Am 25. Februar diesen Jahres ging ich auf das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens. Ich fuhr alleine nach Israel. Ohne eine Reisegruppe. Ohne meine Mama. Ohne irgend jemanden, nur mit mir. Angst hatte ich nicht, aber es war schon ungewohnt, als ich mich von meiner Mutter verabschiedete und dann das Flugzeug betrat. Besonders komisch wurde es, als ich plötzlich in Tel Aviv stand und zum Hostel kommen musste. Doch dank meines Smartphones und ein paar digitaler Karten kam ich mit dem Zug und Bus, sowie nach dem kleinen Labyrinth des Ungewohnten zu meiner Unterkunft.
Tel Aviv
Die ersten 2 Tage hatte ich ein eigenes Zimmer, damit ich erst mal ankommen konnte. Man hätte das Nachtleben besser nutzen können als ich, denn ich war nach 20 Uhr nicht mehr außerhalb des Hostels unterwegs. Das lag unter anderem daran, dass ich mich kaum zurecht fand. Im Dunkeln erst recht nicht. In Tel Aviv besuchte ich das Kunstmuseum, welches echt zu empfehlen ist! Außerdem bot mein Hotel verschiedene Workshops an, die ausgesprochen cool waren. Ich besuchte den Workshop Malen und Zeichnen – welch Überraschung, ist es doch eine Leidenschaft von mir. Er bestand darin neue Leute kennen zu lernen, mit ihnen zu malen und dabei Alkohol zu konsumieren, wobei letzteres nicht meins war. Ich lernte nette Menschen kennen und es entstand mein Meelting Cube. Generell nutzte ich die Reise ausgiebig, um kreativ zu werden. Mir fehlten bis dato auch noch ein paar Werke für meine Kunstmappe. Da ich Kommunikationsdesign studieren möchte, brauche ich ein paar künstlerische Nachweise. Also entschied ich: Ich male mich durch Israel!
Akko
Nach Tel Aviv wurde es erst richtig spannend. Ich hatte eine AirBnB-Wohnung in Akko, einer kleinen Stadt im Norden gebucht. Die Zugfahrt dahin war entspannt, doch dann folgte die Busfahrt. Niemand konnte Englisch und ich hatte mir den Weg nicht wirklich vorher angesehen, also bin ich auf gut Glück in einen Bus gestiegen. Dank ein paar Bildern, die mir meine Gastgeberin geschickt hatte, stieg ich an der richtigen Station aus und fand zu meiner zweiten Unterkunft. Den restlichen Tag, saß ich am Strand und genoss den Anblick des gewaltigen Meeres, das vor mir lag. Ich besuchte außerdem die Altstadt, die, wenn man auf so was steht, ganz sehenswert ist. Am nächsten Tag musste ich mich beeilen, da Sabbat war und die Busse nach 12 Uhr nicht mehr fuhren. Nach einer kleinen Stärkung und dem süßesten Gespräch nach langer Zeit mit meiner Gastgeberin machte ich mich, diesmal besser vorbereitet, auf nach Haifa.
Haifa
Vier Tage genoss ich den Charme der Kleinstadt. Ich besuchte die Bahai Gärten, das Kunstmuseum und ging zum Supermarkt, was auch ein sehr abenteuerliches Unterfangen war. Ich teilte mir in einem Hostel ein Zimmer mit drei echt netten Männern. Wir hatten gute Gespräche und das sogar auf Deutsch. Zu diesem Zeitpunkt musste ich feststellen: "Das hatte mir echt gefehlt!" Der Kontakt mit anderen tat mir gut, aber auch das alleine sein. Nach den wirklich guten Tagen in Haifa ging es weiter mit Sack und Pack nach Jerusalem. Ich muss ehrlich sagen, dass ich vor meinem Besuch keine Erwartung an die Stadt hatte. Viele sagten mir vor meiner Reise: "Da ist es so toll, du bist Gott ganz nah!" Ich interessierte mich wenig dafür, also ließ ich mich überraschen.
Jerusalem
Es ging von Haifa (wieder mal) mit dem Zug nach Jerusalem und anschließend per Bus zum Hostel. Dort sah ich zum ersten Mal orthodoxe Juden in ihrer einheitlich markanten Kleidung, die ich sehr ästhetisch fand. Das war für mich ein besonderes Erlebnis.
Im Hostel wohnte ich in einem Sechsbettzimmer. Ich unterhielt mich auf Anhieb sehr gut mit meinen neuen Mitbewohnerinnen. Mit einer von ihnen ging ich am Abend zusammen auf den Markt, um etwas zu essen.Das Essen war überall sehr gut, wenn es auch oft - das mag an meinem Geschmack liegen - dasselbe gab. Ein typisch israelisches Essen ist zum Beispiel Shashuka, ein Ei in Tomatensoße.
Am zweiten Abend machte ich wieder bei einem Workshop mit zum Thema: Humus - spannend. Ich freute mich darauf, da kochen mir unglaublich viel Spaß macht. Zudem wollte ich das Originalrezept für guten Humus direkt in Israel lernen. Das bekam ich auch, sowie einen Begleiter für den nächsten Tag. Es war verrückt, wie viele Menschen ich kennenlernte, die aus der ganze Welt hierher kamen. Bevor ich mit meinem "Humusfreund" losfuhr, um die Tunnel des Davids zu erkunden, besuchte ich mit einer andern Zimmergenossin das Israel-Museum. Es eröffnete mir wirklich einiges über Jerusalem und Israel. Unter anderem auch wieder Kunst.
