So war die Pressekonferenz zu ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD

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am 05.09.2019

Viele Menschen träumen davon einmal in ihrem Leben im gleichen Raum mit großen Hollywood Schauspieler*innen oder mit ihrem Idol zu sein. Ich hatte die Möglichkeit an der Pressekonferenz zu ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD in Berlin teilzunehmen, bei der ebenfalls Regisseur Quentin Tarantino, die Produnzenten des Films, sowie Hauptdarsteller*innen Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Margot Robbie anwesend waren. Ich habe ein paar interessante Fakten und Geschichten der Hollywood Größen gehört, die ich gerne mit euch teilen möchte, sowie meinen allgemeinen Eindruck der Pressekonferenz.

Meine ausführliche Film-Review zu
ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD
findet ihr unter: https://jup.berlin/once-upon-time-hollywood

Sind alle guten Dinge 10?

Ein Thema, welches auf der Pressekonferenz eine große Rolle spielte, war die Frage nach Tarantinos zehntem und somit letztem Film. Wer von euch das nicht weiß: Quentin Tarantino sagte einst, dass er in seiner Filmkarriere nur zehn Filme drehen und sich danach zur Ruhe setzen würde. Mit ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD ist nun sein neunter Film erschienen. Alle Welt fragt sich jetzt, wovon Tarantinos letzter Film handeln könnte. Im Gespräch waren hierbei beispielsweise eine weitere Fortsetzung des erfolgreichen KILL BILL – Franchises oder eine STAR TREK Adaption, an der Tarantino angeblich beteiligt ist. Selbstverständlich gab Quentin Tarantino nur eine sehr vage Antwort auf diese Frage. Er erzählt beispielsweise, dass er sich ein Schlupfloch schaffen könnte, indem er den STAR TREK Film drehen würde. Danach könnte er immer noch argumentieren, dass er zehn „Original Movies“ schaffen wollte und somit trotz einer insgesamten Anzahl von elf Filmen, seiner Aussage treu bleiben würde. Der STAR TREK Film würde dann schlichtweg nicht in seine Rechnung integriert werden. Aber alle Witze beiseite, im Endeffekt können wir nicht mehr als abwarten, worum sich Tarantinos zehnter Film dreht und ob das wirklich sein finaler Film sein wird.

Die Kinderwiege Hollywood

Natürlich lag der Fokus der Pressekonferenz ebenfalls auf OUATIH und es wurden viele Fragen zur Produktion und zu Themen gestellt, die mit dem Film in Verbindung zu bringen sind. OUATIH wurde mehrfach als Tarantinos persönlichster Film bezeichnet, da er gewissermaßen abbildet, was dieser als Kind kannte. Es ist die Zeit in der sich sein Interesse für Filme entwickelte und in der er seine Freizeit in den kleinen Vorstadtkinos Los Angeles verbrachte. David Heyman, einer der Produzenten des Films, sagt deswegen, dass niemand anderes diesen Film in dieser Weise hätte machen können. Auch die Tatsache, dass Tarantino fünf Jahre am Drehbuch zu OUATIH saß, um alles richtig und zu seiner Zufriedenheit zu gestalten trägt sicherlich zu diesem Eindruck bei. Heyman betont ebenfalls Tarantinos Enthusiasmus für das Hollywood Kino der späten 60er Jahre.

Bis es endlich soweit war...

Des Weiteren erzählte Margot Robbie die Geschichte, wie sie ihre Rolle in OUATIH erhielt. Sie erzählte, dass Tarantino eines ihrer Idole ist und sie sich zu Beginn ihrer Schauspielkarriere vornahm, an einem bestimmten Punkt ihres Lebens ihre Idole anzuschreiben, um ihnen davon zu berichten, wie sehr deren Filme sie in ihrer Karrierewahl beeinflussten und danach zu fragen, ob sie zusammen einen Film drehen wollen. Bisher hatte sie sich jedoch noch nicht als gut genug empfunden, um Tarantino nach einer Rolle zu bitten. Diese Einstellung änderte sich, als sie die erste Schnittfassung von I, TONYA (2018; R: Craig Gillespie) sah. Sie fühlte sich bereit, schrieb eine Nachricht an Quentin Tarantino und empfand es als außerordentliches Glück, dass dieser gerade auf der Suche nach seiner weiblichen Protagonistin war.

