Vom Everest bis zum Ostblock – wo bleibt die Romantik?

am 22.01.2016

jup!-Redakteurin Amanda Beser über kräftige Zuchtbullen, amüsante Tiernamen und ihren Besuch auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin.

Die Tierhalle (Halle 25 IGW16) zeichnet sich durch viele Merkmale aus: kräftige Gerüche, die man sonst nur aus Berliner U-Bahnen kennt und eigensinnige Wortkreationen mit viel Deutungsspielraum. So habe ich zum Beispiel am Donnerstag, den 21. Januar 2016, auf der aktuellen IGW gelernt, für was RBB wirklich steht:

„ Zucht, Besamung, Vermarktung“ – (Rinderzucht Berlin-Brandenburg GmbH)

„Everest“ als auch „Ostblock“ sind Zucht-Stiere. Aufmerksam wurde ich auf diese besonderen Stiere durch eine Ausgabe der Zeitschrift „Rinderzucht-Fleckvieh“. Illustriert wurden beide in einem Arrangement, das mich stark an Ikea Kataloge erinnerte. Beide stammen, sofern man dem Katalog Glauben schenken kann, einer guten, ja erhabenen Familie ab. Everest, der Spitzenmilchvererber mit 1‘300 kg, zählt zu den Seinigen niemanden Geringeres als Rockefeller, seinen Halbbruder.

Erfolg wird bei Everest groß geschrieben. Während sechs seiner Neffen ebenfalls in Zuchtstationen aufgenommen wurden, zeichnet er sich durch einen tiefen Rumpf, einer breiten Hüfte und vor allem durch eine ausgeprägte Bemuskelung aus. „A bull for marriage!“ würden meine Freundinnen sagen.

Bei all dem Lob für Everest gilt es den Ostblock nicht aus den Augen zu verlieren. Vielleicht bin ich voreingenommen durch meinen eigenen Migrationshintergrund, doch DIESER Bulle trägt den Namen mit Würde, Leidenschaft und einer guten Spermaverfügbarkeit. Er ist gesund und bei über 500 Nachwuchstieren waren nur etwa 2,4 Prozent Totgeburten dabei. Wenn sich die Kleinen auch irgendwann mal so gut anstellen wie ihr Vater, also für das schönste Hobby der Welt ihre Daseinsfunktion bestreiten, dann dürfen wir gespannt sein!

Das war mein gewonnener Eindruck. Er entstand, wie ich zuvor erwähnte, durch die Zeitschrift „Rinderzucht – Fleckvieh“. Auf der IGW16 selbst lagen die Tiere zum Teil verängstigt in ihren Boxen. Ein Bild, das ich weder als tierlieb bezeichnen kann, noch sinnvoll. Viele Fragen tuen sich mir auf: Waren die Tiere zum Streicheln da? Sollte man sich den Hochleistungssamen vor Ort „abzapfen“ oder musste man aus organisatorischen Gründen eine weitere Halle zum Erlebnisort statuieren, um weitere Besucher anzulocken? Fragen über Fragen, die mir die netten Mitarbeiter*innen leider aus Zeitgründen nicht beantworten konnten.