Sehsüchte Festival 2019 - Eindrücke

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am 03.06.2019

Vom 24.04. bis 28.04.2019 fand zum 48. Mal das Sehsüchte Festival statt. Das Sehsüchte Festival ist das größtes Studierendenfilmfestival Europas und stand dieses Jahr unter dem Motto „explore“. Dies lässt sich als Aufruf an Filmemacher*innen, Studierende und Festivalbesucher*innen interpretieren, sich sowohl auf ästhetischer als auch auf inhaltlicher Ebene unbekannte Wege zu schaffen. Als Festival für junge Filmschaffenden möchte es laut eigener Angabe diesen die Möglichkeit geben, sich innerhalb der Branche zu vernetzen. So steht das Sehsüchte Festival für Begegnungen der besonderen Art mit Film, Kunst, Gesellschaft und neuen Technologien und dabei verschiedene Lebenswelten kennenlernen. Explore: heißt demzufolge über den Horizont hinauszuschauen und Grenzen zu überschreiten – sowohl im Kollektiv, als auch bei der individuellen Erfahrung aller Filmliebhaber*innen. Des Weiteren will das Festival die besten Werke des weltweiten Filmnachwuchses einem breiten Publikum zugänglich zu machen und dient als Begegnungsstätte für den internationalen Filmnachwuchs. Dabei bietet es Freiraum für experimentelles, junges und grenzenloses Gegenwartskino.

Seit 1972 wird das heutige Sehsüchte-Filmfestival an und in der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF in Potsdam veranstaltet. Original wurde es damals von der Hochschule für Film und Fernsehen als Studentenfilmtage ins Leben gerufen. Dieses Jahr waren erstmals auch 360°-Filme zu sehen, von denen der beste sogar mit einem eigenen Preis prämiert wurden. 360°- Film bieten hierbei eine alternative Möglichkeiten des visuellen Erzählens und sich mit Filmen auseinanderzusetzten, da das Publikum in die filmische Umgebung eintaucht und sie hautnah miterleben kann. Immersives Erzählen bietet somit Potenzial für eine neue Art des Geschichtenerzählens der Filmemacher*innen.

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Über das Team

Das Team des Sehsüchte Filmfestival setzte sich auch dieses Jahr wieder aus Studierenden der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF zusammen, die das Festival in Eigenregie organisiert. Konzeption und Organisation des Festivals lagen hierbei in den Händen des Masterstudiengangs Medienwissenschaft und Studierenden des Bachelorstudiengangs Digitale Medienkultur. Darüber hinaus wurde das Team durch Festivalpartner*innen, Medienpartner*innen, Studierenden aller Studiengänge sowie vielen weiteren Helfer*innen unterstützt.

Das Festival Programm

Das Festivalprogramm 2019 wird als eine Entdeckungsreise in 59 Filmen aus 19 Ländern beschrieben. Einer Reise durch Raum, Zeit und ins tiefste Innere. Dabei wurden Werke von Studierenden und Debütfilmemacher*innen aus den Bereichen Spiel- , Dokumentarund Animationsfilm gezeigt, die neue Perspektiven auf Beziehungen, Lebenswege und Identitäten eröffneten. Von konventionellen Erzählweisen bis hin zu experimentellen und gewagten Formen, gab es im Progann für jeden etwas zu finden und passend zum Festivalmotto explore: wurden auch die Bezeichnungen der Filmblöcke nach geologischen Erdzeitaltern wie Jura, Kreide oder Paläogen gewählt, die den Aufbruch in das filmisch Unbekannte verdeutlichten und zugleich zu dessen Erkundung anregten.

Die Sektion Future

In der Sektion Future wurden beeindruckende Filme aus insgesamt zehn Ländern für ein junges Publikum gezeigt. Der Schwerpunkt des diesjährigen Programm lag auf Themen wie Akzeptanz, Zusammenhalt, Liebe und Identität. Auch in dieser Sektion wurde Preise für den Besten Kinderfilm, sowie für den Besten Jugendfilm vergeben. Über die Preisträger wurde von einer Kinder- bzw. Jugendjury entschieden, die zur Hälfte aus Kinder- und Jugendschauspieler*innen bestand. Die andere Hälfte wurde mit Interessierten besetzt, die vorab mittels kreativer Einreichungen zum Festivalmotto explore: die Gelegenheit hatten sich um einen Juryplatz zu bewerben.