Nach diesem schönen Vormittag machte ich mich auf zu der Stadt von David, wo die Tunnel und mein neugewonnener Freund aus dem Workshop auf mich warteten. Da die Busse im Stau standen und laufen noch länger gedauert hätte, verpasste ich natürlich die Tunneltour. Doch meinen Bekannten passte ich gerade noch ab. Er hatte die Tour gemacht und war nass bis zu den Knien. Tatsächlich war ich da sogar ein bisschen froh, die Tour verpasst zu haben. Bevor die Altstadt für Touristen schloss, besuchten wir die Klagemauer und den Garten, in dem Jesus angeblich begraben liegt. Es war ein schöner Tag und Abend! Alleine hätte ich mir diese ganzen heiligen Orte nicht angeguckt, da sie keine Bedeutung für mich hatten. Was neue Menschen so mit einem machen...
Am nächsten Tag ging es für mich um 3:30 nach Masada. Es war ein Tagesausflug vom Hostel organisiert. Insgesamt sahen wir den Masada Nationalpark, der eine karge Steinwüste ist. Zu ihm gehören die Ausgrabungsstätte und das Tote Meer, welches ich mir tatsächlich schöner vorgestellt hatte. Irgendwie fühlte mich beim Strandbesuch wie ein Fisch im Netz. Der Bereich, in dem man schwimmen konnte, war mit Seilen eingerahmt, und wenn man auch nur in die Nähe davon kam, wurde man vom Bademeister angemeckert.
Nazereth
Nach dieser Tour ging es für mich von Jerusalem nach Nazareth. Ich hatte vom Hostel aus einen Shuttle gebucht, da ich mich einfach nur auf die Aussicht fokussieren wollte. Ich erreichte die Unterkunft erneut nur zu Fuß und war echt überrascht. Die Altstadt von Nazareth ist zwischen kleinen Gassen zu finden, in denen lauter kleine Läden ihr Zuhause haben. Einen Markt gab es dort auch, den besuchte ich jedoch nicht.
Das Hostel glänzte mit alter Architektur, doch versagte total in Sachen Service. Die Rezeptionistin war unkommunikativ und man musste ihr jede Info aus der Nase ziehen. Nichtsdestotrotz ging ich ohne Hilfe zum und auf dem Jesusweg, sah die Galileische See und besuchte die Orte, in der der Messiah Wasser zu Wein machte. Auf dieser Tour traf ich ebenfalls wieder nette Leute, mit denen man sich gut austauschen konnte. Allgemein bin ich überrascht, wen ich alles traf. Jede und jeder einzelne bereicherte meine Reise mit eigenen Geschichten und Erfahrungen. Dafür bin ich echt sehr dankbar!
Und dann kam Corona
Bis zu meiner Station in Nazareth war meine Reise "ganz normal", doch dann fiel das Wort, welches schon seit einiger Zeit die weltweiten Medien beherrschte - Corona. Auf der Straße wurden wir darauf angesprochen, auch wenn wir es nicht wirklich verstanden, da uns die Sprache fremd war. Das Wort Corona jedoch war universell und prägte von da ab mein Erkundungsabenteuer.
Durch die rapide Verbreitung des Virus fiel nun auch mein Shuttle aus, weshalb ich auf eigene Faust mit dem Bus zurück nach Tel Aviv fuhr. Zurück zum Anfang sozusagen. Dort angekommen, bekam ich ein wenig Panik, da es hieß, dass kein Flieger mehr nach Deutschland geht. Ich rief sofort meine Mutter an und sie buchte mir zum Glück einen Rückflug noch am nächsten Tag. Dass mein eigentlicher Flug trotzdem gegangen wäre, war irrelevant. Ich wollte nach Hause. So schön die vielen Orte und Begegnungen mit den Menschen dort waren, vermisste ich mein Bett und meine Familie. Corona verstärkte dieses Gefühl um ein Hundertfaches.
Das Ende meines Abenteuers
Im Nachhinein würde ich nicht sagen, dass Corona mir meinen Urlaub ein wenig vermieste. Umgangssprachlich würde man wohl sagen, es hinterließ einen "faden Beigeschmack". Klar, ich war bereit, zurück nach Hause zu kommen, dennoch wäre mir ein entspannter Ausklang meiner Reise lieber gewesen.
In zwei Wochen habe ich echt einiges gesehen und bin sehr dankbar für diese Reise. Entgegen meiner anfänglichen Bedenken stelle ich fest: "Man kann in Israel auch alleine als Frau super reisen!" Kleiner Tipp meinerseits. Speichert euch immer alle Wege vorher ab oder schaut, ob ihr ausreichend Mobildaten habt. So erreicht ihr jedes Ziel ohne kurze Panikattacken. Ich jedenfalls, gebe meine volle Reiseempfehlung für Israel. Es ist kulturell aufregend, außerdem wunderschön und offenbart viel über die Traditionen und das Lebensgefühl der Menschen, die dort leben.