Aus Dingle in die große, weite Welt!

am 27.09.2016

Die Iren von Walking On Cars rocken mit den Songs von ihrem Debütalbum das Reeperbahnfestival. Wir haben sie vor ihrem Auftritt am 24.09.2016 in Hamburg getroffen.

Sie sind der Headliner auf der N-Joy-Bühne im Docks am Samstag in Hamburg. Pünktlich um 23:50 stehen die fünf um Frontmann Patrick Sheehy auf der Bühne. Sie beginnen mit einem Mix aus dem Prince-Klassiker Purple Rain und dem Song Nothing Compares 2 U von Sined O'Connor. Das Publikum ist sofort voll da und singt mit. Im weiteren Verlauf spielen sie die Hits von ihrem ersten Album Everything This Way. Immer wieder animieren sie die Eintausend Zuschauer zum Klatschen und Mitsingen. Es ist ein energetischer Auftritt der Band, die vor zwei Jahren auch schon auf dem Reeperbahnfestival spielten. Damals so erzählt uns der Frontmann Patrick, vor nicht mal 25 Leuten. Eine rasante Entwicklung haben sie hingelegt.

Auf der Bühne sind sie in ihrem Element und das sieht man. Patrick hat eine unglaubliche Stimme, die live noch besser klingt. Der Frontmann, der auf der Bühne ziemlich aufdreht, ist eigentlich sehr schüchtern. Eine Stunde lang stand den fünfen der Spaß ins Gesicht geschrieben. Ein Grund, dass diese Band erfolgreich ist. Sie lieben das, was sie machen. Dazu kommen die Texte der Lieder, die kaum persönlicher sein können und somit einen Einblick in die Seelenwelt der Band geben. Trotz des Erfolgs bleiben sie am Boden.

Nachdem sie nach gut 50 Minuten die Bühne das erste Mal verlassen haben, kommt Patrick Sheehy alleine zurück und spielt am Klavier das wunderschöne Lied Coming My Way. Danach kommt die Band wieder zurück auf die Bühne und verabschiedet sich mit ihrem größten Hit - Speeding Cars. Eine kollektive Gänsehaut macht sich bei den Zuschauern breit, die lauthals mitsingen. Die letzten Töne erklingen und ein kräftiger Applaus brandet auf. Die Band, sichtlich ergriffen, verbeugt sich und verlässt die Bühne.

Elf Stunden vorher trafen wir die fünf Backstage. Als wir in ihren Aufenthaltsraum kamen, merkte man sofort eine große Herzlichkeit. Schnell wurde noch ein wenig aufgeräumt, um Platz zu schaffen. Dann konnte das Interview beginnen, in dem sehr viel gelacht wurde und es eine gute Nachricht für alle Fans in Deutschland gab.

jup!: Wie seid ihr zu eurem Bandnamen gekommen?

Paul (Bass): Wir haben lange Zeit keinen guten Namen für die Band gefunden, den wir nehmen wollten. Irgendwann waren wir es auch leid, ständig nach einem Namen zu suchen. Eines Abends gingen wir in eine Pub um Guiness zu trinken und Evan meinte, wir würden auf Autos zur nächsten Bar gehen (engl. Walking On Cars). Wir sagten, dass wir nicht wirklich auf Autos gehen würden, aber er würde. So hatten wir dann unseren Bandnamen.

Ihr stammt aus der kleinen Stadt Dingle in Irland. Wie wichtig ist eure Heimat euch heutzutage?

Patrick (Sänger & Gitarre): Heute ist sie wichtiger denn je. Wenn wir auf Tour gehen, ist alles ein wenig verrückt und es fühlt sich wie eine komplette andere Welt an. Aber Zuhause wird jeder gleich behandelt und dann können wir dann auch entspannen. Wir mögen es auch einfach mal abzuhängen und nichts zu tun.

Paul: Nichts tun ist etwas, was wir am liebsten machen. (Alle lachen.)

Ihr kennt euch seit der Schulzeit. Hilft euch das beim Musikmachen?

Patrick: Definitiv. Die Jungs waren vorher zusammen in einer Band, als sie so 13 oder 14 waren. Ich war mit ihren jüngeren Brüdern in einer Band. Für Sorcha (Keyboard) ist es die erste Band. Ich hatte noch nie ein Keyboard mit in der Band. Aber als Sorcha mit ins Songwriting einstieg, wurde es noch lebendiger.

