FILM FEEDBACK: Folge 11

von
am 11.05.2018

Viel Spaß mit der 11. FILM FEEDBACK- Folge von Kaja. Alle FILM FEEDBACK- Folgen gibt es hier!

Aktueller Film

Transit (D 2017, R: Christian Petzold, FSK: 12)

Georg (Franz Rogowski), ein deutscher Flüchtling, der gerade noch rechtzeitig aus Paris verschwinden kann, bevor ihn die Nazis, die Frankreich einnehmen wollen, verhaften können. Er reist nach Marseille, doch auch das dient nur als eine Übergangsstation, denn bleiben darf nur paradoxerweise, wer beweisen kann, dass er nicht bleiben. Zum Glück führt Georg die Papiere des Schriftstellers Weidel mit sich, der Selbstmord begangen hat. Eigentlich sollte er diese nur im mexikanischen Konsulat abgeben, doch nun eröffnen sich neue Möglichkeiten für ihn. Er nimmt die Identität Weidels an und hofft, eine der wenigen Schiffspassagen zu erhalten. Dann trifft er Marie (Paula Beer) und verliebt sich in die geheimnisvolle Frau, die nach ihrem verschwundenen Ehemann sucht – einem Schriftsteller. Diese hat die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, dass ihr Mann zurückkehren könnte. Der von Christian Petzold inszenierte Film spielt 1942 in Südfrankreich und ist eine Adaption des teils autobiografischen Romans „Transit“ von Anna Seghers. Transit feierte auf der diesjährigen 68. Berlinale Premiere und ging neben Filmen wie „Isle of Dogs“, „Figlia Mia“ und „3 Tage in Quiberon“ ins Rennen um den Goldenen Bären.

Der Hauptdarsteller Franz Rogowski, der meiner Meinung nach in letzter Zeit zu einem der beliebtesten deutschen Schauspieler gehört, verkörpert die Figur des Georgs sehr authentisch und mit vielen Ecken und Kanten, so wie jeder Mensch nun einmal ist – unperfekt. Zudem war Rogowski in gleich vier Filmen, davon zwei in der Wettbewerbs-Sektion der Berlinale zu sehen. „Transit“ und „In den Gängen“ im Wettbewerb, sowie „Fikkefuchs“ und „LUX – Krieger des Lichts“ in der „LOLA at Berlinale Reihe“.

Ich habe Franz Rogowski in den letzten Monaten in gleich drei Filmen gesehen und jede Figur, die er verkörperte, hatte so seine Eigenheiten. Doch, was allen Figuren gemein war ist, dass sie alle sehr glaubwürdig dargestellt wurden, von dem Schauspieler mit der, umgangssprachlich genannten, Hasenscharte. Daher war es für mich auch keine große Überraschung, dass Rogowski am vergangenen Freitag, dem 27. April 2018 den deutschen Filmpreis, auch genannt LOLA, als bester männlicher Hauptdarsteller für seine Rolle in „In den Gängen“ bekam.

Transit war ein sehr schöner Film, der in unglaublich schönen Kulissen gedreht wurde. Ich meine, wer mag nicht den Anblick des Meeres im Hintergrund und kleinen süßen „Rues“ (Straßen) in Südfrankreich?

Petzold, der zuvor besonders beim Polizeiruf 110 Regie führte, hat einige Merkmale, die er in jeder seiner Produktionen einbaut und ist Teil der sogenannten Berliner Schule: „Die Berliner Schule ist die Bezeichnung für eine Stilrichtung im deutschen Kino, die seit Mitte der 1990er-Jahre entstanden ist.“ (Quelle: Wikipedia)

Den Einfluss der Berliner Schule auf Petzolds Werke kann man auch in „Transit“ erkennen, so sagt die Wikipedia-Seite, dass in Filmen, die von Regisseuren der Berliner Schule gedreht wurden, die Menschen häufig auf der Flucht sind, ohne aber neue Horizonte oder besseres Leben erreichen zu können, so wie es bei „Transit“ der Fall ist. Flucht spielt also eine große Rolle und wenn man weitere Kenntnisse über die Berliner Schule und Petzolds vergangene Filme hat, wie beispielsweise „Barbara“, der vor sechs Jahren auf der 62. Berlinale lief, oder eben die Polizeiruf 110-Folgen, so kann man sich während des Kinobesuchs auf die Suche nach weiteren Charakteristika Petzolds begeben. Zum Beispiel gibt es immer einen Popsong im Score, also in der Musik, der Polizeiruf 110-Folgen, die unter der Regie von Petzold entstanden sind. Somit wartet schon fast sehnsüchtig auf den Moment in „Transit“, in dem ein Popsong zu hören ist. Das kleine Kind in mir ist schier ausgeflippt, denn der besagte Popsong wird erst ganz am Ende, während des Abspanns gespielt.