Freunde vor und hinter der Kamera

Leonardo DiCaprio seinerseits lobte die Weise, in der die Beziehung zwischen Rick Dalton, seinem Charakter, und Cliff Booth, der Figur, die von Brad Pitt gespielt wird, inszeniert und geschrieben ist. Als ihre Figuren hatten die zwei Schauspieler eine gemeinsame Vergangenheit, die man im Film nicht explizit sieht, jedoch sehr wohl spüren kann. Es ist toll zu sehen, wie diese gemeinsame Vergangenheit nicht gezeigt wird, sich allerdings im Schauspiel und in der Interaktion der Beiden auswirkt. DiCaprio bezeichnete es als „silence understanding of our past“, also als ein gewisses Verständnis der Vergangenheit zwischen Cliff Booth und Rick Dalton, die jedoch nicht verbal zwischen ihm und Brad Pitt artikuliert werden musste, sodass die Szene und die Freundschaft funktioniert.

Aus dem Nähkästchen geplaudert

Eine Frage, die ich persönlich sehr interessant fand, war die Frage danach, was „filmmaking“ für jede*n der Anwesenden bedeutet. So schätzt Brad Pitt am Kino und am Filmemachen besonders die Möglichkeit Geschichten erzählen zu können, also das storytelling. Er ist allerdings auch der Meinung, dass Kino durch Streaming Angebote wie Netflix oder Amazon Prime im Umschwung ist. Jedoch hofft er, dass es weiterhin noch Menschen geben wird, die das Kino so sehr wertschätzen, dass sie weiterhin ins Filmtheater gehen und diese Kunstform nie aussterben wird. Leonardo DiCaprio wiederum bezeichnet den Film als größte Form der Kunst und betont, dass er nicht glaubt, dass Kino jemals aussterben wird. Er appelliert jedoch ebenfalls an die Anwesenden weiterhin ins Kino zu gehen, wenn sie diese großartige Kunstform unterstützen und nicht verlieren wollen. Bei Quentin Tarantino merkt man allein an seiner Ausdrucksweise und seinem Enthusiasmus, wie sehr ihn diese Kunstform begeistert. Es klingt zunächst womöglich etwas seltsam, wenn ich sage, dass ich es schön fand zu sehen, dass sich Tarantino für seine eigenen Filme begeistern konnte. Aber seine begeisterte, enthusiastische und teils sehr laute Erzählweise zeigte mir, dass ich einen Menschen vor mir habe, der sich genauso sehr für Filme begeistern kann, wie ich selbst. Diese Leidenschaft für Film teilt er während der Pressekonferenz ebenfalls mit den Journalist*innen, indem er einige Anekdoten und kleine Geschichten bspw. von den Dreharbeiten zu INGLOURIOUS BASTERDS erzählt. Tarantino erzählt groß, laut und mit vielen Handbewegungen. Er ist euphorisch und scheint Spaß am Film und an der Pressekonferenz zu haben. Genau diese Begeisterung und Liebe zum Film merkt man auch in Tarantinos Filmen. Er wählt jede Einstellung mit Bedacht und ist sich der Wirkung bestimmter Stilmittel und Szenen durchaus bewusst. Bezüglich der Dreharbeiten zu OUATIH erzählen die Stars, dass Tarantino kein Fan von CGI sei, weswegen alles vor Ort in Los Angeles gedreht wurde. Das Problem daran sei gewesen, dass sich die Umgebung, also die Hintergründe während der Dreharbeiten dauerhaft verändert hätten. Es wurde jedoch auch Tarantinos Liebe zu Details hervorgehoben: Die Kulissen wurden bis ins kleinste Detail durchgeplant und es sind einige Easter Eggs mit Referenz auf die 60er Jahre in Hollywoood zu finden.

Meiner Meinung nach gab es unterschiedlich interessante Fragen auf der Pressekonferenz. Ob die „originalen“ Schmuckstücke Sharon Tates der Schauspielerin Margot Robbie dabei geholfen hätten, sich in Tates Situation zu versetzen, fand ich zum Beispiel spannend. Fragen nach dem persönlichen Musikgeschmack der Stars wenn sie allein im Auto sitzen fand ich weniger interessant. Ist das das wirklich die eine Frage, die ein*e Journalist*in den Stars stellen möchte, wenn sie oder er die einmalige Möglichkeit dazu hat? Ich denke es gibt viele weitere, durchaus interessantere Fragen, als nun die Antwort zu wissen, dass Brad Pitt bei Stau auf klassische Musik zurückgreift, weil ihn das beruhigt.

 

Insgesamt fand ich die Pressekonferenz sehr interessant und ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, an solch einer Konferenz mit Filmgrößen teilzunehmen.