Ihr habt euch mehrere Monate in ein einsames Haus zurückgezogen. Wie wichtig ist euch solche Ruhe für eure Musik?

Paul: Es ist ein ziemlich kleines Haus und wir lebten dort zu sechst. So richtig einsam waren wir also nicht. Es war gut, dass wir keine Ablenkungen hatten. Es gab kein Fernsehen, kein Radio und auch kein Internet. Das machte es ziemlich einfach, sich aufs Musikmachen zu konzentrieren. Da gab es nicht viel anderes, zu tun. Ein paar gingen spazieren, ich schaute aus dem Fenster. (Alle lachen.)

Evan (Schlagzeug): Das Wetter war auch ziemlich schlecht.

Wie entstehen eure Lieder?

Sorcha: Normalerweise sitzen wir alle in einem Raum und einer fängt an zu jammen, zum Beispiel mit einem Beat auf dem Schlagzeug oder einer Abfolge von Akkorden. Jeder tut dann seinen Part dazu. Wir wissen ziemlich schnell, ob daraus etwas entsteht oder nicht. Wir wissen: Die Akkordfolge ist großartig, damit müssen wir was machen.

Welche drei Wörter würdet ihr wählen, um euer Album zu beschreiben?

Patrick: Ehrlich.

Sorcha: Gefühlvoll.

Dan (Gitarre): Episch.

Alle stimmen Dan zu und lachen.

Wie persönliche sind eure Songs, zum Beispiel Speeding Cars?

Patrick: Die sind ziemlich persönlich. Wir versuchen im ganzen Prozess des Liedermachens, so ehrlich wie möglich zu sein. Die Leute haben eine Verbindung durch unsere Ehrlichkeit und das ist klasse.

Welches Lied spielt ihr am liebsten live?

Patrick: Im Moment ist es Speeding Cars. Aber das ändert sich immer mal. Die Leute kennen jetzt jedes Wort von Speeding Cars und es ist wirklich besonders, wenn wir das Lied live spielen.

In Irland kann es doch eigentlich keinen geben, der euch nicht kennt. Könnt ihr euren Erfolg realisieren?

Patrick: Ich habe heute Morgen ein Taxi zum Flughafen genommen. Der Taxifahrer fragte, wo ich hinfliege. Ich sagte ihm, dass ich zu einem Gig nach Hamburg fliege. Da fragte er mich nach meiner Band. Ich sagte: "Walking On Cars." Und er hatte noch nie von uns gehört. Ich sagte: Alles klar, das ist okay. (Alle lachen.)

Wir sind jetzt fünf Jahre eine Band und sind durch ganz Irland getourt. Irland ist ein ziemlich kleines Land. Wir tourten also auf und ab. Ich glaube, wir können schon selbstbewusst sagen, dass uns die meisten Leute in unserer Heimat kennen. Was war die Frage noch gleich? (Alle lachen.)

Die Frage war, ob ihr euren Erfolg schon realisieren könnt.

Sorcha: Es ist verrückt, wenn du unterwegs bist und deine Songs im Radio hörst. Letzte Woche waren wir in Amsterdam und da war dann Speeding Cars im Radio und ich dachte, das ist großartig.

Wie gefällt euch Deutschland?

Patrick: Wir lieben Deutschland.

Sorcha: Wir mögen es wirklich, durch Deutschland zu touren. Wir sind das letzte oder vorletzte Jahr das erste Mal durch Deutschland getourt.

Dan: Wir spielten auf dem Reeperbahnfestival vor zwei Jahren.

Sorcha: Keiner kannte uns.

Dan: Da haben wir vor 25 Leuten gespielt. In diesem Mai haben wir dann im Molotow gespielt und heute Abend dann hier im Docks. Das ist verrückt.

Habt ihr eine Lieblingsstadt?

Dan: Hamburg

Sorcha: Berlin. Ich liebe Berlin.

Even: Ich glaube, die Entscheidung fällt zwischen Berlin und Hamburg.

Patrick: Wir kommen auch zurück nach Deutschland auf Tour. So im Februar/ März wird das sein.

Da freuen wir uns drauf! Vielen Dank für das Gespräch!

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