Marzahn ist ein Bezirk der politischen Gegensätze. In der Bezirksverordnetenversammlung treffen 16 Abgeordnete der Partei die Linke auf 15 AfD-Mitglieder. Bis zu 30 Prozent bekam die AfD in manchen Wahlkreisen des Bezirks, eine erschreckende Zahl, die dem Bezirk als Ruf vorauseilt. Die Jugendlichen in der Schreibwerkstatt Marzahn beschäftigt diese Zahl, sie sind verärgert über die starke Präsenz der Partei und wünschen sich, dass ihr Bezirk nicht darauf reduziert wird.
Was steckt noch alles in Marzahn-Hellersdorf? Wie lebt es sich hier, was machen die Jugendlichen? Welche Orte sind ihnen wichtig? jup! war zu Besuch bei der Schreibwerkstatt, hier schreiben um die 20 Jugendlichen gemeinsam an ihren Texten, und hat dort nachgefragt: Was beschäftigt DICH in deinem Kiez? Was macht Marzahn-Hellersdorf noch aus? Was magst du an deinem Kiez und deinem Bezirk?
Und das ist einiges!
Unser Tag beginnt mit einem Skywalk über den Dächern des Bezirks. Die degewo bietet diesen kostenlos an. Gemeinsam fahren wir in den 21. Stock eines Plattenbaus. Von hier oben sehen wir den alten Ortskern Marzahns mit seinen Bauernhäusern, der alten Holzmühle und der kleinen Steinkirche. Rund herum schießen Plattenbauten in die Höhe. Auch hier werden die Gegensätze wieder deutlich. Am Horizont sehen wir Hellersdorf, den Kienberg, die Ahrensfelder Berge und die Biesdorfer Höhe, bis nach Brandenburg können wir trotz leichtem Nebel blicken.
Im Anschluss treffen wir uns in der Mark-Twain-Bibliothek in Marzahn zum gemeinsamen Workshop. Louis und Lukas von dem Verein Schreibende Schüler wollen heute zusammen mit den Jugendlichen der Schreibwerkstatt kreative Texte anhand der gewonnenen Eindrücke auf dem Skywalk und auch durch gemeinsames Brainstorming entstehen lassen. Die Schreibwerkstatt Marzahn steckt gerade mitten in einem tollen Projekt, das sie bei der Jugendjury des Bezirks vorgestellt haben: "Geplant, gebaut, beseitigt". Dabei geht es um in der DDR geplante Städte bzw. Stadtteile, wie Marzahn und Eisenhüttenstadt, die nach der Wende wieder zurückgebaut wurden. So wurden nicht nur Gebäude, sondern auch Erinnerungsorte abgerissen. Auch die Überlegungen zu diesem Projekt können natürlich mit in die Texte einfließen.
Miniaturen zum Kiez, schon nach einer Stunde sind wunderschöne Texte entstanden, die beim Hören und Lesen gleich Bilder in einem erzeugen. Nach einer kleinen Pause diskutieren wir über das Image des Bezirks. Die starke Präsenz der AfD im Bezirk ist Thema, doch was gibt es hier sonst? Viel Grün zum Beispiel, das wissen viele nicht. Dann reden wir darüber, wer in Marzahn bleiben will, wer wegziehen wird, was der Bezirk den Jugendlichen bedeutet. Aus den Sammlungen und dem Gespräch enstehen Reden, die wir uns vortragen.
Anfang Juli wird der zweite Teil der Mini-Workshops stattfinden, dieses Mal wird dann ein Video entstehen. Wir freuen uns schon riesig darauf und bedanken uns bei der Schreibwerstatt Marzahn für die Einladung und bei den Schreibenden Schülern für den tollen Workshop zum Kreativen Schreiben!
Fotos: © jup! Berlin
Danke an die Schreibwerkstatt Marzahn, die Mark-Twain-Bibliothek und die Schreibenden Schüler e.V.!
Den Blogbeitrag von Renate Zimmermann, die die Schreibwerkstatt leitet, lest ihr hier!