Die Jury für die Sektion Future Kids [6 – 11 Jahre] setzte sich daher neben Kinderschauspielerin Helena Zengel (SYSTEMSPRENGER) aus Emil Barollo, Irma Filleau, Mathilde Jenke, Mila Mecklenburg, Cecile Cayar und Alina Ziebarth zusammen. Über den Gewinner der Kategorie Future Teens [12 – 17 Jahre] entschieden die Schauspieler*innen Jule Hermann (WENDY), Lorenzo Germeno (WINNETOUS SOHN), Ella Lee (DARK), Anton Petzold (RICO, OSCAR UND DIE TIEFERSCHATTEN), Maximilian Ehrenreich (HILFE, ICH HABE MEINE ELTERN GESCHRUMPFT), Lukas von Horbatschewsky (DRUCK) sowie Lilly Minuth und Charlie Schrein.

Meine Erfahrungen und Eindrücke

Neben Filmblöcken gab es ebenfalls die Möglichkeit an Panels und Talks teilzunehmen, wie beispielsweise den am Freitag Nachmittag stattfindenden Talk über Berlin als XXX . Mein persönliches Highlight war jedoch das Film Quiz, in dem man im Team sein Filmwissen zum besten geben konnte. Das Quiz war nicht nur abwechlungsreich gestaltet, sondern hat auch sehr Spaß gemacht und die ersten drei Plätze wurden jeweils mit einer Aufmerksamkeit gekürt.

Besonders am Festival gefallen hat mir neben der Auswahl des Filmprogramms, zudem die Mühe, mit der das Sehsüchte Festival konzipiert wurde. So zeigten Klebeleisten auf dem Boden der Filmuniversität den Weg zu den verschiedenen Kinos und auch am S-Bahnhof Griebnitzsee waren wegweisende Pfeile auf den Boden geklebt, sodass man diesen nur zu folgen brauchte. Darüber hinaus merkt man den Beteiligten ihre Liebe zum Film an und durch die Location der Filmuni KONRAD WOLF erhält das Festival einen ganz eigenen Charme, der sich stark von anderen Filmfestivals absetzt. Dazu beitragen tun neben dem Veranstaltungsort besonders die Säle, in denen die Filme gezeigt wurden. So handelte es sich bei diesen nicht um konventionelle Kinosäle, sondern eher um Räume, in denen bei akademischem Betrieb Vorlesungen oder andere Veranstaltungen abgehalten (zumindest nehme ich dies an). Durch diese Atmosphäre des Universitätsgebäudes wirkt das Festival persönlicher und kleiner, jedoch nicht minder professionell. Es ist eben ein Festival von Cinephilen für Kinoliebhaber.

Auch durch das Programm und die gezeigten Filme setzte sich das Sehsüchte-Filmfestival von anderen ab. Ich fand es besonders spannend mir diese Filme anzuschauen, die ich vermutlich anderswo nicht zu sehen bekommen würde. Des Weiteren ist es interessant sich die ersten Filme eines Filmemachers anzusehen und sich in diese teils so anderen Welten versetzen zu lassen. Das anschließende „Frage und Antwort“ mit Regisseuren, Protagonisten oder anderen Crew-Mitgliedern bot dann eine gute Möglichkeit sich mit den meist noch jungen Filmschaffenden auszutauschen und beispielsweise offen gebliebenen Fragen zu erläutern. Bei den Filmblöcken, die ich mir angesehen habe, musste diese anschließende Fragerunde jedoch vermehrt ausfallen, da die Filmemacher entweder einfach nicht erschienen, doch keine Zeit hatten oder aus anderen Gründen nicht vor Ort sein könnten. Das war schade, aber nichtsdestotrotz haben mir alle Filme sehr gut gefallen und zu Beginn hat mir jeder neue Film besser gefallen als der vorherige.

Alles in allem bin ich sehr froh ein paar Tage auf dem Sehsüchte Festival verbracht zu haben, da es mich in meiner Filmerfahrung bereichert hat und ich das Konzept der „Ersti-Filme“ interessant finde. Ich freue mich jetzt schon aufs Sehsüchte 2020 und bin gespannt, was für außergewöhnliche Filme dort gezeigt werden.