Warum wir den Frauentag feiern.

Alljährlich klopft es wieder an der Tür – ein Tag, den wir alle kennen. Egal ob Mama, Schwester oder einfach nur Powerfrau für sich selbst, dieser Tag ist für jede Lady bedeutsam. Plötzlich erleben die Blumengeschäfte einen Wirtschaftsboom, Last-Minute-Geschenke und kreative Basteleien lassen nicht auf sich warten, es huscht hier und da ein Ballon, eine funkelnde Grußkarte, oder aber auch kleine, nicht ganz zuckerfreie  Aufmerksamkeiten am Auge vorbei.

Die Rede ist vom – na klar! –Weltfrauentag am 8. März!

Heute feiern wir einheitlich rund um den Globus - unabhängig von Nationalität, Kultur, wirtschaftlichen und politischen Differenzen - die Rechte der Frauen. Eine Selbstverständlichkeit, die aber einen langen Weg hinter sich hat. Im Rahmen des Internationalen Frauentags bringen die Vereinten Nationen den Begriff „Frauenrechte“ sogar mit Weltfrieden in Verbindungen. Grund genug die Entstehung des Frauentags mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Vom Herd auf die Straße

Tatsächlich lassen sich die Ursprünge auf die politische Bewegung zur Durchsetzung des Frauenwahlrechts Anfang des 20. Jahrhunderts zurückführen. (zum Thema Frauenwahlrecht findet ihr hier den Artikel über das Projekt feminationSZ). Damals hatten Frauen wenig mitzumischen - sich politisch zu äußern galt als gewagt, ja fast schon vulgär. Wohin solle das denn führen, wenn Frau weg von Herd, Wäscheleine und Kinderspielzeug sich auf einmal in die Politik einmischt?

„Na, zu einem Zugewinn für die Gesellschaft!“, dachte sich wohl die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die die politische Beteiligung von Frauen als Bereicherung für die Parteien und deren Anhängerschaft ansah. Ganz nach dem amerikanischen Vorbild der Sozialistische Partei Amerikas, die 1908 ein Nationales Frauenkomittee gründete und bürgerliche Frauenrechtlerinnen und Demonstrationen organisierte. Die Idee war revolutionär und sorgte besonders in Europa für enorme Aufmerksamkeit: So legte Clara Zetkin gemeinsam mit Käte Duncker 1910 auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen mit ihrer Forderung nach einem internationalen Feiertag den Grundstein für die Einführung des Frauentags.

Und bereits im darauffolgenden März 1911 (damals noch am 19.3.) gab es ihn dann schon, den ersten anerkannten Frauentag, der als Aktionstag für die Frauenrechte begangen wurde. Die Schweiz, Österreich-Ungarn, Deutschland und Dänemark waren die ersten Länder die ihn einführten und es sollten fundamentale Veränderungen folgen: So bekam die Forderung nach einem Wahlrecht für Frauen Auftrieb aber auch die Arbeitsbedingungen wurden angepasst und Diskriminierungen aufgehoben. Damit wurde ein Stein ins Rollen gebracht, der vor allem auf eines zielte: Solidarität und Harmonie.

Von der Straße an die Wahlurnen

Aktionen, Proteste und Demonstrationen für Frauenrechte führten in den Folgejahren zu einer europaweiten Bewegung: Während des Ersten Weltkrieg im Jahr 1917 lehnten sich russische Aktivistinnen gegen die Kriegsbemühungen des Zaren auf, womit die Februar Revolution ausgelöst wurde. Die Demonstrationen, die damals laut julianischen Kalender am letzten Sonntag im Februar stattfanden und heute gemäß gregorianischen Kalender auf den 8. März datiert werden führten zur sogenannten Februarrevolution, der der Sturz des Zaren im Oktober und das Ausscheiden Russlands aus dem Krieg folgte. So lösten den Aktionen der Frauen des 8. März nicht nur den Systemwechsel und das Ende des Krieges mit aus, sondern erkämpften auch das Wahlrecht für Frauen (seit 1917 in der neugegründeten Sowjetunion, seit 1918 in Deutschland). Und so wurde der 8. März zum internationalen Frauentag.

 

Wer findet Berlin? (rot = Feiertag / gelb: inoffizieller Feiertag / orange = Feiertag für Frauen)

Frauenrechte für den Weltfrieden

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges kam 1945 der endgültige Durchbruch: Die von sämtlichen Regierungen unterzeichnete Charta der Vereinten Nationen beinhaltete die Absicht eines jeden Landes die Gleichberechtigung von Frauen und Männern politisch durchzusetzen. Durch eine 1977 verabschiedete UN-Resolution, in der alle Staaten zur Einführung eines Tages der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden aufgefordert wurden, gilt der 8. März offiziell als internationaler Frauentag.