Wie auch immer, ich habe jetzt ziemlich viel über den Hauptdarsteller und den Regisseur gesprochen und dabei den Film, den ich euch ja eigentlich vorstellen wollte, ganz außen vor gelassen. Hier nun also mein Fazit: „Transit“ ist ein sehr toller Film mit einer mitreißenden Geschichte. Der historischen Hintergrund gibt dem Film noch eine ganz besondere Note und während des Films überlegte ich gelegentlich, wie ich mich wohl verhalten hätte, wäre ich in Georgs Situation gewesen. Nicht nur die Handlung des Films ist meiner Meinung gelungen, sonder es ist auch ein sehr schön inszenierter und gedrehter Film.

Hier seht ihr den Trailer:

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Ein Klassiker Memento

(US 2001, R: Christopher Nolan, FSK: 16)

Die Frau des unter Gedächtnisdefizit leidenden Lennard wird vergewaltigt und ermordet. Seitdem ist der junge Mann auf der Suche nach dem Täter, um Rache zu üben. Mit Hilfe von Fotos, Notizen und Tattoos versucht er sich an die wichtigsten Dinge zu erinnern und so zieren seinen Körper bereits 7 Fakten über den Täter, an denen er sich orientiert und seine Suche fortsetzt.

Der Film beginnt mit einer rückwärts ablaufenden Sequenz, in der Lennard einem, zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Mann in den Kopf schießt und diesen folglich umbringt. Er macht ein Foto von dem Anblick und was zunächst als makaber wirkt, erklärt sich im Laufe des Films. Die Fotos, von denen Lennard immer ein paar mit sich führt, sind seine Erinnerungen, denn er leidet an einer Gedächtnisstörung, die es ihm nicht erlaubt neue Erinnerungen zu machen. Er besitzt in gewisser Weise kein Kurzzeitgedächtnis, weswegen er nach kurzer Zeit vergisst, was er gerade getan hat.

An diesem Film ist nicht nur die Geschichte über einen gedächtnisschwachen Mann verrückt, sondern auch die Weise, in der Christopher Nolan den Film und die Geschichte inszeniert. Es werden sowohl Szenen in schwarz-weiß als auch in Farbe gezeigt. Auf eine monochrome Szene folgt jeweils eine in Farbe. Doch es gibt eine weitere Besonderheit, denn was in der Anfangsszene eingeleitet wird, führt auch weiterhin durch den Film. Anders als es in „normalen“ Filmen üblich ist, laufen die Farbszenen rückwärts ab. Damit ist nicht gemeint, dass beispielsweise Lenny rückwärts läuft oder ähnliches, sondern dass die Szenen in umgekehrter Reihenfolge gezeigt werden. Die Schwarz-weiß Einstellungen hingegen laufen chronologisch ab. Somit beginnt die erste Szene in Farbe, die Anfangsszene am Ende der Geschichte und die erste Einstellung in schwarz-weiß beginnt am Anfang der Erzählung. Am Ende des Films treffen sich die zwei Zeitstränge in der Mitte der Handlung.

Man kann eigentlich nicht viel mehr über diesen Film sagen, als die äußeren Aspekte, denn ich will euch ja nicht das Ende verraten. Diesen Film MUSS man einfach gesehen haben, also worauf wartet ihr noch?

Hier könnt ihr euch den Trailer anschauen:

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Ein Film für Verrückte

Blue Velvet (USA 1986, R: David Lynch, FSK 16)

Eines Tages findet der junge Jeffrey Beaumont (Kyle MacLachlan) auf einer Wiese ein abgeschnittenes menschliches Ohr. Nachdem er das Ohr der Polizei übergeben hat, will er auf eigene Faust noch Nachforschungen anstellen und macht sich auf die Suche nach Hinweisen bezüglich seines seltsamen Fundstückes. Die Polizistentochter Sandy Williams (Hope Lange) bringt ihn schließlich auf die Spur der Nachtclubsängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini), die von dem sadistischen Bösewicht Frank Booth (Dennis Hopper) terrorisiert wird.

