Widerstand mit Comic

am 18.09.2019

Vielen Schüler*innen sind die verschiedenen Widerstandsbewegungen, die aus Protesten gegenüber Kolonisatoren auf dem Kontinent Afrika entstanden sind – völlig unbekannt.

Dass das am hiesigen Geschichtsunterricht liegt und Deutschland nicht gerade mit Vorbildcharakter darum bemüht ist seine menschenverachtende, koloniale Vergangenheit aufzuarbeiten, ist mehr als nur unwürdig im Jahr 2019.

Doch gegen die Unwissenheit, die eine erste Hürde des Fortschritts darstellt, ist jetzt ein spannendes Comic-Buch von dem ehrenamtlich organisierten Verein ‚Initiative Perspektivwechsel e.V.‘ erschienen.

Das für den deutschsprachigen Geschichtsunterricht entworfene Comic-Buch behandelt drei packende Widerstandsbiografien im kolonialisierten Kamerun. Es bewältigt den schweren Spagat zwischen der Behandlung des Themas Kolonialismus und Winderstand in Kamerun auf der einen Seite und einer niedrigschwelligen Vermittlung durch visuelle Umsetzungsstrategien auf der anderen.

Von Damals zu Heute

Getreu den Gesetzen eines Comics sind die wichtigsten Inhalte der drei historisch und thematisch unterschiedlichen Widerstandsbewegungen im kolonialisierten Kamerun auf prägnanten 69 Seiten zusammengestellt. Die jeweiligen innergeschichtlichen Handlungen werden durch ansprechende Abbildungen transportiert, ebenso durch die Farbwahl. Jede der drei Widerstandserzählungen wird in einer eigenen Farbwelt mit einnehmenden Leitcharakteren wiedergegeben.

Da ist zum Beispiel der junge König Rudolf Duala Manga Bell, der von den Deutschen im Jahr 1914 gehängt wurde, weil er sich gegen die Repressionen der Kolonisatoren entschieden wehren wollte. Oder Mamma Abula und die Kom-Frauen, die am Ende der 1950er Jahre mit dem Anlu-Ritus gegen ihre Männer rebellierten, weil diese die landwirtschaftlichen Reformen der englischen Kolonial-„Herren“ unterstützten. Aber auch die eher aktuellere Widerstandsgeschichte André Blaise Essamas wird vorgestellt. Essama wurde in Kamerun durch das aktivistische Zerstören von Statuen bekannt. Zuletzt beschädigte er das 2017 von einer französischen Künstlerin entworfene und circa 3 Meter große Selbstportrait jener Künstlerin.

Am Schluss jeder künstlerisch-bearbeiteten Widerstandsbewegung ist ein Fakten- und Quellenteil angehängt.

Dort sind erste Anregungen für weitergehende Lektüre oder mögliche Referatsthemen zu finden. Das Widerstandscomic-Buch ist also ‚ready to use‘ für den deutschsprachigen Geschichtsunterricht konzipiert und wurde deshalb auch vermutlich von der Berliner Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ), der Stiftung Nord-Süd-Brücken (NSB) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, gefördert. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen!

Es bleibt zu hoffen, dass das Widerstandscomic nicht nur durch hochengagierte Lehrende Einzug in deutsche Schulen erhält, sondern auch, dass es zu einem aufrichtigen Perspektivwechsel im post-kolonialistischen Diskurs in Deutschland beiträgt. Die vielfältigen Aspekte des Widerstandes, hier stellvertretend die in Kamerun lohnen sich sehr SchülerInnen* vermittelt zu werden.

Neugierig geworden? Wollt ihr den Comic lesen?
Ihr könnt "Widerstand" bei der Initiative Perspektivwechel auf Spendenbasis bestellen. Schreibt ihnen einfach eine Mail !