In Deutschland ist nun Berlin einen Schritt weiter gegangen und hat in diesem Jahr als erstes deutsches Bundesland den internationalen Frauentag zu einem offiziellen und arbeitsfreien Feiertag ernannt.

 

Doch wo steht die Gleichberechtigung der Frau heute?

Die Meinung, auf die man leider, auch unter Frauen immer wieder trifft ist – Wozu denn ein Frauentag? – Frauen sind doch mittlerweile gleichberechtigt. Aber stimmt das?

It's (still) a man's world!

Wenn man sich in der Welt umschaut muss man zu einem anderen Schluß kommen.
So werden z.B auch heute noch die in Kenia lebenden Samburu-Frauen von ihren Familien gegen Perlengeschenke an Stammenskrieger freigegeben, meist ohne ihr Einverständnis verheiratet und auch immer wieder zu Genitalverstümmelungen gezwungen.
In Indien gelten Mädchen und Frauen wegen ihrer Menstruation als unrein. Das führt in vielen Fällen zur Isolierung. So dürfen sie beispielsweise Tempelanlagen nicht mehr besuchen.
In Lateinamerika kommt es immer wieder zu Gewalt von Ehemännern gegen ihre Frauen. Viele davon werden ermordet. Seit einigen Jahren gehen etwa in Argentinien tausende Menschen gegen diesen gesellschaftlichen Missstand auf die Straße.
Aber auch in Europa besonders in den ärmsten Ländern wie Bulgarien und Rumänien werden junge Frauen durch Armut und Menschenhändler in die Prostitution gezwungen. Häufig landen sie dann ohne Pass und in der Gewalt von brutalen Zuhältern in Deutschland auf dem Straßenstrich.

...und vor unserer eigenen Haustür?

Die #metoo Bewegung hat gezeigt, dass körperliche Belästigung und Gewalt vor unserer Haustür stattfindet. So weist zum Beispiel die bundesdeutsche Repräsentativstudie zur Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen darauf hin, dass insgesamt 60% aller Frauen eine Form von sexueller Belästigung erlebt haben.

In Deutschland sind mehr als 40% der Alleinerziehenden (und das sind zu ca. 90% Frauen) von Armut bedroht. Alleinerziehend zu sein stellt mitunter einer der größten Armutsrisiken überhaupt da.

Ungleichberechtigung lässt sich aber auch am Gehalt ablesen. In Deutschland wird dieses Jahr am 18. März der Gender Pay Gap Tag begangen – das bedeutet, dass Frauen ab diesem Tag wie männliche Arbeitskräfte bezahlt werden, nur dass die seit Jahresbeginn geleistete Arbeit im Gegensatz zu den Männern unbezahlt war. Sie verdienen also im Durchschnitt über 20% weniger als Männer.

Gravierender sind auch die Hürden für Frauen in leitende Positionen in der Wirtschaft zu kommen. Nur knapp ein Viertel der Chefs sind weiblich und unter den Vorstandsmitgliedern sind sogar weniger als 6% Frauen. Selbst eine Unikarriere wird Frauen schwerer gemacht als Männern. Denn obwohl genauso viele Frauen wie Männer ihr Studium abschließen, werden weniger als ein Viertel der Hochschulproffessuren mit Frauen besetzt.

Darum brauchen wir den Frauentag.

Viele Kritikpunkte weisen darauf hin, dass es offensichtlich Lücken gibt, mit denen wir uns aktiv befassen müssen. Es ist ermüdend, sich immer wieder mit diesen Problem konfrontiert zu sehen. Ich persönlich glaube, dass jede Frau in irgendeiner Form Berührungspunkte mit den oben genannten Konflikten und dem gesamten Eindruck  dahinter hat. Die Einflüsse und Gründe sind divers, aber eine Veränderung fängt immer bei den Menschen an. Also ist es unsere Aufgabe, Verantwortung und ein stabiles Bewusstsein für dieses schwierige Thema zu vermitteln.

Es wurde also so einiges erreicht – aber: Es gibt noch eine Menge zu tun. Wir sollten uns ein Beispiel an den Errungenschaften nehmen und diese weiter ausbauen. Es reicht nicht, sich auf einzelnen Erfolgen auszuruhen. Umso wichtiger ist es, die positive Entwicklung um Gleichberechtigung zielbewusst voranzutreiben.

Denn: „Frauenrechte sind Menschenrechte.“ Und um diese Selbstverständlichkeit immer wieder in Erinnerung zu rufen gibt es den Frauentag.

Allen, aber besonders den Mädchen und Frauen, wünsche ich einen schönen Feiertag!