jahre) und Milena (11 Jahre) alle zwei Wochen, um Abläufe zu besprechen, Infozettel zu gestalten, Vorschläge zu sammeln und auszuwerten. Begleitet wurden sie dabei von der Sozialpädagogin Frau Frilling.

Von einer Teddybärmaschine bis zum Massagestuhl

Im ersten Schritt galt es, Vorschläge zu sammeln. Die Mädchen aus dem Projektteam malten Plakate und forderten ihre Mitschüler*innen auf, Ideen einzureichen, für die das Geld verwendet werden sollte. Viele kreative Vorschläge wurden eingereicht. So wurden sich u.a. eine Teddybärmaschine, Massagestühle, ein Süßigkeitenautomat, neue Spielgeräte für den Schulhof und Handys für die Pause von den Schüler*innen gewünscht.

Sarah, Leonie, Emma, Ilayda, Judith und Milena hatten nun die Aufgabe alle Vorschläge auszuwerten, zu diskutieren und auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen.

Probleme und Herausforderungen

Wie bei vielen Projekten üblich, gab es auch im Rahmen des SchülerHaushalts Herausforderungen, die vom jungen Projektteam gemeistert werden mussten. Nicht alle Ideen der Schüler*innen sind realisierbar. So mussten die Schüler*innen die bezirklichen Vorgaben anhand eines sog. Titelkataloges beachten, der leider erst nach der Ideenfindungsphase in der Schule eintraf. Demnach durften z.B. keine dauerhaften Verankerungen auf dem Schulhof installiert werden. Nicht nur das Projektteam selbst, sondern viele Jungen und Mädchen der Schule waren frustriert und enttäuscht. Doch aufgeben wollten sie nicht! Immerhin gab es noch viele Ideen, die mit den Vorgaben umgesetzt werden konnten.

Vorbereitung der Wahl

Nach der Prüfung auf Machbarkeit und der Kosten blieben 17 Ideen übrig, die von den Schüler*innen gewählt werden konnten: klappbare Fußballtore, Verschönerung der Toiletten, Zaunverkleidung, damit die Bälle nicht in die Panke fallen, Schließfächer, Topfpflanzen, Süßigkeitenautomat, neue Bücher, neuer Sand für den Sandkasten, Getränkeautomat, Sitzbänke, neue Stühle für die Klassenräume, Massagestühle, Spielgeräte für den Hof, Reinigung der Rutsche, ein neues Fußballfeld, Getränkeautomat oder Ballkörbe.

Doch bevor die Kreuze gesetzt werden konnten, war noch viel zu tun. So gestaltete das Projektteam Wahlplakate und Wahlzettel, die auch von jüngeren Schüler*innen verstanden werden konnten, da sie neben Text auch passende Zeichnungen enthielten. Da die Grundschule Neues Tor eine Europaschule ist, mussten die Texte zudem zweisprachig – auf Deutsch und Portugiesisch- aufgeschrieben werden. Darüber hinaus wurden Infozettel zum Wahltag über die Klassensprecher in alle Klassen verteilt. Auch die Lehrer*innen wurden über die Wahl des SchülerHaushalts informiert. Außerdem bastelte das Projektteam liebevoll in der Pause oder zu Hause. Um die ganzen Aufgaben zu schaffen, traf sich das Projektteam in der Phase vor der Wahl sogar wöchentlich.

Der große Tag: Jede Stimme zählt!

Am 12. Juli war es so weit: Der große Wahltag war gekommen! Bereits am Morgen hatte das Projektteam den Wahlraum vorbereitet. Anstelle von Wahlkabinen gab es Wahltische mit Sichtschutz. Bevor die Schüler*innen eintreten durften, wurden ihre Namen auf einer Liste abgehakt, sodass sie auch wirklich nur einmal ihre Stimme abgeben konnten. Am Eingang bekamen sie dann einen Wahlzettel, auf dem sie drei Vorschläge ankreuzen durften. Anschließend wurde der Zettel gefaltet und in die Wahlurne gesteckt. Wusste jemand nicht weiter, stand das Projektteam helfend beiseite. Am Ende wurden die Wahlzettel ausgewertet.

Und der Gewinner ist…

Nachdem alle Stimmen gezählt waren, standen die Gewinnervorschläge fest: Die meisten Stimmen bekamen die Schließfächer, dann folgten der Süßigkeiten- und Getränkeautomat auf den Plätzen zwei und drei. Auf den vierten und fünften Platz schafften es die Massagestühle und die Zaunverkleidung, damit die Bälle nicht in die Panke fallen. Die Schule ist nun dabei, die Gewinnervorschläge umzusetzen.

Mitbestimmung durch den SchülerHaushalt – gerne wieder!

Sarah, Leonie, Emma, Ilayda, Judith und Milena haben viel gelernt in den letzten Monaten! So haben sie selbst Abläufe geplant und organisiert, als Team über Monate zusammen gearbeitet, Probleme und Herausforderungen gelöst und ihre Schule mobilisiert, Vorschläge abzugeben und zur Wahl zu gehen. Wichtige Erfahrungen, die sie in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung vorangebracht haben. Doch nicht nur sie haben vom SchülerHaushalt profitiert. Alle Schüler*innen der Grundschule Neues Tor hatten die Möglichkeit, sich einzubringen und durch ihre Ideen das Leben in ihrem Umfeld zu verändern.

Nun gilt es, das Wahlergebnis schnellstmöglich umzusetzen.