Und ehe Jeffrey und Sandy sich's versehen, werden sie Teil einer verstörenden Welt, in der Leidenschaft und Gewalt aufeinandertreffen und die gleichzeitig eine mörderische Faszination versprüht. Womöglich sind sogar übernatürlich Dinge im Gange...

Für mich fühlte sich dieser Film wie ein Traum an. Aber ist es nur ein Traum? Ich weiß es ehrlich nicht. Aber was ich weiß, ist, dass David Lynch mit „Blue Velvet“ einen hervorragenden Film geschaffen hat. Er schafft es, eine eigene Welt zu erschaffen, in der viele Dinge, die in unserer Welt keinen Sinn machen, bei ihm total logisch erscheinen und es gibt so einiges in „Blue Velvet“, das überhaupt keinen Sinn ergibt. Ich könnte euch jetzt einige Beispiele nenne, aber eigentlich ist es viel spannender, das während des Filmschauens selbst herauszufinden, was für einen persönlich zusammenpasst und was halt nicht und ich möchte euch ja nicht den Spaß nehmen. Aber lasst euch eins gesagt sein: Man schaut nicht nur einfach einen Film von David Lynch, nein, seine Filme werden zu psychischen und physischen Erfahrungen.

Zudem ist der Film sehr interessant inszeniert und gedreht worden. Die Kameraarbeit ist reine, magische Sinnlichkeit. In diesem Bezug ist mir besonders die Szene im Gedächtnis geblieben, in der Rossellini in der Bar den Titelsong “Blue Velvet” singt und währenddessen mit blauem Licht (blue) angestrahlt wird und sie ein samtiges Kleid (velvet) trägt.

In den meisten Schauplätzen lässt sich zudem durch Licht und Ausstattung gleich erahnen, in welchem Milieu man sich befindet und welche Wirkung der Raum auf den Zuschauer haben soll. Jeder Ort erzählt durch sein Aussehen seine ganz eigene kleine Geschichte und gibt dem Film einen Teil seines Charakters. Ähnlich so verhält es sich auch mit den Charakteren im Film. Sandy beispielsweise ist eine Figur, die pure Unschuld vermittelt. Sie hat eine strahlende, kühne und neugierige Art, die sie in gewisser Weise zu einem Spiegel für Jeffrey macht. Die beiden ergänzen sich und sind sich dann doch irgendwie so ähnlich.

„Blue Velvet“ hat mich desweiteren gefesselt und verwirrt, aber auf eine seltsam positive Art. Ich bin mir über meine Gefühle bezüglich des Films, auch nach wiederholtem Anschauen, unsicher, stelle seine Qualität allerdings keineswegs in Frage.

Ich glaube einfach, dass ähnlich zu „Memento“, man sich diesen Film mehrfach ansehen muss, um endgültig verstehen zu können, was abgeht. Bei „Memento“ scheint es vielleicht sogar noch ein wenig besser zu klappen, den Film gleich beim ersten Mal zu verstehen.

Hier geht es zum Trailer!

Eine allgemeine Empfehlung

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie (USA 2017, R: Ry Russo-Young, FSK 12)

Samanthas (Zoey Deutch) Leben ist perfekt. Sie ist 17 Jahre jung, gehört mit ihren drei besten Freundinnen Ally (Cynthy Wu), Elody (Medalion Rahimi) und Lindsay (Halston Sage) zu den beliebtesten Mädchen der Highschool und einen tollen Freund hat sie auch noch. Ihr Leben besteht aus Feiern, Knutschen, den richtigen Klamotten und den Außenseitern der Schule Streiche spielen. Doch eines Abends wird sie nach einer Party in einen Autounfall verwickelt, der sie das Leben kostet. Dieser Moment ändert alles, denn Sam erwacht am nächsten Morgen erneut in ihrem Bett als wäre nichts geschehen – und zwar wieder am selben Tag, dem 12. Februar. Mit der Zeit realisiert sie, dass sie den 12. Februar noch einmal durchleben muss … und noch einmal und noch einmal. Sie bemerkt, dass ihr Leben vielleicht doch nicht so perfekt ist, wie sie immer dachte und bekommt dadurch die Chance, Dinge richtigzustellen, die nicht sein sollten und in der verbleibenden Zeit noch andere Menschen zu retten, sowie das Geheimnis ihres Sterbens aufzuklären.

Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Lauren Oliver beruht, stellt eine Protagonistin dar, die wie ein ganz normaler Teenager lebt. Keine Lust auf Schule, jedes Wochenende Partys, die erste große Liebe und viele Albereien mit ihren Freundinnen. Es ist die Zeit im Leben, in der man einfach nur Spaß haben will und sich unbesiegbar fühlt.

Doch das Wichtigste an oder mehr in diesem Film und dem originalen Buch ist es, zu verstehen, was Freundlichkeit und Güze wirklich meinen. Nämlich, dass man bereit ist, etwas Eigenes zu opfern, um jemand anderem zu helfen. Das mag sich zunächst etwas doof anhören, aber wann hast du das letzte Mal einen Highschool-Film gesehen, in dem diese Werte vermittelt wurden?

Ich habe das Buch nicht gelesen, also kann ich nicht beurteilen, inwieweit die Romanvorlage gut umgesetzt und inszeniert wurde, aber ich kann darüber sprechen, was der Film, der an eine Mischung aus "Mean Girls", "The Virgin Suicides" und "Groundhog Day" erinnert, in mir bewirkt hat.

Erst durch diesen Film wurde mir bewusst, wie toll das Umfeld doch ist, in dem ich lebe und wie dankbar ich meiner Familie und meinen Freunde bin, dass sie mich in allem, und besonders in schweren Zeiten, unterstützen. Doch das sage ich ihnen viel zu selten und deswegen war ich unendlich traurig als der Abspann anfing. Das Ende hat wohl auch noch seinen Teil dazu beigetragen, denn es war ziemlich unerwartet und irgendwie deprimierend. Allerdings verspürte ich auch ein Gefühl von Freude und Dankbarkeit eben dafür, dass ich so liebe Menschen um mich herum habe.

Der Film ist auch ein wenig wie eine Reise, die man mit Sam zusammen macht. Zunächst die allgemeine Verwunderung und der Schock, was gerade passiert ist, über Frustration, dass man in einer Zeitschleife gefangen zu sein scheint, bis hin zur Gleichgültigkeit, dass ja eh alles egal ist, wenn man nur noch einen Tag erleben kann. Wieso also nicht mal den inneren Rebellen raushängen lassen und seiner Familie und den Freunden so richtig die Meinung geigen? Manchmal muss man einfach Dampf ablassen und eigentlich kann das ja auch ganz lustig sein. Doch so sollte man halt nicht jeden Tag leben. Klar, jeder hat mal einen schlechten Tag und dass soll jedem auch gegönnt sein, aber worauf es eigentlich im Leben ankommt, das sieht Sam ebenfalls am Ende des Films ein. Nächstenliebe! Freundlichkeit! Güte!

Und deswegen lebt sie den letzten Tag, die letzte Wiederholung, die wir sehen so, dass ihre Mitmenschen um sie herum einfach einen schönen Tag haben.

Die Szene, in der Sam mit ihrer kleinen Schwester redet und ihr sagt, dass sie perfekt ist und das nie vergessen soll, hat mich wirklich berührt. Ich als älteste von drei Schwestern weiß selbst, wie es ist, wenn einen die kleinen Geschwister mal wieder nerven, obwohl man doch eigentlich nur seine Ruhe haben will. Aber dabei vergisst man schnell, wie wichtig sie einem doch sind und dass man sich ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen kann. Der Film vermittelt im allgemeinen, dass man nie weiß, wann alles zu Ende sein könnte und wir viel zu selten unseren Liebsten sagen, wie gern wir sie haben und wie wichtig sie uns eigentlich sind. Also sagt eurem Bruder oder eurer Mama oder euren besten Freundin heute einfach mal, wie froh ihr seid, dass sie Teil eures Leben sind. Sie werden sich mit Sicherheit total freuen!

Hier der Trailer:

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