Linus im Interview

Wo lebst du und wer gehört alles zu deiner Familie?

Ich wohne zusammen mit meinen Eltern und zwei Geschwistern in einem Haus in Berlin.

Was bedeutet dir deine Familie?

Meine Familie bedeutet für mich Zusammenhalt.

Wie gehst du shoppen? Gehst du allein einkaufen?

Ich geh sehr selten shoppen. Liegt aber da dran, weil ich oft sehr faul bin. Kaufe auch viel online. Und wenn ich mal shoppen gehe, mach ich eigentlich nichts anders als andere (außer dass ich manchmal ausversehen ein Regal umhaue).

Was bringt dich innerhalb von einer Sekunde auf die Palme?

Menschen, die mich mit purer Absicht provozieren. Menschen, die meckern, aber dann mir nicht zuhören, wenn ich es erklären will. Menschen, die mich als geistig behindert abstempeln.

Sprechen fällt dir nicht so leicht. Welche anderen Ausdrucksformen hast du noch? Bzw. welche Ausdrucksformen sind dir wichtig?

Eigentlich bleibt da nur noch das Schreiben.

Welche Hilfsmittel benötigst du im Alltag?

Ich benötige eigentlich kaum noch Hilfsmittel. Für mein PC brauche ich eine speziale Tastatur und Maus. Beim Trinken benötige ich ein Strohhalm. Und wenn ich mit großer Tasche unterwegs bin, brauche ich ein Rollator.

Welche Reaktionen von anderen Menschen verärgern dich?

Wenn jemand meine Bewegungen/Sprache nachahmt.

Zockst du am PC? Nutzt du Spielekonsolen?

Ja, da andere Sachen für mich zu schwer zu bedienen sind. Konsolen eher weniger. Höchstens mal auf der Wii. Liegt da dran, dass ich die nicht so gut bedienen kann.

Du hast einen eigenen YouTube Kanal (Handicap Lexikon). Welche Inhalte stellst du dort online? Wie gehst du mit negativen Kommentaren um? Welche YouTuber verfolgst du selbst?

Ich stelle fast alles online, worauf ich grad Lust habe. Dennoch sollte es irgendwas mit dem Thema Behinderung zu tun haben. Ich hatte bis jetzt das Glück, keine negativen Kommentare zu bekommen. Höchstens mal, dass jemand sagte, dass ich lieber aufhören sollte, da es sehr viele Hater auf YouTube gibt.

Wie fühlst du dich, wenn du an deine Schulzeit zurück denkst?

Erleichtert, dass ich es hinter mir habe.

Wo bist du zur Schule gegangen?

Ich war auf der katholischen Schule Sankt Hildegard.

War Inklusion zu deiner Schulzeit schon ein Thema?

Da es eine Förderschule war ehr nicht.

Welche Meinung hast du zum Thema Inklusion und Schule?

Ich finde es einerseits eine gute Sache, da so schon junge Kinde Kontakt zu Menschen mit Behinderung habe. Andererseits funktioniert Inklusion nur mit genügend Personal und das haben viele leider nicht.

Wie kamt ihr auf die Idee fürs Handicap Lexikon? Warum habt ihr das Handicap Lexikon gegründet?

Die Idee kam von mir. Mich haben die Kommentare wie „Warum redet er so komisch?“ genervt. Wir haben das Handicap Lexikon gegründet, damit andere Menschen sehen, das Behinderte auch nur Menschen sind und auch so behandelt werden wollen.

Für wen ist das Handicap Lexikon?

Für alle, die sich über das Thema Informieren wollen.

Warum ist dir Handicap Lexikon wichtig?

Weil ich glaube,dass wir schon viele damit Aufklären konnten und ich glaube, wir auch für einige ein Vorbild sein können.

Was wünschst du dir für das Projekt im kommenden Jahr?

Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Menschen erreichen und das Projekt weiter vorantreiben können.

Wo hast du Jasper kennen gelernt?

Wir sind früher zusammen zur Therapie gegangen.

Was meinst du, fällt es euch schwerer als anderen Menschen ohne Handicap Freundschaften zu schließen?

Ja, weil viele Vorurteile haben.

Welche Eigenschaften schätzt du an deinen Freunden?

Dass meine Freunde mich als Mensch sehen und nicht meine Behinderung in den Vordergrund stellen.

Was wolltest du als Kind werden?

Archäologe oder Gärtner.

Als was arbeitest du und wo?

Ich mach grade eine Art Praktikum im Tuechtig. Dort mach ich eine Weiterbildung zum Inklusionsberater.

War es leicht, deine beruflichen Träume zu verwirklichen?

Nein, bin immer noch nicht durch.

