Mitmischen, mitwirken und mitmachen
150 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 24 Jahre wurden am 7. Oktober 2021 aus ganz Deutschland nach Berlin eingeladen, um den Amtssitz des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu übernehmen. Annika, meine Co-FSJlerin, und ich waren auch dabei. 9 Uhr fand die symbolische Schlüsselübergabe für das Schloss Bellevue durch den Bundespräsidenten und seine Frau Elke Büdenbender statt.
"Mitmischen, mitwirken und mitmachen" - das war unser Ziel und auch das Motto aller Teilnehmenden. Die Vorgehensweise und Ernsthaftigkeit mit der die Veranstaltung umgesetzt wurde und vor allem auch die Kreativität, die am Ende des Tages von den Teilnehmenden gezeigt wurde, ging weit über die Erwartungen des Bundespräsidenten hinaus: Unsere Generation wurde in den Zeitungen als faul und unmotiviert dargestellt. Das was er gesehen hat, war genau das Gegenteil und darauf hat er später hingewiesen. Wir sind die Zukunft.
Jede*r von uns durfte sich bei der Anmeldung einen aus mehreren Workshops auswählen. Es waren viele unterschiedliche Themen, die uns alle betreffen wie Klimaschutz, Digitalisierung oder mentale Gesundheit. Ich habe festgestellt, dass es vielen schwer fiel, sich einen Workshop auszuwählen. Das spannenste war, dass sich am Ende alle Projekte thematisch überschnitten. Wir hatten alle im weitesten Sinne ähnliche Ansichten und Forderungen, egal um welches Thema es sich handelte.
Annika und ich wählten den Workshop ‘’ICH und die Pandemie - wie mich Corona veränderte’’ und hatten richtig viel Spaß dabei. Die Workshopleiter*innen waren sogar in unserem Alter. Sie haben versucht, alles entspannt und gleichzeitig ernsthaft rüberzubringen. Die Atmosphäre und die Vorgehensweise hat mir persönlich sehr gut gefallen. Alle Teilnehmenden waren unglaublich nett und freundlich. Alle waren offen und haben ihre Probleme und Gedanken mit uns geteilt! Damit konnten wir dann im späteren Teil des Programms besser arbeiten.
Neben spannenden Diskussionen, in denen es auch zu Meinungsverschiedenheiten kam, haben wir auch Bewegung und kreatives Denken eingebracht. Wir haben viel gebrainstormed, geschrieben und sogar gespielt! Die interaktiven Spiele haben die Atmosphäre aufgelockert und viel Freude gebracht.
Unsere Workshopergebnisse sollten am Ende des 7. Oktober dem Bundespräsidenten und seiner Frau präsentiert werden. Nachdem wir unsere Ideen und Vorschläge in verschiedensten Art und Weisen gesammelt hatten, fingen wir an, unsere Präsentation vorzubereiten. Zum Glück haben wir dafür zwei Tage bekommen. Sonst wäre es mit der Zeit knapp geworden, denn unsere Gruppe hat ein Theaterstück mit Hilfe von zwei Expertinnen vorbereitet.
Einige Highlights aus den Präsentationen der unterschiedlichen Workshops findet ihr in unseren Instagram-Highlights.
"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich."
"Klimaschutz ist oft ein Privileg von Reichen, da umweltfreundliche Alternativen oft teurer sind."
‘"Ihr kennt meine Realität doch einfach nicht!"
Das sind einige der krassesten Zitaten, die ich während der Vorstellungen von anderen Gruppen gehört habe. Viele Präsentationen waren drastisch und beeindruckend dargestellt mit konkreten Anliegen und Forderungen. Alle Zuschauenden schienen von den Präsentationen angesprochen und bewegt zu sein.
Unsere Forderungen wurden gehört und verstanden. Die Frage ist nun, wie wird damit weitergemacht? Werden sie vom Parlament und der Regierung berücksichtigt? Oder war es nur eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung, in der Mitspracherecht von jungen Menschen präsentiert werden soll - ohne das mit unseren Forderungen im Nachhinein etwas geschieht.
"Ich will doch einfach nur dazugehören…", sagte eine der Jugendlichen. Will das nicht jeder?
Takeover Bellevue ist in der Zusammenarbeit und Unterstützung der Deutschen Kinder-und Jugendstiftung (DKJS), Unicef Deutschland, der Hertie-Stiftung und der ZEIT-Stiftung entstanden.