Wer hat dir geholfen, deine beruflichen Träume zu verwirklichen?

Sehr viele. Sei es meine Helfer, die mit mir Bewerbungen schreiben, meine Eltern, die für mich sämtliche Telefonate führen, oder auch Menschen, die über unsere Seite mir Tipps geben.

Welche Rolle spielt Sport in deinem Leben?

Für mich ist Sport sehr wichtig, auch wenn ich es momentan viel zu wenig mache. Immerhin fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit (und Bahn).

Wieviel bedeutet dir Musik und ggf. Musikmachen? Welche Musik hörst du am liebsten und auf welche Konzerte gehst du?

Ich höre relativ wenig Musik und wenn ich Musik höre, dann eher deutsche Lieder. Auf Konzerte geh ich gar nicht. Einfach keine Interesse.

Was sind deine Träume?

Ein selbständiges Leben auf dem Land

In der Pubertät beginnen viele junge Menschen, sich mit dem Thema Liebe auseinanderzusetzen. Welche Rolle spielt die Liebe in deinem Leben? Welche Wünsche hast du?

Momentan spielt Liebe noch keine große Rolle. Klar, denke ich oft nach und hätte gerne 'ne Freundin, aber mit meiner Behinderung ist es sehr schwer, jemanden kennen zu lernen, die mich als Mensch sieht und nicht als „Behinderter“. Wünsche habe ich nicht groß. Es soll kommen, wie es kommt.

Was hältst du von Online-Dating?

Habe es noch nie gemacht, aber ich sehe es als Potenzial leichter jemanden kennen zu lernen. Dennoch finde ich, dass man sehr diskret ran gehen sollte, da es immer schwarze Schafe gibt.

Was machst du am liebsten an einem Samstagabend?

Einfach mal entspannen oder mit Freunden reden/zocken.

Wie machst du Party und wo gehst du aus?

Ich mach eigentlich gar keine Partys. Liegt wahrscheinlich da dran, dass ich lieber in kleinen Gruppen bin.

Möchtest du mal allein wohnen bzw. in einer WG? Wer kann dich dabei unterstützen? Wo sind die Probleme?

Ja, das gehört für mich zu einem selbstbestimmten Leben. Unterstützen, weiß ich noch nicht. Probleme sind Fragen wie Assistenz, wo gibt es eine passende Wohnung, wie muss die Wohnung ausgestattet sein bzgl. Barrierefreiheit etc.

Wie stellst du dir ein selbstbestimmtes Leben vor?

Ein selbstbestimmtes Leben ist für mich, wenn ich mein Alltag selbständig und unabhängig bewältigen kann.

Wie reagierst du darauf, wenn Menschen das Wort „Behindert“ als Schimpfwort benutzen? Wie fühlst du dich dabei?

Ich versuch beim ersten Mal zu erklären, warum ich es nicht gut finde, dass man solche Wörter missbraucht. Wenn ich danach merke, dass man es mit Absicht macht, werde ich sauer. Meine Gefühle sind dabei unterschiedlich. Kommt auf die Situation an.

Was bedeutet Inklusion für dich?

Für mich bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammen Zeitverbringen (Schule, Arbeit). Inklusion ist da vorhanden, wenn man gar nicht mehr darüber redet und es einfach läuft.

Wie schätzt du die aktuelle Lage ein: Ist das Thema Inklusion in Deutschland erfolgreich umgesetzt worden? Wo siehst du noch Schwachpunkte? Wie kann man Inklusion besser gestalten?

Ich finde, dass Deutschland auf einem guten Weg ist, aber dennoch muss noch eine Menge gemacht werden.

Welche „Kämpfe“ musstest du schon austragen?

Bei der Krankenkasse ist es immer ein Kampf, Anträge für neue Hilfsmittel durch zu bekommen. Ich habe im März ein neues Fahrrad beantragt und das wurde erst im November bewilligt. In der Schule habe ich lange gekämpft, ein Schulhelfer und Nachteilsausgleich zu bekommen. Bei der Agentur für Arbeit gibt es immer wieder Probleme. Zum Beispiel wollte ich als Überbrückung eine berufsvorbereitende Maßnahme machen, aber es ging nicht, da die Agentur für Arbeit die Kosten für Hilfsmittel und Assistenz nicht übernommen hat.Grund dafür war, dass die nur die Kosten der Ausbildung übernehmen.

Welche Vorteile hat es, ein Handicap zu haben?

Der größte Vorteil ist der Behindertenausweis. Man kommt überall Billiger rein :D.

Welche Wünsche hast du an die Politik?

Mein größter Wunsch ist es, dass die Politiker*innen, bevor sie bevor entscheiden, mehr auf das Volk hören. Und dass die sich endlich mal einigen…